Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
fragte Jag telepathisch .
Nein. Darum gehen wir auch gemeinsam hinein. Wenn du drin bist, lauf nach links und halte sie vom hinteren Gang fern. Ich laufe nach rechts.
Aye-Aye.
Sie rannten gleichzeitig los, liefen über die offene Fläche und die zwölf Stufen zu den Säulen hinauf. Erst als sie schon an den Wächtern vorbeifegten, fing einer der Zauberer an, sich zu wundern.
»Wo kommen denn die Katzen her?«
»Mist. Das sind keine Katzen. Das sind Gestaltwandler!«
Kougar sauste in den Tempel und rannte geradewegs auf das Zentrum und die gigantische goldene Statue einer nackten Frau mit wehendem Haar zu, die ein Schwert hoch über den Kopf erhob. Diese Frau hatte schon gelebt und geherrscht, als die Menschen noch in Höhlen hausten. Obwohl er spürte, dass noch jemand im Tempel war, sah er niemanden in der runden Halle außer ihren beiden Verfolgern, die nach Verstärkung riefen.
Kougars Sinne richteten sich auf Ariana, die er aber nur in weiter Ferne spürte. Die unteren Kammern, verflucht. Er hatte gehofft, dass sich Brielle in dem Punkt geirrt hatte.
Irgendeine Spur von deiner königlichen Gemahlin?, erkundigte sich Jag.
Erinnerst du dich zufällig an die Worte, die Brielle gesungen hat?
Machst du Witze?
Das habe ich befürchtet.
War das etwa ein Witz, Kougar, Alter? Erzähl mir nicht, dass du nach all der Zeit doch noch einen Sinn für Humor entwickelst.
Kougar beachtete ihn nicht. Triff mich im hinteren Gang, wenn du deinen Zauberer abgeschüttelt hast.
Schon unterwegs und erledigt.
Kougar raste über den Elfenbeinboden und durch einen Gang, dessen Wände mit hochwachsenden Ranken aus Kristallen und Edelsteinen verziert waren, und gelangte zu der von Brielle beschriebenen Treppe. Sie ging tatsächlich nur nach oben. Bestürzt starrte er auf die solide Wand, an deren Fuß angeblich eine weitere Treppe nach unten führen sollte. Nachdem er wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte, tastete er nach einer Art Hebel, irgendeiner Tür, und fand nichts. Wenn es da eine Tür gab, dann eine magische. So einfach war das.
Er holte zischend Luft und versuchte sich an den melodisch klingenden Worten. Er bekam gerade mal zwei heraus, als er schon nicht mehr weiterwusste.
»Und jetzt?«, fragte Jag hinter ihm.
Statt ihm eine Antwort zu geben, drehte Kougar sich um und versetzte der Wand einen kräftigen Tritt.
»Auch eine Art, sich unauffällig zu verhalten«, murmelte Jag.
Kougar trat noch einmal zu. Und noch einmal. Beim dritten Tritt begann ein kleiner Teil der Wand zu bröckeln. Beim vierten kam sein Fuß durch. Er konnte einen Luftzug durch die Öffnung spüren. Eine Öffnung, die gerade groß genug für eine Hauskatze war.
»Los.« Kougar verwandelte sich und sprang durch das kleine Loch in der Wand ins Dunkel, wobei er inständig hoffte, dass es nicht ins Nichts führte.
11
»Mel … « Ariana hielt ihre Freundin fest. Sie wollte Melisande mit aller Gewalt aus der magischen Falle befreien und bewahrte sie nur mit purer Willenskraft davor, noch tiefer zu versinken.
Melisande sah sie mit panischem Blick an. »Geh, Ariana. Lauf zur unteren Kammer. Tu, weswegen du hergekommen bist. Ersuche die alten Königinnen um eine zweite Erweckung.«
»Ich kann dich nicht alleinlassen. Dann versinkst du noch weiter.«
»Nein, ich glaube, es hat aufgehört. Und es ist ohnehin egal. Ich bin egal. Nur du, nur du allein kannst einen Weg finden, um uns alle zu retten.«
Ariana drückte ihrer besten Freundin die Hände. »Aber du bist mir nicht egal. Das warst du nie, und das weißt du auch.«
Melisandes Miene wurde sanft. »Ich weiß. Aber da unten erfährst du vielleicht etwas, das auch mein Problem löst. Jetzt lass mich los, Ariana.«
Ariana ließ ihren Blick über die Elfenbeinwände schweifen und entdeckte eine Treppe in der hinteren Ecke, die sich nach oben wand … aber keine, die hinabführte.
»Ich weiß nicht, wie man nach unten gelangt. Ich kann mich nicht erinnern.«
Melisande sprach leise die Worte aus alter Zeit und wies dann mit dem Kinn auf eine Stelle hinter Ariana. »Dort.«
Ariana drehte sich um und erblickte ein Loch, das sich rechts vom Altar des Lebens in der Wand aufgetan hatte. Sie betrachtete es misstrauisch, ehe sie sich wieder Melisande zuwandte.
»Hattest du nicht gesagt, nur ich könnte dort hinuntergehen?«
Melisande zuckte die Schultern, auf denen ihre blonden Zöpfe lagen. »Ich mag mich vielleicht nicht dorthin begeben können, doch ich bin schon oft mit dir und
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