Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
Dann umfasste er mit seiner großen Hand ihren Knöchel und zog vorsichtig daran. »Bombenfest.« Er blickte zu der Nebelkriegerin hoch, deren Gesicht kreidebleich geworden war. »Bist du sicher, dass deine Füße noch da sind?«
Melisande zischte: »Hundertprozentig. Sobald sie frei sind, werde ich dir zum Beweis damit in die Eier treten.«
»Ja, ja, das sagen alle Frauen.«
»Ich habe nicht das Wissen, um dich zu befreien, Mel, doch jetzt dürfte niemand mehr hineingeraten. Falls mir der Gegenzauber einfällt … «
»Vergiss den Zauber«, brummte Jag, während er sich erhob. »Wir brauchen einen Presslufthammer.«
Kougar packte sie fester. »Er hat recht.«
Melisandes Blick schnellte zu Ariana. »Du darfst nicht zulassen, dass sie den Tempel zerstören.«
Ariana seufzte. »Ruf Getrill, Melisande. Du bist mir erheblich wichtiger als der Tempel.«
Ihre Blicke trafen sich, wobei Melisande die Angst ins Gesicht geschrieben stand. Sie befürchtete, dass Ariana sich irrte und auch Getrill in die Falle geraten könnte.
»Ruf sie, Mel.«
Melisande runzelte zwar die Stirn, doch sie tat, wie ihr geheißen, und einen Moment später formte sich die sommersprossige Getrill aus dem Nebel. Als ihr Blick auf Melisandes Misere und Arianas Erschöpfung fiel, verfinsterte sich ihre Miene, und sie griff nach ihrem Schwert.
Ariana hob die Hand, da sie ihre Gedanken erriet. »Das waren die Zauberer, die diese Falle errichtet haben, Getrill. Die Krieger beschützen uns.«
Die Kriegerin entspannte sich nur geringfügig.
»Bring Jag zurück ins Haus des Lichts … «
»Nein«, unterbrach Kougar sie. »Wir brauchen Jag hier.« Er wandte sich zu Getrill. »Klopf an die Hintertür des Hauses des Lichts und sag Lyon, dass ich eine Spitzhacke und einen Vorschlaghammer brauche. Sofort .«
Getrills argwöhnischer Blick huschte zu Ariana, die zustimmend nickte. Die Ilina verwandelte sich in Nebel und verschwand.
»Das ist Tempelschändung«, murrte Melisande, als sie weg war. Doch ihre Beschwerde war nahezu tonlos, ein rein automatischer Widerspruch und mehr nicht. Ihr verzweifelter Wunsch freizukommen, war ganz offensichtlich, doch sie bewies einmal mehr Tapferkeit und Biss, wofür Ariana sie stets bewundert hatte. Nicht ohne Grund war diese Frau ihre Stellvertreterin.
»Und jetzt?«, fragte Jag.
Von oben konnte Ariana ein Hämmern hören, als suchten die Zauberer nach einem Weg, zu ihnen zu gelangen. Sie strich Kougar über den Hinterkopf.
»Du kannst mich jetzt runterlassen.«
Er schaute sie ausdruckslos an und berührte dann sanft mit der Wange ihr Haar. »Das könnte ich.« Doch er machte keine Anstalten, sie abzusetzen, und so schmiegte sie sich in seine Berührung und genoss das Gefühl, noch ein Weile in seinen Armen zu liegen.
In ihrem Innern öffnete sich die Paarbindung noch ein Stückchen weiter.
Das leider sehr vertraute kribbelnde Gefühl an ihren Handflächen und Fußsohlen wurde schlimmer. Der Hunger des Bösen wurde stärker. Unkontrollierbar.
Doch das ergab überhaupt keinen Sinn. Je mehr sich die Paarbindung öffnete und dabei Kougar vermehrt Gift zuführte, desto geringer sollte der Druck des Giftes in ihrem Innern werden. Stärker dürfte er eigentlich nicht werden.
War das etwa Hookeyes Werk? Als der Hunger plötzlich so heftig wurde, dass ihr Stiche wie von kleinen, scharfen Skalpellen durch Arme und Beine schossen, zuckte sie zusammen und bekam es allmählich mit der Angst zu tun.
»Was ist los?« Kougar spannte sich an. »Du hast Schmerzen.«
Sie konnte nicht antworten. Die Skalpelle zerfetzten sie innerlich, während das Verlangen, zu Nebel zu werden, übermächtig wurde. Dem Drang zu widerstehen, erforderte ihre massive Gegenwehr.
Ihr Herz raste vor Anstrengung, vor Angst, diesmal zu verlieren.
»Er greift an«, keuchte sie.
»Wie?« Kougars Gesicht verschwamm vor ihren Augen.
Sie klammerte sich an seinen Hals, stützte sich auf das bisschen Kraft, das sie aus seiner Berührung zog und stemmte sich mit allem, was sie besaß, gegen das Böse, als dieses versuchte, auszubrechen und über ihre Kriegerinnen herzufallen, um jetzt die zu vernichten, die den ersten Angriff überlebt hatten.
»Ariana?«
»Es ist das Gift. Immer mehr.« Sie fing an zu zittern, so sehr strengte sie sich an, es zurückzuhalten. » Zu stark .«
Sein Griff wurde fester. »Sag mir, was du brauchst.«
»Schmerzen … von anderen.«
In einer einzigen fließenden Bewegung setzte er sie auf dem kühlen Boden ab, zog
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