Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
ob sie überhaupt etwas in Erfahrung bringen konnte.
Doch das Einzige, was in diesem Augenblick für ihn zählte, war Arianas Sicherheit.
12
Langsam kam Ariana zu Bewusstsein, desorientiert und mit brennenden Schmerzen am ganzen Körper. Kougars vertrauter Geruch und das Gefühl seiner starken Arme gaben ihr Sicherheit und zerstreuten ihre Angst. Sie sank gegen die Wärme seiner Brust, während sie sich zu erinnern versuchte, wo sie war. Und warum.
Sie bewegten sich nach oben. Eine Treppe hinauf. Eine gewundene Treppe.
Der Tempel.
Schlagartig war sie hellwach, rührte sich, schlang einen Arm um seinen Hals und zog sich unter gewaltigen Schmerzen hoch. »Kougar, nein! Ich kann noch nicht gehen. Es ist noch nicht vorbei. Ich habe noch nichts erfahren.«
»Es hat dich attackiert.«
»Morwun verlangte Schmerzen als Preis. Kougar, ich muss wieder zurück.«
Doch er hörte nicht zu, und kräftemäßig hatte sie es noch nie mit ihm aufnehmen können. Besonders jetzt nicht. Sie hatte Schmerzen, als wäre jede einzelne Zelle ihres Körpers in Brand gesteckt worden. Ihr Kopf, zu schwer, um ihn hochzuhalten, fiel seitlich gegen seinen Hals, während er eilig die Treppe erklomm. Sogar ihre Hände und Füße fingen an, in der Weise zu kribbeln, wie sie es immer taten, wenn das Böse in ihrem Innern hungrig wurde.
In ihren benebelten Gedanken wurde sie von kurzen Erinnerungen erfasst wie von warmen Windstößen. Der metallische Geruch ihres warmen Blutes, nachdem sie sich selbst in die Pulsadern geschnitten hatte, um ihren Körper für das Ritual zu bemalen. Das Flehen und die Schreie einer Ilina-Kriegerin, als sie ihre Finger um das Herz der Verräterin krallte und es ihr aus der Brust riss. Das herrliche Gefühl der Erlösung, als sie einen Mann ritt, den sie nicht kannte. Es waren nicht ihre eigenen Erinnerungen, sondern die der Königinnen vor ihr. Bruchstückhaftes, verwirrendes Wissen, das sich vielleicht als hilfreich erweisen würde, sobald sie sich einen Reim darauf ma chen könnte.
Sekunden später durchschritt Kougar die bewachte Tür in die obere der königlichen Kammern, die im Vergleich zur unteren hell und luftig war. Melisande stand immer noch an der gleichen Stelle wie vorher, knöcheltief im Boden steckend, während Jag mit schweißnassem nacktem Rücken die Eindringlinge am Fuße der nach oben führenden Treppe abwehrte.
»Zauberer?«, fragte sie.
»Ja.« Kougars Arme umschlossen sie fester. »Sie sind uns hier heruntergefolgt.«
»Ich kann die Tür verriegeln.« Woher sie das wusste, konnte sie nicht sagen, doch sie stimmte flüsternd das uralte Lied an, das ihr in den Sinn kam. Nur Sekunden danach erschien eine Wand zwischen Jag und seinen Widersachern.
Der Krieger des Lichts machte im letzten Moment einen Satz nach hinten, während der Zauberer vorpreschte. Böser Fehler. Ein Todesschrei drang durch die Wand, als seine Hand, die jetzt aus festem Stein herausragte, das nutzlos gewordene Messer klirrend zu Boden fallen ließ.
Jag wirbelte herum, und sein finsterer Blick durchbohrte sie. »Warst du das? Wie wär’s mit ’ner kurzen Warnung beim nächsten Mal, Schwester? Korrigier mich, wenn ich falschliege, aber war das nicht unser einziger Weg nach draußen?«
»Du hast neues Wissen erlangt«, hauchte Kougar an ihrer Schläfe, und eine leise Erwartung schärfte seine Worte. Er zog sich zurück, und sie blickte ihn an.
»Nicht genug. Nicht alles.«
»Das kannst du nicht wissen.«
»Doch, das tue ich. Ich muss wieder zurück.«
Die Luft fühlte sich sonderbar auf ihrer Haut an, nahezu prickelnd. Sie umfasste Kougars Nacken fester, als sich ihr Puls vor Aufregung beschleunigte. »Ich kann den Zauber hier drin spüren, den Zauber, der Melisande festhält.« Sie schloss die Augen und ließ das Wissen an sich vorbeiziehen. »Er bannt jede Ilina, die sich von Nebel in Fleisch verwandelt.« Sie öffnete die Augen wieder und sah Kougar an. »Das ist der Grund, warum er nicht auch mich erfasst hat.«
»Woher weißt du das?«
»Vorher konnte ich den Zauber nicht deuten, aber jetzt kann ich es. Ich kann ihn abwenden.« Sie stimmte leise einen Gesang in ihrer Sprache an und spürte, wie der Zauber in der Kammer allmählich brach und das sonderbare Gefühl aus der Luft verschwand. »Geschafft.«
»Denkste.« Jag nickte in Melisandes Richtung. »Peter Pan da drüben steckt immer noch fest wie ein Exmafiaboss in Zementschuhen.« Er schlenderte zu Melisande hinüber und hockte sich zu ihren Füßen.
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