Kriegerseelen
schleifte sie hinter sich her.
Jay und Tyron schlugen die erhobenen Handflächen aneinander und waren stolz auf ihren Erfolg. Dann packte Jay die junge Frau, hob sie sich über die Schulter und trabte zusammen mit Tyron zurück.
Sie waren gut gelaunt und nicht im Mindesten enttäuscht über Tristans wortkarge Art. Als Captain hatte er ihren Erfolg bereits drahtlos weitergegeben. Über ein Kommunikationsgerät im Ohr war er mit dem Boss verbunden. Tristan entging dabei nicht, das Prokojevs Stimmer rau vor Erregung war und er sehr ungehalten klang, über die Störung.
Das konnte nur bedeuten, dass Juno bei ihm war. Wie jede Nacht. Der große gefährliche Soldat biss die Zähne zusammen. Es gab nicht viel in seinem Leben, das ihm etwas bedeutete. Valentin, sein Partner, Jay und Tyron, für die er die Verantwortung hatte und absoluter Gehorsam seinem Boss gegenüber. Deshalb konnte er sich selbst nicht erklären, weshalb er immer, wenn er Juno sah, diesen Groll verspürte. Der Gedanke, dass sie jede Nacht mit dem Boss in dessen Privatgemächern verbrachte, gefiel ihm gar nicht.
Er mahnte sich selbst zur Vernunft. Es ging ihn nichts an und stand ihm nicht zu, sich darüber Gedanken zu machen. Er war Krieger, der Kampf war sein Leben und nichts anderes zählte.
In der Basis angekommen, warfen die beiden Männer die bewusstlosen Frauen unsanft auf den Boden. Mit einem Schulterzucken wendeten sie sich von ihnen ab. Auftrag ausgeführt.
Der eisige Wind fegte in den Raum und brachte ein paar Schneeflocken mit. Die Männer waren froh darüber, ihren Auftrag erledigt zu haben und wollten sich jetzt mit einem heißen Grog aufwärmen.
»Was meintest du eigentlich vorhin Tristan. Xena? Kennst du sie?« Val sah seinen Kumpel fragend an. Tristan antwortete mit finsterem Gesichtsausdruck. »Oh ja, ich kenne sie. Sie soll angeblich eine Halbschwester von Juno sein. Wobei keine der beiden etwas davon weiß. Diese kleine Schlampe war schon immer ein wenig aufsässig. War eigentlich zu erwarten, dass sie rebelliert.«
»Und die beiden Männer?«, fragte er, »kanntest du sie auch?« »Nicht wirklich«, gab Tristan zurück und stieß mit seinem Kampfstiefel eine der Frauen an, die sich noch immer nicht bewegt hatten. »Der Boss hat mir nur gesagt, dass sie Kandidaten für die Frühjahrsjagd waren. Er wird nicht begeistert darüber sein, dass sie verschmort sind.«
Schulterzuckend wand er sich seinem Kumpel zu. »Aber besser tot, als flüchtig.« Ein grausames Lächeln, das zu seinen harten eisblauen Augen passte, verzog sein Gesicht.
Jay und Tyron schälten sich aus ihren Parkas und ihre Gesichter glühten noch immer voll Stolz. Ty war so euphorisch, dass er von Val einen warnenden Blick zugeworfen bekam. Tristan war ein strenger Anführer und duldete keine Ausgelassenheit. Gerade als dieser Ty zurechtweisen wollte, empfing er eine Nachricht über sein Komm im Ohr.
Aufmerksam lauschte er der Stimme des Bosses und nickte, obwohl dieser ihn ja nicht sehen konnte.
Ein knappes »O.k.«, und die Verbindung wurde unterbrochen.
»Die beiden Frauen müssen in die Krankenstation. Tyron und Jay, ihr bringt sie dort hin und bleibt bei ihnen. Ihr lasst sie nicht aus den Augen.« Er wandte sich zu Valentin um und deutete ihm nur mit einer Kopfbewegung an, mitzukommen.
Als sie außer Hörweite waren, raunte er ihm ungehalten zu, »Wir sollen antreten bei Prokojev, Juno ist dort.«
Valentin sah Tristan von der Seite an und ihm war klar, weshalb dieser so wortkarg war. Die Jungs aus der Einheit wussten, dass Tristan mehr für Juno empfand, als er ihnen gegenüber zugeben wollte. Aber sie war nun einmal das Juwel des Bosses, und niemand konnte daran etwas ändern.
Währenddessen ging in Ondraka das Leben seinen gewohnten Gang.
Das Verschwinden der vier Menschen war zwar nicht unentdeckt geblieben, doch keiner der Stadtbewohner kümmerte sich darum. Es kam immer wieder vor, dass der ein oder andere aus ihrer Mitte plötzlich nicht mehr da war.
Die Stadt bestand aus mehreren Sektoren und erstreckte sich unterirdisch über viele Quadratkilometer.
Sektor 1 war den Färbern und Näherinnen vorbehalten. Hier wurde die Kleidung hergestellt, die die Ondraker trugen. Die Frauen trugen weiße lange Hosen und weite Tuniken darüber, die ebenfalls weiß waren. Die Männer waren alle in blau gekleidet. Selbst das Geschlecht der Kinder war an der Farbe ihrer Kleidung zu erkennen. Einzig zur Frühjahrsjagd sah man einige Ondraker mit grünen Hosen
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