Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
zu gelangen, wuchs, bis er das Gefühl hatte, daran zu ersticken.
»Lass mich zu meiner Gefährtin!« Er brüllte vor Zorn und Verzweiflung. » Sie gehört mir! «
Immer wieder rammte er seine Faust gegen die Tür, bis seine Kopfhaut plötzlich von einer unheimlichen Energie erfasst wurde, die sich durch den ganzen Körper ausbreitete. Er hielt inne, denn tief in seinem Geist sprach eine Stimme zu ihm. Eine Stimme, die ihm fremd war. Die einer Frau.
Dann sollt ihr beide leiden .
Sein Blick schnellte zu Melisande. »Hast du das gehört?«
»Was gehört?«
Als er sich wieder der schimmernden, undurchdringlichen Tür zuwandte, wusste er es. Der Tempel selber oder die Königin, deren Geist hier wohnte, hatte seine Forderung gehört und beugte sich ihr.
In einem Schauer blitzender Lichter verwandelte er sich in seinen Puma und flog hindurch, als wäre dort nie eine Wand gewesen. Wie schon zuvor landete er auf einer engen, gewundenen Treppe, und während er zur unteren Kammer lief, veränderte sich die Luft, und es roch immer stärker nach Blitzen und Maiglöckchen. Und nach Angst und Schmerz.
Arianas Schmerz.
Mit der Wendigkeit seiner Katze flog er die Treppe hinunter, drang er immer tiefer in die Erde ein. Mit jeder Windung wuchs Arianas Schmerz in seinem Innern.
Sie schrie wieder auf. Und noch einmal.
Als er dachte, es keine Minute länger ertragen zu können, stürzte er endlich in die Kammer, die er im Traum gesehen hatte – und in eine Szene wie aus einem Albtraum.
Ariana stand innerhalb des Säulenkreises nackt in der Mitte des knietiefen Bassins. Blutige Striemen liefen ihr kreuz und quer über Brüste und Oberschenkel. Striemen, die nicht heilten.
Im gleichen Moment zischte auch schon ein weiterer Blitz oben aus einer der Säulen und fuhr ihr über den Bauch. Schreiend warf sie den Kopf in den Nacken, das Gesicht war zu einer Maske des Schmerzes verzerrt. Sie schwankte unnatürlich, als würde eine unsichtbare Macht sie auf den Beinen halten.
Er spürte ihren Schmerz wie seinen eigenen. Nachdem er wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte, rannte er zu ihr und sprang in das Becken, als ein weiterer Energiestrahl sie am Rücken traf.
»Aufhören!«, rief er.
Das Wasser durchnässte seine Hose und Stiefel. Als er sie endlich erreicht hatte, sah er ein Licht an der Decke aufblitzen und stellte sich schützend zwischen Ariana und den Strahl. Der Schmerz durchschnitt sein Schulterblatt wie ein Stromschlag, der durch seinen Körper raste und alle Nervenenden in Brand setzte. Er unterdrückte ein Stöhnen, schlang die Arme um Arianas ausgekühlten, blutüberströmten Körper und schützte sie, so gut es eben ging, vor weiteren Blitzen.
»Kougar.« Sein Name auf ihren Lippen war kaum mehr als ein Flüstern. »Du kannst doch gar nicht hier sein.«
»Ich bringe dich hier raus.«
»Nein. Kann … nicht weg.«
Aus den Augenwinkeln sah er einen weiteren Strahl aufblitzen und bewegte sich zur Seite, um ihn abzufangen. Der Blitz schoss durch seine linke Hüfte und zerschnitt ihm Hose und Fleisch, fast bis auf den Knochen.
Verdammt .
Im Schutze seines Körpers ließ Arianas Anspannung allmählich nach, und ihr Atem wurde ruhiger.
»Hast du etwas von dem alten Wissen wiedererlangt?«, fragte er, doch sie antwortete nicht. »Ariana?«
Er versuchte, sie hochzuheben, aber sie befand sich fest im Griff einer unsichtbaren Macht.
Wieder blitzte ein Strahl auf, und Kougar wirbelte herum, Ariana fest an seinen Körper gepresst. Was auch immer sie an dieses Bassin fesselte, erlaubte ihm, sie zu drehen, aber nicht, sie wegzubringen. An der Rückseite seiner Oberschenkel explodierte ein Feuerball.
Scheiße, das tat weh .
Den nächsten Blitz fing er sich an der linken Schulter ein, ein weiterer fuhr ihm durch den Hinterkopf. Er konnte kaum noch denken, kaum noch atmen. Seine ganze Existenz, sein Lebensinhalt reduzierte sich auf eine einzige Sache: Er musste die Frau in seinen Armen vor den Blitzen schützen.
Wie viele er abbekam, wusste er nicht. Die Zeit hörte auf zu existieren. Er war vor Schmerzen so benommen, dass er es gar nicht merkte, als der Angriff vorbei war, bis Ariana zusammenbrach und fast auf die Knie stürzte, ehe er sie auffing.
Misstrauisch schnappte er nach Luft, hob sie in seine Arme und sprang aus dem Becken, ehe ein weiterer Blitz ihnen etwas anhaben konnte. Er stürzte Richtung Treppe, wollte sie nur noch von hier fortbringen. Dann kam ihm der Gedanke, dass er noch gar nicht wusste,
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