Kriegerin der Nacht
saß rittlings auf diesem menschlichen Mädchen - und war nur zur Hälfte verwandelt. Ihre Ohren und ihr Schwanz gehörten einem Panther und sie war unter ihren bequemen Stiefeln bis zu den Schultern in Fell gekleidet. Es saß wie ein Overall aus schwarzem Samt, ein ärmelloser Overall, der ihre Arme und den Hals nackt ließ. Das Haar auf ihrem Kopf war noch immer das eines Menschen und es wogte um sie herum, um zu allen Seiten den Boden zu berühren.
Auch ihr Gesicht war menschlich, bis auf die Pupillen ihrer Augen, die schmale Ovale waren und auf jede Veränderung von Licht und Schatten reagierten. Und ihre Zähne. Ihre Eckzähne waren geschärft, hatten aber noch nicht die Länge von denen eines Panthers.
Sie blinzelte Galen an, unsicher, was sein Gesicht ausdrückte. Er starrte sie definitiv an und irgendein starkes Gefühl zog seine Züge stramm und bildete diese weiße Linie um seinen Mund herum.
Entsetzen? Abscheu? Er war selbst ein Gestaltwandler - oder er würde es sein, falls er sich jemals entscheiden konnte. Er hatte sie bereits in Panthergestalt gesehen. Warum sollte er derart schockiert sein?
Die Antwort schlug wie ein Blitz aus den Tiefen von Kellys Gehirn ein. Weil ich jetzt gerade ein Ungeheuer bin. Panther sind Teil der Natur und können nicht für ihre Taten verantwortlich gemacht werden. Aber ich bin eine wilde Kreatur, die es nicht schafft, Tier oder Person zu sein.
Und ich bin gefährlich in dieser Gestalt. Keine Hälfte von mir hat wirklich die Kontrolle über mich.
Jemand, der sich noch nie verwandelt hatte, konnte das niemals verstehen.
Galen machte einen Schritt auf sie zu. Sein Kiefer war angespannt, aber der Blick seiner grüngoldenen Augen war auf sie gerichtet und er hatte die Hand leicht erhoben. Kelly fragte sich, ob das die Geste eines Geiselunterhändlers war. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
Und in diesem Moment erwachte Iliana zum Leben, sprang auf, rannte an ihm vorbei und schrie gleichzeitig Kelly an.
»Was machst du da? Das ist Jaimie! Was machst du mit ihr?«
»Du kennst sie?«
»Es ist Jaimie Ashton-Hughes! Sie ist Bretts Schwester! Und sie ist eine meiner besten Freundinnen! Und du hast sie angegriffen! Geht es dir gut!«
Das alles kreischte Iliana in ungefähr der gleichen Lautstärke, aber beim letzten Satz schaute sie auf Jaimie hinab.
Kelly nahm die Hand von Jaimies Mund. Wie sich herausstellte, schien das jedoch gar nicht notwendig zu sein. Jaimie hob ihre freie Hand und begann Iliana mit schnellen, fließenden Gesten Zeichen zu geben.
Kelly riss die Augen auf, dann sackten ihre Schultern ab.
Sie ließ den anderen Arm des Mädchens los, und sofort vollführte sie ihre Gesten mit beiden Händen.
Oh. Oh ... Mist.
Kelly spürte, wie ihre Ohren sich flach an ihren Hinterkopf legten. Sie sah Iliana unglücklich an.
»Zeichensprache?«
»Sie ist taub!« Iliana funkelte Kelly an und die ganze Zeit über gestikulierte sie in Jaimies Richtung. Ihre Bewegungen waren unbeholfener und steifer als die Jaimies, aber sie hatte offensichtlich eine genaue Vorstellung von dem, was sie tat.
»Das wusste ich nicht.«
»Welchen Unterschied macht es, wie gut sie hören kann?«, brüllte Iliana. »Sie ist meine Freundin! Sie ist Präsidentin der Abschlussklasse! Sie ist die Vorsitzende des Weihnachts-Wohltätigkeitsbasars! Was hat sie dir getan, dich gebeten, einen Teddybären zu kaufen?«
Kelly seufzte. Sie hatte den Schwanz dicht an den Körper gezogen, beinahe zwischen ihre Beine, und ihre Ohren waren flacher als je zuvor. Sie kletterte von Jaimie herunter, die sofort von ihr weghuschte, wobei sie immer noch auf dem Boden kauerte und mit den Händen schnell zu Iliana gestikulierte.
»Der Unterschied«, sagte Kelly, »ist der, dass sie nicht stehen geblieben ist, als ich sie dazu aufgefordert habe. Ich habe sie angebrüllt, aber ... ich wusste es nicht. Hör mal, sag ihr einfach, dass es mir leidtut, ja?«
»Sag du es ihr! Sprich nicht über sie, als sei sie nicht hier. Jaimie kann hervorragend von den Lippen ablesen, wenn du dir die Mühe machst, dich zu ihr umzudrehen.« Iliana wandte sich wieder an Jaimie. »Mir tut es leid. Bitte, sei nicht wütend. Das ist schrecklich - und ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Kannst du jetzt atmen?«
Jaimie nickte langsam. Der Blick ihrer dunkelblauen Augen wanderte zu Kelly, dann zurück zu Iliana. Sie sprach mit gedämpfter Stimme. Obwohl die Stimme ausdruckslos war und einige der Laute undeutlich waren,
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