Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
auszufahren und diesem Mistkerl die Kehle aufzuschlitzen … jetzt . Doch Ariana hatte recht. Wenn der Ausgang der Schlacht vom Wissen in ihrem Kopf abhing, wäre es ein überstürzter und dummer Schachzug, ihr nicht die Gelegenheit zu geben, die Information zu finden.
Zu viele Leben standen auf dem Spiel.
Unbändige Wut brandete auf und raste durch Hawkes Kopf.
Der Zorn des Bussards war zu seinem eigenen geworden.
Wie lange er schon tobte und um sich schlug, wusste er nicht. Zeit besaß keine Bedeutung mehr für ihn. Doch so schnell, wie der Zorn hochkochte, legte er sich auch wieder und hinterließ hämmernde Schmerzen und das Echo der wütenden Schreie des Bussards in seinem Kopf.
Er hatte nie so eine enge Beziehung zum Geist des Bussards gehabt, wie sein Vater, Wind, es von sich immer behauptet hatte. Andererseits war sein Vater fast dreitausend Jahre lang der Bussard-Wandler gewesen, bis ihm eine Mörsergranate der Konföderierten vor hundertfünfzig Jahren das Herz aus der Brust gerissen hatte. Der Geist des Bussards war zu seinem Sohn geflogen, doch Hawke hatte ihm nicht die gleiche Wildheit zugebilligt wie sein Vater.
Wind hatte immer gesagt, dass sich der Geist des Tieres den Körper mit dem Mann teile, den er auserwählt hatte, und dass es nur fair sei, ihn ab und zu gewähren zu lassen. Sein Vater hatte das auch getan, indem er ihn manchmal für Stunden oder gar Tage in wilder Flucht hatte davonfliegen lassen.
Nachdem er auserwählt worden war, hatte der Bussard jahrelang mehr Freiheit gefordert, doch Hawke hatte sie ihm verweigert. Der Bussardgeist hatte ihm das nie ganz verziehen. Aber diese Art von Wildheit würde er nicht wieder zulassen. Nicht nach dem, was mit Aren geschehen war.
Das letzte Echo der Wut verhallte und ließ ihn mit nichts als seinen Gedanken zurück – und seinem Bedauern. Es gab so vieles, was er sich vom Leben noch erhofft hatte. Dinge, die ihm jetzt verwehrt bleiben würden.
Er war mit einem unstillbaren Durst nach Wissen geboren worden und hatte die Natur ausgiebig studiert. Doch es gab noch so viel mehr zu lernen, so viel mehr zu wissen. Die Menschen entdeckten jedes Jahr, jeden Tag, neue Dinge, und er wollte sie alle erfahren.
Eingesperrt in dieser elenden Finsternis dachte er erneut an den Traum, an dem er seit Jahrzehnten festhielt. Der Traum von einer eigenen Gefährtin. Er war nie wie viele seiner Brüder gewesen, die entschlossen waren, sich niemals bis in alle Ewigkeit an eine Frau zu binden. Obwohl sich in letzter Zeit vier von ihnen in dieses Schicksal gefügt hatten, oder etwa nicht? So war es oft. Diese Art von Liebe bei einem anderen zu beobachten, ließ das Herz eines Mannes erweichen und beschwor die Frage herauf, wie es wäre, diese Form der Zufriedenheit zu kennen.
Er selbst fragte sich das schon lange und hoffte immer, dass er eines Tages die Eine finden würde. Eine Frau mit Augen, die vor Kraft und Intelligenz sprühten, und vor Liebe dahinschmolzen, wenn sie ihn ansah. Nur ihn.
Aus Schmerzen wurden Qualen, und er vergaß, worüber er eben noch nachgedacht hatte.
Auch die anderen Tiergeister schrien oder brüllten vor Pein. Hatten sie wirklich Schmerzen, oder waren sie nur außer sich, weil weitere Kriegertiere in die Falle gegangen waren?
Waren sie überhaupt da?
Sie waren wie Gespenster, weshalb er sich fragte, ob das, was er hörte, nicht nur das Echo ihrer Todesschreie vor Hunderten von Jahren war.
16
Ariana lief in ihrem Privatgemach im Kristallreich auf und ab. Ihre Niedergeschlagenheit belastete sie schwer. Warum war sie nur davon ausgegangen, dass schon alles gut gehen würde? Ihr war eingefallen, dass der Kristall von Rayas in dem juwelenbesetzten Kästchen auf einem der Bücherregale verstaut war, die die Wände dieses Raumes säumten. Doch als sie es öffnete, fand sie nichts darin. Es war leer.
Verdammt .
Kougar stand am Fenster und schaute in den Garten, während sie hin und her lief und versuchte, sich daran zu erinnern, wo er sein könnte.
Von allen Zimmern im Kristallpalast war ihr Privatgemach der in seinen Augen vielleicht normalste Raum, mit seinen unzähligen Büchern, den braunen Samtsofas und den hochflorigen, farbenfrohen Teppichen. Er besaß sogar ein Fenster mit echtem Glas. Nur die umherschwebenden Kristalllichter hätten im Zuhause eines Sterblichen vielleicht etwas merkwürdig ausgesehen.
Das Zimmer war vor mehr als einem Jahrhundert ihr Geschenk für Brielle gewesen, da sie wusste, dass ihre Freundin einen
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