Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
ausgesetzt waren. Er und Ariana lagen aneinandergekuschelt auf dem kühlen Tempelboden. Ihr warmer Körper, den er mit einem Arm umschlang, war vor Schmerzen angespannt. Sofort wusste er, was ihn geweckt hatte: Eine weitere Welle von Erinnerungen brach gerade über sie herein.
Er nahm den Arm von ihr und strich ihr übers Haar, während er sich wunderte, dass er tatsächlich geschlafen hatte. Den Schlaf hatte er in jedem Fall gebraucht, doch hier unten, wo nur zwei Stockwerke über ihnen die Zauberer versuchten, an sie heranzukommen, waren sie kaum sicher.
Ariana hatte ihm vorgeschlagen zu schlafen, während sie darauf wartete, dass Hookeye träumte, aber er hatte nicht gedacht, dass er tatsächlich einschlafen würde. Er hatte nicht erwartet, dass er jemandem, der kein Krieger des Lichts war, so viel Vertrauen schenken könnte. Anscheinend vertraute er ihr mehr, als ihm bewusst war.
Er hörte erst auf, ihr Haar zu streicheln, als die Anspannung aus ihrem Körper wich. »Geht’s dir gut?«
»Ja, ich erinnere mich wieder.« Das Erstaunen, das in ihrer Stimme mitschwang, beruhigte ihn etwas, und sein Herzschlag beschleunigte sich erwartungsvoll. »Mir ist wieder etwas Wichtiges eingefallen.«
Sie klang, als wäre sie abgelenkt, als verfolgte sie einen Film, den er nicht sehen konnte. Was wahrscheinlich den Nagel auf den Kopf traf.
Er entspannte sich, und seine Hand streichelte mit sanften Bewegungen über ihren Arm, während er geduldig darauf wartete, dass sie etwas sagte.
Als sie zu sprechen begann, klang ihre Stimme gefasst und etwas abwesend. »Der Tempel der Königinnen wurde nicht ohne Grund im Himalaja errichtet. Dieser Berg hier unterbricht nämlich den Syphianischen Strom, denselben mystischen Energiestrom, in dem das Kristallreich gebaut wurde, obwohl dies weit weg von hier, hoch über der Erde liegt.«
Das hatte er nie begriffen – wie man ein Schloss in der Luft errichten konnte, in den Wolken. Andererseits war ja auch die Frau, die es erschaffen hatte, selbst eine mystische Gestalt aus Licht und Nebel. Und Magie.
»Die Königin, die als Erste das Wurmloch entdeckte, welches in die Geistfalle der Dämonen führt, lebte in der düsteren Zeit der Dämonenkriege. Bei einem Angriff der Dämonen war sie schwer verletzt worden, und so brauchte sie die regelmäßigen Infusionen dieser mystischen Energie, um zu überleben. Ihr Name war Rayas. Und der Kristall, durch den sie diese Energie bündelte – so wie der Armreif der Krieger des Lichts die Kraft der Erde bündelt – hielt sie am Leben. Um den Syphian zu erreichen, stellte sich Rayas oben auf den Tempel, ganz auf die Spitze, hob die Arme hoch in die Luft und zog die Kraft herunter, die sie zum Überleben brauchte. Eines Tages, während sie dort oben war, verwandelte sie sich in Nebel und merkte, dass sie in den Energiestrom eintreten konnte. Durch Zufall fand sie das Wurmloch und folgte ihm in die Geistfalle. Ihr war zwar bekannt gewesen, dass die Dämonen solch eine Falle besaßen, doch wusste sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht, wo sich diese befand oder wie man sie zerstören konnte.«
»Also ist es wahr. Olivia, Jags Frau, hatte schon vermutet, dass es nur eine einzige Falle gibt, die man jedoch durch verschiedene Wurmlöcher betreten kann.«
»Ja, es gibt nur eine. Als die Kriege außer Kontrolle gerieten und man hier und da von Zauberern und Therianern hörte, die in die Falle geraten waren, ging sie hinein und holte sie heraus. Bei den Zauberern kam sie allerdings häufig zu spät. Ihre Seelen wurden zu schnell vom Körper getrennt. Doch nicht so bei den Therianern, die zu jener Zeit allesamt Gestaltwandler waren. Die Trennung des Tieres vom Körper dauerte mehrere Tage.«
Elf Tage, zumindest war es bei den siebzehn so gewesen. Elf Tage, von denen im Falle von Hawke und Tighe bereits acht vergangen waren. Allein bei dem Gedanken hatte er das Gefühl, den heißen Atem eines Drachens im Nacken zu spüren.
Ariana löste sich von ihm, rollte auf den Bauch und stützte sich auf die Ellbogen. Ihre Augen glänzten wie ein Paar Edelsteine. »Ich weiß, wo dieser Kristall ist, der Kristall von Rayas.«
Endlich funktionierte einmal etwas. Er stützte sich auf einen Ellbogen. »Dann holen wir ihn uns.«
»Er ist nicht hier im Tempel, sondern im Kristallreich. Aber ich kann den Tempel nicht eher verlassen, bis ich hier fertig bin. Diesmal wurde mein Flehen erhört, doch wenn ich jetzt weggehe, wird der Tempel mir nicht noch einmal diese Gnade
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