Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
spürte er ihn nicht mehr. Er war sich nicht sicher, wann er ihn das letzte Mal gehört oder gefühlt hatte. Zeit spielte keine Rolle mehr.
Sogar die anderen Tiergeister waren fort.
Hatte der Tod die siebzehn anderen ebenfalls auf diese Weise ereilt? Waren sie in Einsamkeit und Wut gestorben? Er hatte sich immer ausgemalt, wie sie gemeinsam darum gekämpft hatten, einen Weg nach draußen zu finden, wie sie zusammen zugrunde gegangen waren, echte Kampfgefährten. Jetzt kannte er die Wahrheit. Sie waren von allem isoliert in totaler Finsternis gestorben.
Und ihm würde es schon bald genauso ergehen.
Mehrere von ihnen hatten eine Gefährtin gehabt, einer auch einen kleinen Sohn. Wie viel schwerer musste es sein, nicht mit denjenigen Kontakt aufnehmen zu können, die am meisten unter seinem Tod leiden würden.
Wie viel schwerer musste es für Tighe sein.
Zwischen den Wutanfällen wurde er immer wieder bewusstlos und konnte nicht mehr unterscheiden, ob er schlief oder wach war. Verschiedene Leute kamen ihm in den Sinn, die er vor langer Zeit gekannt hatte. Sein Vater. Die Freunde seiner Jugend. Kamen nun ihre Geister, um ihn ins Jenseits zu bringen?
Nein! Es musste einen Weg nach draußen geben!
In Gedanken lehnte er sich gegen die Fesseln auf, die er nicht spüren konnte. Allmählich und auf schmerzliche Weise ließ sein Kampfgeist nach. Es war sinnlos, sich gegen das Böse zu stemmen. Diesmal gab es kein Entrinnen. Sein Tiergeist war so gut wie verloren, und auch sein eigener Geist schwand allmählich. Sein Leben ging zu Ende, und er konnte nichts dagegen tun.
Als der Zorn ihn wieder übermannte und durch seinen Kopf tobte, stieß er einen Kampfschrei aus, der Fensterscheiben zersprengt hätte, wären welche vorhanden gewesen. Wenn er doch wenigstens noch seine Stimme gehabt hätte. Als sich der weiß glühende Schleier in seinem Kopf ausbreitete und ihm den Verstand raubte, war sein letzter Gedanke, dass es vielleicht besser wäre, nicht mehr hier herauszukommen.
Die Göttin allein wusste, welchen Schaden, welches Blutbad er in diesem Zustand anrichten würde, da er von hirnloser und heimtückischer Wut besessen war.
Kougar kämpfte unerbittlich mit Ariana an seiner Seite. Beide hieben nach rechts und links, egal ob Zauberer oder Ilina, und verstümmelten ihre Gegner. Inzwischen achteten sie nicht mehr darauf, die Ilinas zu verschonen. Gliedmaßen wuchsen nach. Und wenn sie Hookeye nicht aufhalten konnten, ehe er den Zauberspruch beendet hatte, der das Wurmloch in die Geistfalle öffnete, würden Melisande, Brielle und fast ein Dutzend anderer Ilinas ohnehin sterben.
Und nur die Göttin wusste, wie viele Krieger.
Trotz der klirrenden Schwerter hörte er, dass sich der Rest der verzauberten Armee von hinten näherte.
»Um die kümmere ich mich.« Ariana wirbelte herum, und sie kämpften Rücken an Rücken, während er vorwärtsdrängte, um Hookeye rechtzeitig zu erreichen.
Schweiß lief ihm über den Rücken, und die Verzweiflung zerrte an seinen Nerven, während er sich einen Weg durch die angreifenden Zauberer bahnte. Der Sprechgesang des Zauberers wurde vom Klirren der Schwerter und den Schreien der Verletzten fast gänzlich übertönt. Ein kurzer Blick, und er wusste, dass der Zauber noch nicht vollendet war. Doch ihm lief die Zeit davon.
Mit dem todesmutigen animalischen Gebrüll eines Kriegers des Lichts schlug Kougar ohne Rücksicht auf Verluste um sich und hatte nur eines im Sinn. Eine Person. Diesen unscheinbaren, miesen kleinen Scheißkerl von Zauberer.
In einem Regen aus Blut, das ihm auf Gesicht und Kleidung spritzte und dessen metallischer Duft ihn in einen Rausch versetzte, flogen abgetrennte Hände und Arme in alle Richtungen. In seiner Katzengestalt liebte er das warm durch sein Maul strömende Blut, und nun lechzte er nach dem Blut eines Mannes – Hookeyes.
Der Boden unter seinen Füßen wurde immer rutschiger, doch er drängte nach vorn, ohne dass ihn die Wächter aufhalten konnten, und auch die Ilinas stellten nicht die geringste Herausforderung für ihn dar.
Doch als sich die Reihen der Zauberer zwischen ihm und seinem Ziel lichteten, bemerkte er vor sich auf dem Boden eine glänzend schwarze blubbernde Substanz, die ein poppendes Geräusch produzierte und nach faulen Eiern stank. Seine Nackenhaare stellten sich auf bei der Erkenntnis, dass dies wieder eine von Hookeyes Heimsuchungen war – und sie würde Kougar bestimmt nicht gefallen.
Innerhalb weniger Sekunden hatte die
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