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Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)

Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)

Titel: Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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Hände locker herabhängen ließ. Stück für Stück sank sie tief in ihren eigenen Geist ein, durch die Schichten der Erinnerungen an ihr Leben unter den Menschen, durch die allzu dünne, strahlende Schicht der beiden Jahre mit Kougar, weiter hinab durch die drei Jahrhunderte, in denen sie die Ilinas regiert hatte, bevor sie Kougars Frau wurde.
    Plötzlich begannen die Erinnerungen, aufzuflackern und wieder zu verschwinden, als würde sie sich eine Fernsehsendung in schlechter Qualität anschauen. Es waren Erinnerungen, die nicht ihr gehörten, sondern den Königinnen, die vor ihr gelebt hatten. Verstümmelte Erinnerungen, bei denen große Teile fehlten. Das hatte sie nicht gewusst. Von Anfang an hatte ihr Gehirn das gesuchte Wissen zur Verfügung gestellt wie ein Speisenaufzug, der die Tatsachen aus dem Keller ihres Verstandes nach oben beförderte. Erst jetzt, da sie sich selbst nach dort unten begeben hatte, erkannte sie das Ausmaß des Schadens.
    Als sie noch tiefer versank, traf sie schließlich auf die verschwommenen Erinnerungen, mit denen sie geboren worden war. Erinnerungen, die rein und lückenlos erschienen.
    Und genau dort fand sie das Wissen, nach dem sie gesucht hatte.
    Sie zog sich aus und legte ihre Waffen ab. Dann folgte sie dem uralten Instinkt und stieg in das seichte Becken.
    Das Wasser fühlte sich kalt an und blubberte seltsam. Wie hatte sie sich daran nicht erinnern können? Sie verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich auf das, was sie zu tun hatte.
    Vier langsame Schritte, und sie stand in der Mitte des Bassins, während das Wasser ihr bis zum Knie reichte. Sie hob die Hände und rief die Königinnen, die vor ihr regiert hatten, in der Sprache aus uralter Zeit an. Und wartete.
    Nichts geschah.
    Verzweiflung stieg in ihr auf und störte ihre Konzentration. Sie strengte sich noch mehr an und öffnete ihren Geist, wie es ihr Instinkt gebot. Doch je länger der Tempel sie ignorierte, desto schwerer fiel es ihr, die Ängste zu zügeln. Ging es Melisande gut? Hatten es die Zauberer vielleicht in diesem Augenblick geschafft, in die untere Kammer einzudringen? Würde Kougar kommen und ihnen ebenfalls in die Falle gehen?
    Sorge und Sehnsucht trafen sie bei dem Gedanken an ihn völlig unvorbereitet und schnitten ihr tief ins Herz.
    Konzentrier dich.
    Sie musste alle Kraft aufbieten, um wieder auf ihren Instinkt zu hören und den rituellen Sprechgesang fortzusetzen. Immer wieder flehte sie die Königinnen an, sie zu erhören und noch einmal ihre Erinnerungen und ihr Wissen mit ihr zu teilen.
    Der erste Strahl traf sie überraschend, ein Blitz reinster Energie, der ihr wie eine Klinge durch die Schulter fuhr und dabei die Haut vom Schlüsselbein bis zum Bizeps aufschlitzte. Sie schrie auf, als der Schmerz von der Schulter ausstrahlte und wie eine Welle über Arme und Beine hinwegschwappte. Hatte sie das Wissen beim letzten Mal etwa auch auf diese Art empfangen? Sie konnte sich nicht daran erinnern.
    Als ihr das Blut warm den Arm hinunterlief, traf sie ein weiterer Blitz aus der anderen Richtung und riss ihr Hüfte und Oberschenkel auf.
    Sie fluchte, und dann rief sie: »Ich bin eine von euch, Königinnen der Ilinas! Ich brauche eure Hilfe.«
    Der dritte Strahl traf sie mitten in den Rücken. Sie stieß einen verzweifelten Schmerzensschrei aus und musste ihren Gesang unterbrechen. Dies war keine Erweckung, sondern ein Angriff … Morwuns Bestrafung für ihre Vermessenheit.
    Wie zur Bestätigung dieses Gedankens wurde sie plötzlich von einem Energiefeld an Ort und Stelle gebannt. Und als dann kurz hintereinander drei weitere Blitze auf sie niederfuhren und ihr Brüste, Oberschenkel und Schultern aufrissen, konnte sie sich nicht bewegen, nicht fliehen. Sie konnte nur noch schreien.
    Kougar sprang durch das Loch, das er in die Wand getreten hatte, und dankte der Göttin, als er unter seinen Pfoten die Treppe spürte. Als das Sehvermögen seiner Katze in der Dunkelheit die Führung übernahm, erkannte er die sich nach unten windenden Stufen einer goldenen Treppe. Hinter sich hörte er die leisen Schritte des Jaguars.
    Nachdem er sich in die volle Größe seines Pumas gewandelt hatte, flog er die Stufen hinunter und nahm dabei gleich vier auf einmal. Schon nach der ersten Biegung drang Licht von unten zu ihm, und es wurde immer heller, je tiefer er kam, sodass die Juwelenintarsien und wundervoll verschlungenen Blumenmuster an den Wänden zutage traten. Ein Teil seines Verstandes staunte über die

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