Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
mit dessen Hilfe sie ihm schon einmal entkommen war, und das würde ihm nicht ein zweites Mal passieren. Nicht bevor er wusste, was hier eigentlich los war.
Plötzlich erstarrte sie und riss die Augen auf. Entsetzen und Angst sprachen aus ihrem Blick.
»Ariana.« Obwohl sie noch mit einer Handschelle an die Wand gefesselt war, packte er sie, als ihre Knie nachgaben. »Was ist los?«
Sie hob den Blick, und das nackte Grauen sprach daraus. » Er weiß es .« Ein nervöses Zittern erfasste ihren Körper.
Kougar hatte das Gefühl, als wäre er mitten in einen Film geplatzt, von dem er noch nie etwas gehört hatte. Er hob eine Hand, legte sie an ihr Gesicht und strich ihr mit dem Daumen über die Wange. »Wer weiß was, Ariana?«
»Ich muss zu meinen Kriegerinnen, Kougar. Sie sind in Gefahr.« Ihre Stimme zitterte, und in ihrem wilden Blick lag ein fiebriger Glanz. »Du musst mich gehen lassen!«
»Sag mir, was los ist.«
Sie wehrte sich gegen seinen Griff und schlug dabei um sich.
»Mach mich los!«
Seine Katze maunzte kläglich in ihm. Sein Magen zog sich angesichts der Qual zusammen, die er in ihren Augen sah. Doch wenn er sie jetzt gehen ließ, verlor er vielleicht die einzige Chance, Hawke und Tighe zu retten. Er hätte keine Ahnung, wohin sie ging. Und nur wenn sie sich ins Kristallreich begab, würde er ihr folgen können.
Er packte ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Ein leichter Schweißfilm glänzte auf ihrer viel zu blassen Haut. »Du wirst nirgendwo hingehen, bis du mir sagst, was hier los ist, Ariana.«
Er wartete ruhig, während sie um Fassung rang. Ihr Atem ging weiterhin stockend, und sie presste ihre leicht zitternden Lippen zusammen, was ihm verriet, dass sie den Tränen nahe war. Sie blinzelte mehrfach, holte bebend Luft und erwiderte seinen Blick.
»Wer weiß was?«, drängte er mit ruhiger Stimme.
»Ein Zauberer.« Sie versuchte wegzusehen. »Die Mondsteine haben bisher verhindert, dass er mich finden konnte. Er wird uns angreifen.«
Kougar runzelte die Stirn. »Ich dachte, niemand weiß, dass ihr noch lebt.« Diejenigen, die die Wahrheit kannten, hatten alle irgendwann durch Melisandes Schwert den Tod gefunden. Oder waren ins Kristallreich verschleppt worden, um dort zu sterben.
»Das wusste er auch nicht. Bis jetzt.«
Kougar starrte sie an und bemühte sich, die Lücken zu schließen. Seit wann griffen die Zauberer die Ilinas an?
»Er hat euch schon vorher attackiert?« Er hielt inne. »Wann?«
Sie sah ihn an, konnte seinem Blick aber nicht standhalten. »Vor hundert Jahren.«
»Du lügst.« Auf seinen Armen breitete sich unversehens eine Gänsehaut aus, als er plötzlich begriff. »Nicht vor hundert, sondern vor tausend Jahren. Habe ich recht?« Als sie nicht antwortete, wurde sein Griff noch fester. »Habe ich recht?«
»Ja! Ja, es war vor tausend Jahren.« Sie erwiderte seinen Blick … und er sah die Wahrheit in ihren Augen und die Qualen, die sie litt. »Er hätte uns beinahe vernichtet. Die Mondsteine sind das Einzige, was uns schützt. Ich habe keine Ahnung, warum sie verhindern, dass er uns spürt, doch so ist es nun mal.« Tränen liefen ihr nun über die Wangen. »Doch jetzt weiß er es.«
Die Erkenntnis, was diese Worte noch bedeuteten, brachte Kougar ins Schwanken. »Dann war es also nie der böse Geist, der euch heimgesucht hat, sondern ein Zauberer? «
Ihm stockte der Atem, als sich seine Welt auf den Kopf stellte, weil Ariana innerhalb von Sekunden die Geschichte der vergangenen tausend Jahre umgeschrieben hatte. Vor einundzwanzig Jahren hatte er erfahren, dass die Ilinas gar nicht untergegangen waren, dass Ariana immer noch lebte. Auch einundzwanzig Jahre nach dieser Entdeckung drehte sich ihm deswegen immer noch der Kopf. Doch das hier brachte ihn noch viel mehr aus der Fassung. Denn, wenn der böse Geist Ariana nicht heimgesucht hatte … dann war sie nicht seelenlos . Die Frau, die er geliebt hatte, lebte.
Seine Hände fingen an zu zittern.
»Warum hast du es mir nicht gesagt?«
Sie senkte die Lider, während ihr die Tränen über die Wangen strömten. »Kougar … das war vor langer Zeit.«
» Warum hast du es mir nicht gesagt?«
»Weil ich dich von vorneherein niemals zum Mann hätte nehmen dürfen!« Braune Augen voller Verzweiflung und Wut richteten sich auf ihn. »Nur weil ich dich zum Mann genommen habe, sind wir ins Visier der Zauberer geraten. Fast zwei Drittel meiner Kriegerinnen sind umgekommen, Kougar.« Sie schüttelte den Kopf, und in
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