Kriegerin der Nacht
davon irgendetwas Nützliches verraten.«
»Ja, aber wir haben auch noch nicht mal die Hälfte davon durchgesehen«, merkte Winnie an. »Und da ihr zwei, du und Galen, die Einzigen seid, die diese Schrift lesen können, zählen die Fragmente, die Nissa und ich schon betrachtet haben, nicht wirklich mit.«
Es war definitiv noch eine Menge Arbeit zu tun. Kelly unterdrückte einen Seufzer und erklärte energisch: »Nun, wir brauchen uns im Moment noch keine Gedanken darüber zu machen, wie wir den Drachen töten. Wenn wir ihn nur lange genug abwehren können, um die Versprechenszeremonie abzuhalten, können wir uns anschließend immer noch um seine Vernichtung sorgen. Winnie, wie wäre es, wenn du dir zusammen mit Nisss einen Plan überlegen würdest, wie wir Iliana am Samstag auf der Party beschützen können? Und Galen und ich können heute Nacht aufbleiben und diese Schriftstücke durchforsten.«
Winnie wirkte beunruhigt. »Boss, du mutest dir zu viel zu. Wenn du nicht irgendwann schläfst, wirst du zusammenklappen.«
»Ich werde am Sonntag schlafen«, sagte Kelly entschieden. »Wenn alles vorüber ist.«
Kelly hatte eigentlich gemeint, dass sie und Galen die Pergamente die ganze Nacht hindurch in ihren Zimmern studieren könnten. Aber als sich die anderen schlafen legten, folgte er ihr prompt ins Wohnzimmer und sah sich dort die Elf-Uhr-Nachrichten an. Weitere Tierangriffe.
Als die Sendung vorüber war, zog Kelly ihren Stapel mit Schriftrollenfragmenten zu sich heran. Es war ihre Art, gute Nacht zu sagen, und viel einfacher, als ihn anzusehen.
Aber er sagte nur leise: »Ich nehme meine Hälfte und mache mich ans Werk.«
Kelly fühlte sich unbehaglich. Es war zwar nicht so, dass sie etwas an seinem Verhalten auszusetzen hatte. Er studierte seinen Teil der Fragmente aufmerksam und ließ sie das Gleiche tun.
Aber ab und zu sah er sie an. Sie spürte seinen Blick auf sich, spürte, dass seine Augen ernst und ruhig waren und dass er darauf wartete, dass sie aufschaute.
Doch sie tat es kein einziges Mal.
Und er sagte kein Wort. Nach einer Weile wandte er sich immer wieder seinen Pergamenten zu. Schweigend arbeiteten sie unermüdlich weiter.
Trotzdem war Kelly sich seiner Gegenwart nur allzu bewusst. Sie kam nicht dagegen an. Sie war ein Panther; sie konnte selbst aus einer Entfernung von einem Meter die Wärme seines Körpers spüren. Sie konnte ihn auch riechen und er roch gut. Frisch und ein klein wenig nach der Seife, die er benutzte, und noch mehr nach ihm selbst, ein Geruch der warm und golden und gesund war. Wie ein Welpe mit einem hübschen Fell an einem Sommernachmittag.
Es lenkte sie ab. So sehr, dass ihr manchmal sogar die Worte auf den Pergamenten vor den Augen verschwam- men.
Aber das Schlimmste von allem - schlimmer als seine Wärme zu spüren oder seinen Duft zu riechen oder zu wissen, dass sein Blick auf ihr ruhte - war etwas Subtileres, das sie nicht genau definieren konnte. Eine Verbindung. Ein Gefühl der Spannung zwischen ihnen, das sie beinahe berühren konnte.
Die Luft summte von dieser Spannung. Sie sorgte dafür, dass die feinen Härchen auf Kellys Armen sich aufstellten. Und so sehr sie auch versuchte, sich dagegen zu wehren, so sehr schien das Gefühl nur immer weiter zu wachsen.
Und das Schweigen verschlimmerte es irgendwie noch, ließ es tiefer gehen. Ich muss etwas sagen, dachte Kelly. Etwas Beiläufiges, um zu zeigen, dass es keine Wirkung auf mich hat.
Sie starrte auf die Fragmente, die sie langsam zu hassen begann. Wenn sie doch nur irgendetwas Nützliches finden könnte ...
Und dann sah sie es. Auf dem Pergament, das sie gerade studierte.
»Galen. Hier ist etwas - auf einer Kopie der ältesten Unterlagen über Drachen. Hier ist die Rede von dem, was Drachen tun können, welche Kräfte sie neben der dunklen Energie noch haben.«
Sie las vor und zögerte bei jenen Worten, die ihr weniger vertraut waren. »>Ein Drache braucht ein Tier nur zu berühren und er ist in der Lage, die Gestalt dieses Tieres anzunehmen, alles zu wissen, was das Tier weiß, und alles zu tun, was das Tier tun kann. Es gibt keine< - ich glaube, es heißt >Grenze< - >was die Anzahl von Gestalten betrifft, die der Drache beherrschen kann. Daher ist er ein wahrer Gestaltwandler und das einzige Geschöpf, das dieses Namens würdig ist.< Diese Schriftstücke sind wirklich uralt«, fügte sie hinzu. »Ich denke, das Original wurde während des Krieges vom Presseagenten der Drachen verfasst.«
»>Es gibt
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