Kriegerin der Nacht
hielt den Atem an.
»Aber wenn ihr wollt, dass ich so tue, als sei ich es, werde ich es machen. Ich werde mit Galen zu der Ver-
sprechenszeremonie gehen - ich meine, falls er es mit mir will.« Sie warf Galen einen halb verlegenen Blick zu und wirkte jetzt schüchtern und beinahe entschuldigend.
»Und ob er das will!«, rief Winnie enthusiastisch. Kelly hätte sie küssen können. Galen selbst zeigte sich dem Ganzen nicht wirklich gewachsen; stattdessen öffnete er den Mund und blickte unsicher drein.
Glücklicherweise sprach Iliana bereits weiter. »Dann werde ich es durchziehen. Und vielleicht wird das für die Gestaltwandler reichen, um sich den Hexen anzuschließen, solange sie nicht herausfinden, dass ich eine Betrügerin bin.« Sie wirkte unglücklich.
Sie war so beharrlich, dass Kelly für einen Moment erschüttert war. Konnte es denn sein, dass sie nicht die Wilde Macht war? Aber nein. Kelly wusste, dass sie es war. Sie hat ihre Macht nur noch nicht erweckt. Und wenn sie es weiter leugnet, wird sie das auch niemals tun.
Laut sagte sie: »Danke, Iliana. Du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin und wie viele Leben du retten wirst. Danke.«
Dann gewann die freudige Aufregung die Oberhand und sie fasste Iliana am Arm und zog sie zittrig und voller Zuneigung an sich.
»Du bist eine Wucht!«, rief Winnie und umarmte sie ebenfalls heftig. »Ich wusste die ganze Zeit, dass du am Ende mitmachen würdest, ich wusste es einfach.«
Nissa lächelte sie mit echter Anerkennung an. Galen lächelte ebenfalls, obwohl da etwas in seinen Augen war ...
»Da ist nur noch eine Sache«, sagte Iliana ein wenig atemlos und rieb sich den Arm, wo Kelly ihn gepackt hatte. »Ich werde es tun. Ich habe gesagt, dass ich es tun werde. Aber ich habe zwei Bedingungen.«
K APITEL D REIZEHN
Kellys freudige Aufregung erlosch auf der Stelle. »Bedingungen?«
»Du kannst alles haben, was du willst«, sagte Winnie und blinzelte gegen Tränen des Glücks an. »Autos, Kleider, Bücher ...«
»Nein, nein, ich will keine Sachen«, unterbrach Iliana sie. »Ich meine, ich tue das, weil ich nicht einfach herumstehen und nichts tun kann, wenn furchtbare Dinge passieren.« Sie schauderte. »Ich muss alles tun, was ich kann, um zu helfen. Aber ... ich bin trotzdem nicht die Richtige. Also ist meine erste Bedingung folgende: Während ich so tue, als sei ich die Wilde Macht, müsst ihr jemanden ausschicken, der nach der echten Wilden Macht sucht.«
Kelly sagte glatt: »Ich werde es dem Zirkel der Morgendämmerung ausrichten. Sie werden weitersuchen und andere Harmans überprüfen. Sie werden es so lange tun, wie du es willst.« Und sie würden es tun. Es war ein ziemlich kleiner Preis.
»Und die andere Bedingung?«, fragte Kelly.
»Ich will am Samstag zu Jaimies Party gehen.«
Sofortiger Aufruhr. Selbst Nissa fiel den anderen ins Wort. Kelly unterbrach ihre eigenen Ausrufe und bedeutete allen, den Mund zu halten.
Dann sah sie Iliana in die Augen.
»Es ist unmöglich. Und du weißt, dass es unmöglich ist. Es sei denn, du hast eine Möglichkeit gefunden, an zwei Orten gleichzeitig zu sein.«
»Sei nicht dumm«, erwiderte Iliana. Sie reckte das kleine, entschlossene Kinn vor. »Ich meine, vor der Versprechenszeremonie. Ich will nur für ein oder zwei Stunden hin. Weil sie eine meiner allerbesten Freundinnen ist, und sie ist meinetwegen gleich zweimal angegriffen worden.«
»Na und? Du machst es doch bereits wieder gut. Du rettest ihr Leben und das Leben ihres Zwillingsbruders und das Leben ihrer Eltern ...«
»Nein, das tue ich nicht. Ich gebe vor, eine Wilde Macht zu sein, obwohl ich weiß, dass es nicht wahr ist. Ich lebe eine Lüge.« Jetzt standen Tränen in Ilianas Augen. »Aber ich werde nicht Jaimies Gefühle verletzen und ich werde mein Versprechen ihr gegenüber nicht brechen. Und damit ist der Fall erledigt. Wenn ihr also wollt, dass ich bei eurer kleinen Show mitmache, werde ich es tun. Aber zuerst will ich zu der Party gehen.«
Stille trat ein.
Nun, sie ist hartnäckig. Das muss man ihr lassen, dachte Kelly. Sobald sie etwas beschlossen hat, lässt sie sich absolut nicht mehr davon abbringen. Ich schätze, das könnte hilfreich werden, wenn die Wilden Mächte eines Tages gegen die Dunkelheit kämpfen.
Aber im Moment war es einfach nur ärgerlich.
Kelly holte sehr tief Atem und sagte: »Okay.«
Winnie und Nissa sahen sie scharf an. Sie hatten nicht erwartet, dass sie so schnell nachgeben würde, und sie fragten sich
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