Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
wo er sich befindet … oder zumindest ein weiterer Ort, an dem er mal war.« Sie wollte sich schon umdrehen und vorausgehen, doch zuvor wandte sie sich ihm noch einmal zu und ergriff seine Hand.
Ihre Blicke trafen sich, und seine Augen waren unergründlich. Doch dann erwiderte er den festen Druck ihrer Hand und gab ihr damit die Bestätigung, das Richtige zu tun, während sie gemeinsam durch die breite Tür in die Große Halle hinaustraten.
Melisande kam ihnen in Nebelgestalt entgegengeschwebt. Sofort keimte schwache Hoffnung in ihrer fragenden Miene auf. Ariana wollte Kougar loslassen, weil sie wusste, dass Melisande es hasste, sie mit dem Krieger zu sehen, doch er hielt sie unnachgiebig fest.
Melisande nahm es aber offensichtlich gar nicht wahr. Sie beachtete Kougar kaum und vergaß sogar, ihn finster anzublicken.
»Hast du es wirklich geschafft, Ariana? Hast du herausgefunden, wie man dieses Arschloch besiegen kann? Hookeye?«
Ariana zögerte, denn sie brachte es nicht fertig, ihre Stellvertreterin einfach anzulügen, aber genauso hasste sie es, ihrer Freundin die Hoffnung zu rauben.
Doch ihr Zögern genügte schon, damit Melisande Bescheid wusste. Und noch mehr. Ihre Miene verfinsterte sich. »So schlimm ist es also?«
Ariana öffnete den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder, weil sie nicht in der Lage war, es zu leugnen. »Ich habe keine Ahnung, Mel. Er greift mich wieder an. Wir mussten verschwinden, ehe ich den ganzen Erinnerungsschatz bekommen konnte. Und nein, ich habe nicht alles erfahren, was ich wissen musste. Noch nicht. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht noch erfahren werde. Ich habe Tausende von Erinnerungen, die ich zuvor nicht besessen habe, doch sie sind immer noch das reinste Chaos.« Sie blickte auf Melisandes Füße. »Wie lange hat es gedauert, bis du diesen Klotz aus dem Tempel losgeworden bist?«
Die Brauen ihrer Freundin hoben sich zu einem fast schon amüsierten Gesichtsausdruck. »Etwa eine Stunde. Ich habe versucht, mich in Nebel zu verwandeln, was mir aber nicht gelang. Lyon schlug vor abzuwarten. Wenn der Zauber sich nicht nach ein paar Stunden gelegt hätte, wollte er den Schamanen rufen. Doch der Zauber löste sich tatsächlich plötzlich von ganz allein. Eben steckten meine Füße noch im Stein fest, und im nächsten Augenblick sprang der Brocken ab und richtete eine schöne Sauerei auf dem Sofa und der Terrasse an. Beinahe wären sogar die Limonadenkrüge zu Bruch gegangen, aber Olivia konnte sie im letzten Moment wegreißen.«
Ariana runzelte die Stirn. »Limonadenkrüge?«
Melisande zuckte zögernd die Achseln. »Sie hatten viele Fragen und wollten Antworten. Schließlich hat seit tausend Jahren niemand mehr eine Ilina zu Gesicht bekommen.«
»Also haben sie dich mit Limonade bei Laune gehalten.«
Melisande wechselte grummelnd das Thema. »Und jetzt, Ariana? Wie halten wir das Gift auf?«
»Die Antwort wird zu mir kommen, daran müssen wir fest glauben. Genieß in der Zwischenzeit das Fest, Mel. Nimm so viel Freude auf, wie du nur kannst.«
»Solange wir noch können?«, fragte sie in ruhigem Ton.
»Ja.«
Mit einem grimmigen Nicken drehte Melisande sich um und verschwand durch den Gang. Als sie außer Hörweite war, blickte Ariana Kougar an. »Richte ihnen meinen Dank aus … Lyon und Jag. Dafür, dass sie Mel da rausgeholt haben. Und Olivia oder wer auch immer sie mit Limonade versorgt hat. Ist dir aufgefallen, dass sie dich nicht finster angeschaut hat?«
»Habe ich bemerkt.«
Es gefiel ihr. Melisandes heftige Ablehnung der Verbindung zwischen Ariana und einem Krieger hatte sich vor tausend Jahren negativ auf die Einstellung der gesamten Rasse gegenüber Kougar ausgewirkt.
Ariana führte Kougar die breite Treppe zum Observatorium hinauf, wandte sich dann nach rechts und ging weiter einen langen Gang entlang zu dem Raum, der immer ihr Lieblingsort gewesen war. Während ihrer langen Abwesenheit, als sie gezwungen gewesen war, ihr Leben unter den Menschen zu verbringen, hatte sie diesen Ort am meisten vermisst.
Die Warte war rund, nicht allzu groß und wie immer mit einer Fülle an verschieden großen Seidenkissen in leuchtend bunten Farben eingerichtet. Die Wände zierte schon seit langer Zeit in voller Höhe und Breite das Gemälde eines üppigen tropischen Gartens, dessen Blumen so echt wirkten, dass man sie am liebsten gepflückt hätte.
Doch am meisten gefiel ihr, dass dieser Raum keine Decke besaß. Das Kristallreich mochte zwar in den Wolken
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