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Kriegerin der Nacht

Kriegerin der Nacht

Titel: Kriegerin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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begriff, dass sie tatsächlich eine menschliche Kehle besaß.
    Sie musste in ihre Halb-und-Halb-Gestalt zurückgefallen sein und sie war zu schwach, um sich erneut zu verwandeln.
    »Probleme?«, fragte der Drache.
    »Du hättest niemals zurückkommen sollen«, krächzte Kelly.
    »Falsch«, antwortete der Drache. »Mir gefällt die moderne Welt.«
    »Du hättest weiterschlafen sollen. Wer hat dich erweckt?« Sie spielte natürlich auf Zeit, um wenigstens wieder etwas zu Kräften zu kommen. Aber sie wollte es auch wirklich wissen.
    Der Drache lachte. »Irgendjemand«, sagte er. »Jemand, den du nie kennenlernen wirst. Eine Hexe, die keine Hexe ist. Wir haben unser eigenes Bündnis geschlossen.«
    Kelly verstand nicht und ihr Gehirn war zu umnebelt, um klarzusehen. Aber genau in diesem Moment bemerkte sie etwas anderes.
    Eine Bewegung hinter dem Drachen. Die Gestalten, die auf dem Boden gelegen hatten, regten sich. Und sie taten es verstohlen, auf eine Weise, die Kelly zeigte, dass sie nicht nur wach waren, sondern auch bei klarem Verstand.
    Sie lebten. Kelly konnte sehen, wie Galen den Kopf hob und Mondlicht auf seinem Haar leuchtete, als er sie anschaute. Sie konnte Winnie sehen, wie sie sich Iliana zuwandte und zu kriechen begann. Sie konnte Nissa sehen, die die Schultern hob und wieder senkte.
    Als sie sie später danach fragte, sagten sie alle, sie seien von dem gleichen Lärm ins Bewusstsein zurückgerufen worden: einem tiefen Grollen, das in ihren Knochen widerhallte. Dem Brüllen des Drachen.
    Oder zumindest drei von ihnen würden das sagen. Galen würde immer behaupten, dass er nichts anderes gehört habe als Kellys Jaulen und seine Augen sich daraufhin geöffnet hätten.
    Die Woge der Hoffnung, die sie verspürte, ließ Kellys Her Z heftiger schlagen und wischte den Schmerz fort - zumindest für den Moment. Aber sie hatte furchtbare Angst davor, dass sie dem Drachen irgendetwas verraten könnte.
    Sie wagte es nicht, Galen länger anzuschauen. Stattdessen starrte sie in die schwarzen Steinaugen des Drachen und dachte mit aller Kraft: Geht weg.
    Geht weg, nehmt den Jeep, nehmt Iliana. Er ist vielleicht nicht in der Lage, euch zu folgen. Lauft.
    »Deine Zeit ist vorbei«, sagte sie laut zu dem Drachen. »Die Gestaltwandler wollen euch nicht länger. Alles hat sich verändert.«
    »Und es verändert sich aufs Neue«, entgegnete der Drache. »Das Ende der Welt ist nah, ebenso wie der Beginn einer neuen Welt. Für alles, was geschlafen hat, ist es an der Zeit, wieder zu erwachen.«
    Kelly hatte eine grauenvolle Vision von Hunderten von Drachen, die ausgegraben und ins Leben zurückgeholt wurden. Aber auf der Lichtung geschah etwas, das in ihr noch größeres Grauen erregte.
    Galen zog sich nicht zurück. Er schlitterte auf dem Bauch geradewegs auf sie zu.
    Und Winnie, diese Idiotin, war jetzt neben Iliana - aber sie schleifte sie nicht zum Jeep. Sie schien ihr etwas zuzuflüstern.
    Eine heiße Welle abgrundtiefer Verzweiflung schlug über Kelly zusammen.
    Was kann ich tun?
    Wenn der Drache sie sieht, sind sie alle tot. Es gibt nichts, was irgendeiner von ihnen gegen ihn ausrichten könnte. Galen ist kein Kämpfer - er kann sich nicht verwandeln. Nissa scheint zu schwer verletzt zu sein, um sich zu bewegen. Winnies orangefarbenes Feuer wird den Drachen nicht einmal annähernd versengen. Und Iliana wird erschlagen werden wie ein Schmetterling.
    Sie können überhaupt nichts tun. Ich muss etwas tun.
    Sie war so müde und verletzt und ihre Krallen waren jetzt viel weniger tödlich als in ihrer vollen Panthergestalt. Aber sie musste es tun, und sie musste es jetzt tun.
    »Geh dorthin zurück, woher du gekommen bist!«, rief sie. Sie spannte die Muskeln an - und sprang.
    Direkt auf ihn zu. Geradewegs. Das war es, was ihn überraschte: der schiere Wahnsinn des Angriffs. Er warf ihr die schwarze Energie entgegen, aber er konnte ihren Sprung nicht aufhalten.
    Wieder bohrte sie die Krallen in seine Stirn, dann fiel sie zurück.
    Der Schrei des Drachen schien den Himmel zu spalten. Schwindelig vor Schmerz und Schock starrte Kelly ihn an und hoffte verzweifelt...
    Aber sie hatte nur ein weiteres Horn abgerissen. Er besaß noch immer zwei.
    In seinem verwundeten Zorn schlug er mit den Gliedern um sich, dann schleuderte er ihr erneut die dunkle Macht entgegen. Kelly schauderte und verlor das Gleichgewicht. Sie krachte zu Boden und erschlaffte. » Kelly!« In diesem Schrei schwang eine solch rohe Qual mit, dass es Kelly schmerzte.

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