Kriegerseelen
verharrte sie darüber. »Ich glaube, ich habe etwas.« Als sie sich aufrichtete, sprach sie Tristan an, der regungslos neben ihr stand und fasziniert zugesehen hatte, wie sie ihre Gabe einsetzte. Es war immer wieder ein Schauspiel. Verdammt, warum konnte Prokojev sie nicht einfach das sein lassen, was sie war. »Wer ist es?«
Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie blass geworden war und sie seinen Blicken auswich. »Juno! Wer ist es?« Er hatte plötzlich ein ungutes Gefühl, denn sie schwieg weiter.
Was konnte sie gewittert haben, das sie so erschreckte?
Ehe er reagieren konnte, drehte sie sich um und rannte, als wäre der Teufel hinter ihr her. Er rief ihr nach. »Juno, so warte doch!« Sie drehte sich nicht mehr um und verschwand durch die Tür. Verdattert stand er da und konnte sich keinen Reim daraus machen. Scheiße. Was jetzt?
Über sein Ohr-Komm stellte er eine Verbindung zu Val her. »Sie ist weg. Irgendetwas hat sie erschreckt und sie ist ohne es mir zu sagen verschwunden. Könnt ihr sie irgendwie abfangen, bevor sie in ihren Hochsicherheitstrakt verschwindet?« Es war ironisch gemeint, doch es entsprach der Wahrheit. Nichts war in Prokojevs Stadt besser abgesichert als die Wohnung, in der er Juno vor der Welt verborgen hielt.
Val antwortete sofort. »Keine Chance Tristan, sie ist bereits oben. Wir treffen uns im Besprechungsraum, ich habe Neuigkeiten für dich, die ihr Verhalten erklären könnten.«
Jetzt war er neugierig geworden und machte sich unverzüglich auf den Weg.
Dr. Abramovic hatte die letzten Tests abgeschlossen und informierte Prokojev, dass alles bereit wäre, um die Paarung der ausgewählten Männer und Frauen einzuleiten.
Alexej, der gerade seine Besprechung in Moskau beendet hatte, war hocherfreut über diese Nachricht. Es milderte seine Rachegelüste ein wenig. Wenn Tristan herausgefunden hatte, wer die junge Frau ermordet hatte, würde es eine Hinrichtung geben. Er wusste bereits, wie die Strafe für den Verräter aussehen würde. Alle Bewohner seiner Stadt mussten zusehen. Danach würde niemand auch nur jemals im Geringsten glauben, dass er ungestraft davon kam.
Er war auf dem Weg zu seinem Privatjet und freute sich schon auf den Abend. Heute Nacht würde er vollenden, was er begonnen hatte. Sie würde seine Frau werden. Er wollte sie mit Haut und Haar besitzen und nichts würde ihn diesmal davon abhalten.
Er gab Dr. Abramovic grünes Licht und wusste sein Zuchtmaterial in besten Händen. Mit etwas Glück würden in neun Monaten einige wunderbare Babys geboren werden.
Valentin und Jay warteten bereits auf ihn. Tyron hatte die Wache vor Xenas Tür übernommen. Tristans eisiger Blick verriet, dass er hochkonzentriert war, als er den Besprechungsraum betrat. »Was ist los?« Valentin stand auf und erwiderte fest seinen Blick. »Wir haben Grund zu der Annahme, das Junos Mutter damit zu tun hat.« Das saß. Tristan, der niemals auch nur das geringste Mitgefühl für irgendjemanden zeigte, wurde plötzlich übel. Er glaubte, sich übergeben zu müssen. Das erklärte Junos Verhalten, wenn sie tatsächlich ihre Mutter gewittert hatte. »Verdammt!« Er fuhr sich mit beiden Händen über sein kurzes Haar und war zum ersten Mal seit langem sprachlos.
Valentin nickte. »Das kannst du laut sagen.« Jay, der Haltung angenommen hatte, als der Captain eingetreten war, trat näher an die beiden Krieger heran. »Ich habe mit dem Pflegepersonal gesprochen. Zwei von ihnen schwören, Junos Mutter gesehen zu haben. Sie war die Letzte, die Kontakt hatte zu der Frau.« Tristan verlor nicht die Beherrschung, doch in seinem Inneren tobte ein Sturm. Er war Soldat, seine Loyalität galt seinem Arbeitgeber. Er hatte einen klaren Befehl bekommen und würde diesen ausführen, wie alle anderen Befehle auch. Doch er wusste, Juno würde daran zerbrechen. Auch wenn er keine Wahl hatte. Sie würde ihn bis an ihr Lebensende hassen. Es sollte ihm gleichgültig sein, doch das war es nicht. Prokojev hatte in aller Deutlichkeit gesagt, dass die Strafe grausam ausfallen würde, und Tristan glaubte ihm aufs Wort. Der Boss war nicht zimperlich, was Folter anbelangte. Seine Grausamkeit war im ganzen Land bekannt und gefürchtet. Das war auch der Grund, weshalb nur sehr wenige Menschen die Flucht versuchten. Die völlig unter Peace Ruhiggestellten verschwendeten niemals einen Gedanken daran. Aber ganz selten gelang es Einzelnen, sich der Droge zu entziehen. Wie auch immer sie das anstellten. Junos Mutter konnte
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