Kriegerseelen
nicht überleben. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust und sie wollte schreien, irgendetwas tun. Aber sie wusste, dass es nichts gab, was sie unternehmen konnte. Das Leben dieses tapferen Kämpfers lag in der Hand eines Fremden, ebenso wie das Leben ihres Gefährten und seines Bruders.
Er würde sterben. Feuer fraß sich über seine Haut und drang tief in seinen Körper. Ein wenig erinnerte ihn das an damals, als er sich für das Experiment verpflichtet hatte. Seine Arme und Beine fühlten sich schwach und zittrig an. Er wollte den Mund öffnen, um zu schreien, doch nichts an seinem Körper gehorchte ihm. Seine Lungen brannten und nur zäh füllten sie sich mit Sauerstoff, als er tief Atem holen wollte. War es das? Sollte sein Leben so enden?
Seine Eltern und Elena, seine Schwester, kamen ihm in den Sinn und die Liebe, die in ihm aufstieg, drohte sein Herz zum Bersten zu bringen. Dann sah er seine Brüder vor sich. Die einst völlig fremden Männer, die zu seiner Familie geworden waren. Großartige Männer, für die Ehre und Loyalität nicht nur leere Worte waren. Krieger, für die er selbst ohne zu zögern sterben würde, und die auch für ihn ihr Leben geben würden. War es etwa so weit? Starb er jetzt und hier, damit seine Brüder weiterleben konnten?
Trotz der brennenden Schmerzen und der Wehmut, die ihn beschlich, weil er den Menschen, die ihm das Meiste bedeuteten, nicht mehr sagen konnte, wie sehr er sie liebte, war er bereit sein Schicksal anzunehmen. Tiefer Frieden überkam ihm und er hörte auf, sich zu wehren. Nahm den Schmerz und die Qual an und hoffte an einen Ort zu gelangen, an dem er vielleicht Rock wiedersehen würde.
Es stank nach verschmortem Fleisch. Sekunden dehnten sich zu Minuten und wuchsen zu einer Ewigkeit. Tristan, der inzwischen schweißgebadet war, ließ von Storm ab. Auf seinem Nacken hatte sich eine Brandwunde gebildet, etwa so groß wie eine fünf Cent Münze. Der blonde Krieger lag reglos auf dem Boden. Lili konnte nicht erkennen, ob er atmete, deshalb kämpfte sie sich, nachdem die Starre, die ihren Körper erfasst hatte, sich gelegt hatte, zu ihm durch. Thorn trat zur Seite, ebenso wie Thunder und Tristan, der völlig erschöpft schien. Sie kniete sich neben den leblosen Körper und legte ihre Hand auf seinen Rücken. Angst schnürte ihr die Kehle zu und Gänsehaut kroch ihr die Wirbelsäule hinauf. Sie lauschte.
Da erschien plötzlich ein Lächeln auf ihrem Gesicht und überstrahlte alles. Ihre Hände begannen sanft zu glühen, als sie die Lebensenergie spürte, die unter ihren Fingern pulsierte. Storm lebte. Er hatte es geschafft. Tristan hatte es geschafft. Der kleine Bruder war immer noch da.
Tränen liefen ihre Wangen hinunter, tropften auf den nackten Rücken des Kriegers, über den sie sich beugte. »Danke Gott«, flüsterte sie leise, denn sie war sich sicher, hier hatte eine größere Macht die Hand im Spiel gehabt. Es musste etwas geben, zumindest etwas Ähnliches wie einen Gott. Thunder kam zu ihr und zog sie auf. Schluchzend schmiegte sie sich in seine Arme und auch der tödliche Krieger zitterte vor Freude und Erleichterung. Endlich hatte auch der Rest der Umstehenden begriffen, dass es Freude war, die Lili so bewegte. Jubelschreie waren zu hören und alle, die unter Anspannung gestanden hatten, redeten plötzlich durcheinander und umarmten sich. Sogar auf dem Gesicht des Kriegers mit den eisigen Augen erschien ein Lächeln. Er fühlte sich, als würde eine schwere Last von seinen Schultern genommen und stand auf. Er fühlte sich total ausgelaugt und hatte das Gefühl, er könnte fünf Tage lang durchschlafen. Kein Kampf hatte ihm jemals so viel Kraft abverlangt und trotz allem war die Euphorie der Anderen ansteckend.
Thorn klopfte ihm auf die Schultern. »Gut gemacht, du hast unseren Bruder gerettet ... dafür stehen wir für immer in deiner Schuld.«
Tristan versteifte sich kurz, als Thorns Hand ihn berührte, doch es schien dem Mann nichts auszumachen. Kein Stromschlag - nicht einmal ein Kribbeln. Konnte es sein, dass er so viel Energie gebraucht hatte, dass er jetzt niemandem damit schadete?
Ivy, die still ein Stück Abseits gestanden hatte, wagte es nicht, zu glauben, was sie sah. Eine Hand vor den Mund geschlagen, starrte sie immer noch auf den am Boden liegenden Krieger. Würde er immer noch derselbe sein, wenn er aufwachte? War die Gefahr tatsächlich gebannt?
Die kleine Kriegerin, die immer auf alles eine freche Antwort wusste, und ein ebenso
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