Kriegerseelen
herumzusitzen und darauf zu warten, dass ich alt werde.«
Er sprang auf und haute wütend auf den Tisch. »Du und Thunder, ihr habt eure Frauen. Connor hat seine kleine Familie und scheint damit zufrieden zu sein. Aber ich ...«, er brach ab und Thorn hatte das Gefühl, der Wahnsinn hatte seinen Bruder fest gepackt. Die Adern an seinem Hals traten hervor, seine dunkelblauen Augen verengten sich zu Schlitzen und sein Atem ging schnell.
Thorn wusste, wenn er jetzt nicht aufpasste, würde die Situation eskalieren. Irgendetwas war mit Storm passiert, während er weg war. Nein, korrigierte er sich, seit er von der Verschwörung Sterlings erfahren hatte, die seine Familie betraf. In diesem Moment waren bei seinem Bruder sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Verzweifelt suchte er nach Argumenten, die zu ihm durchdrangen. Doch der irre Blick in Storms Augen sagte ihm, dass jetzt jedes Wort zu viel war.
Enttäuscht und voller Zweifel erhob er sich und verließ das Zimmer.
Draußen stieß er auf Ivy. Mit großen kornblumenblauen Augen sah sie ihn an. »Ich würde jetzt nicht zu ihm hineingehen, wenn ich du wäre.«
Sie schluckte und nickte. Traurig wandte sie sich ab und Thorn sah ihr zu, wie sie in Richtung Trainingsraum ging. Es war zum Verzweifeln.
Shadow wartete, bis Storm alleine im Zimmer war.
Dann nahm er die Flasche Whiskey unter den Arm, die er sich aus der Bar geholt hatte, und wappnete sich gegen die zu erwartenden Flüche.
»Was willst du hier?« unfreundlich blaffte der Blonde ihn an.
»He Arschloch, was hältst du davon, wenn wir uns mal ganz gepflegt betrinken, vielleicht wirst du dann ein bisschen lockerer.« Ungerührt blieb Shadow in der Tür stehen und hielt die Flasche hoch. Storms Augen glühten wie die eines Raubtieres und er knurrte leise. Der Indianer betrat das Zimmer, zog mit einem Fuß die Tür hinter sich zu und zauberte zwei Gläser aus seinen Hosentaschen.
Unter Blondies glühenden Blicken schenkte er sie voll, hielt ihm eines davon hin und prostete ihm zu. Der Krieger nahm das Glas, ohne den Blick von Shadows Gesicht zu nehmen, hob es an und kippte den Inhalt mit einem Zug hinunter. Der Whiskey brannte sich seinen Weg die Kehlen der Männer hinunter und Shadow schenkte sofort nach. Eine Stunde später war die Flasche leer und die beiden wanderten weiter zur Bar ins Kaminzimmer.
Thunder hörte lautes Grölen und Gelächter. Er konnte sich nicht erklären, woher es kam und ging nach unten, um nachzusehen. Zu seinem Erstaunen fand er Shadow und Storm, die in trauter Zweisamkeit miteinander scherzten und alberten, als wären sie kleine Jungs. Ein Blick auf die mittlerweile mehreren leeren Flaschen bestätigte seine Vermutung. Die beiden waren sturzbetrunken. Traurig musste er sich eingestehen, dass Storm schon seit Ewigkeiten nicht mehr so gelöst und gut gelaunt war, wie jetzt.
»He Kumpel, auch einen Schluck?« Mit unsicheren Schritten kam Blondie auf ihn zu, ein volles Glas in der Hand. »Hoppla.« Er schwankte gefährlich und wäre der Länge nach hingefallen, hätte Thunder ihn nicht im letzten Moment aufgehalten.
»Thunder«, nuschelte Storm, »habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich dich liebe, Mann.«
Shadow kicherte und schenkte sich nach, während Thunder seine liebe Not hatte, Storm aufrecht zu halten. »Komm Kleiner, wir setzten uns auf die Couch, dann kannst du mir alles sagen.«
Wie ein nasser Sack hing Storm in Thunders Armen und ließ sich zur Couch schleifen. Die ganze Zeit über versuchte Storm ihn zu küssen.
»Ich liebe dich Kumpel und würde für dich sterben. Hab ich dir das schon einmal gesagt?« Der betrunkene blonde Krieger hatte inzwischen aufgehört, Thunder mit Küssen zu überschütten und richtete sich auf.
»Ja, hast du Blondie. Ich liebe dich auch. Und du weißt, dass auch ich mein Leben für dich geben würde. Jederzeit.«
Storm grinste Thunder dümmlich an, verdrehte die Augen und fiel um wie ein Stein.
Mein Gott, vielleicht war das wirklich einmal nötig gewesen. Er stand auf, holte eine Decke und legte sie fürsorglich über Storm. Shadow hatte sich anscheinend noch auf eigenen Füßen aus dem Zimmer bewegt. Er war verschwunden. Als er aufsah, stand Lili in der Tür und beobachtete ihn. Sie schenkte ihm ein Lächeln, das sein Herz schneller schlagen ließ. Mit einem letzten Blick auf seinen kleinen Bruder ging er ihr entgegen, nahm ihre Hand und küsste zärtlich jeden einzelnen Finger.
»Komm mein Krieger, lass uns nach oben gehen. Storm
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