Kriegerseelen
brüllen hörten. Nun saßen sie im Kaminzimmer und starrten fassungslos ihren Bruder an, der mit eisiger Stimme von Lilis Entdeckung berichtete.
Als die Tür aufging und Lili leise hereinschlüpfte, reichte ihr ein Blick auf die drei harten Kerle, um zu sehen, dass ihnen die Nachricht den Boden unter den Füßen weggezogen hatte.
»Lili, wie lange hat er noch?« Es war Thorn, der fragte, was alle wissen wollten.
»Einen Monat, achtundzwanzig Tage, fünfzehn Stunden und …«, sie brach ab und zuckte mit den Schultern, »... naja, ein paar Sekunden.«
Das saß. Den Kriegern kam es vor, als hätte ihnen jemand eine Faust in den Magen gerammt.
»Wenn ich das, was Thunder erzählt hat, richtig verstanden habe, weißt du nicht sicher, ob wir ebenfalls so einen Chip tragen.«
Die kleine Asiatin nickte Thorn zu. »Ich habe bei Storm diesen neuen Scanner benutzt, nur deshalb bin ich darauf gestoßen.«
»Du musst uns ebenfalls scannen.« Thorns Stimme klang eindringlich.
Lili stand auf und ging zur Tür. Dort sah sie sich noch einmal um. »Es ist alles vorbereitet, ihr könnt kommen.«
Irgendwo im Haus lief Musik, Paula werkelte in der Küche und draußen wärmte die Sonne bereits die Luft. Der Frühling hielt Einzug.
Die Krieger jedoch hatten für all das keinen Blick übrig. Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken, als sie aufstanden und Lili ins Krankenzimmer folgten.
Schweigend machte sich die Ärztin an die Arbeit. Thunder zog sein Shirt über den Kopf und wartete darauf, dass Lili den Scanner ansetzte. Sie musste sich zwingen ihre Hände ruhig zu halten, als sie ihn zwischen seinen Schulterblättern auflegte. Das leise Piepsen irritierte die Männer, doch Lili schien es nicht zu stören.
Thunder musste in die Knie gehen, damit sie das Gerät, das mit sanftem Druck über seine Haut glitt, nach oben führen konnte.
Als sie an seinem Nacken ankam, hielten alle die Luft an. Der High-Tec-Scanner glitt darüber, ohne dass sich der Ton änderte. Überrascht sah Lili auf.
»Lass mich zur Sicherheit deinen ganzen Körper checken«, murmelte sie leise. Thunder hielt still, als sie um ihn herum ging. Lili verbot sich, auf das Wunder zu hoffen, dass man ihrem Gefährten keinen Chip implantiert hatte. Thorn wartete gespannt und wusste nicht, was er denken sollte. Der blonde Storm rieb sich mit der Hand im Nacken über die Stelle, an der Lili zufolge diese Zeitbombe saß.
Nach dem Saufgelage mit Shadow hatte er immer noch Kopfschmerzen, obwohl Lili ihm schon etwas dagegen gegeben hatte. Die Tatsache, dass er nicht einmal mehr zwei Monate hatte, bevor seine Zeit abgelaufen war, machte ihm zum ersten Mal seit langer Zeit Angst. Er war ein ausgebildeter Krieger und durch Experimente zu einem Superhelden gemacht worden. Viele Male hatte er dem Tod ins Auge gesehen und keine Angst verspürt. Doch mit einer Gefahr, die ihm im Nacken saß und die er nicht bekämpfen konnte, wusste er nicht umzugehen.
Ein schriller Ton ließ ihn aufsehen.
Der Scanner in Lilis Hand schwebte gerade über Thunders Unterleib.
»Diese Schweine«, schrie sie voller Wut. »Sie haben dir dieses Drecksding in die Leiste implantiert, wir hätten es niemals zufällig gefunden.« Sie bebte vor Zorn und ihre Augen funkelten.
Inzwischen war Cara zu ihnen gestoßen, sie hatte gespürt, wie aufgewühlt Thorn war, und hatte nach ihm gesucht. Leise hatte er ihr von der lauernden Gefahr erzählt, die das Leben der Brüder plötzlich bedrohte. Cara hatte die Hände vor den Mund geschlagen und sah ihn mit großen entsetzten Augen an. Lili hatte sich wieder gefangen und wandte sich an Thorn. »Es tut mir leid, Thorn. Aber es besteht kein Grund anzunehmen, dass du verschont wurdest. Ich muss bei dir nach dem Chip suchen.«
Der schwarzhaarige Krieger nickte und zog ebenfalls sein Shirt aus. Mit einem gleichgültigen Grinsen knöpfte er sich auch gleich die Hose auf und ließ sie herunter. In Boxershorts stand er da und wartete darauf, dass Lili sich an die Arbeit machte.
Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie kurz aufsehen, während Storm sich anschickte nachzusehen, scannte sie jeden Quadratzentimeter von Thorns Körper.
Draußen stand Ivy. Ihr Haar stand frech von ihrem Kopf ab und ihre blauen Augen verengten sich nur ganz kurz, als der blonde Krieger öffnete.
Er schob sie zurück und schlüpfte aus der Tür. Dann standen beide sich in der großen Eingangshalle gegenüber und sahen sich an. Zum ersten Mal seit Tagen war Storms Augen nicht
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