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Kriegerseelen

Kriegerseelen

Titel: Kriegerseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan B. Hunt
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während er hinter ihr her sprintete. Doch die Nachricht war deutlich gewesen. Es gab keine Möglichkeit Eves Hinrichtung aufzuhalten. Er wusste, dass es ihr das Herz zerriss, doch er musste sie aufhalten, koste es, was es wolle. Fluchend holte er sie ein. »Du kannst mich nicht zurückhalten«, sie schrie ihn an und wurde nicht langsamer. Also griff er zum einzigen Mittel, das er zur Verfügung hatte. Er packte sie am Arm und der Strom, der über seine Hand in ihren Körper floss, ließ sie augenblicklich zu Boden gehen. »Es tut mir leid«, flüsterte er, als er sie zur zurücktrug. Er nahm diesmal den längeren Weg, der von oben in die Höhle führte. Sanft legte er sie ab und holte eines der dicken Seile, die er dort in einer Nische gesehen hatte. Für Juno war dieser Platz seit ihrer Kindheit ein Zufluchtsort und sie hatte die verschiedensten Dinge hier deponiert. Es war pures Glück, den er hätte nie mit der bewusstlosen Frau den Aufstieg bewältigen können. Dann schlang er ihr das Seil um die Taille und ließ sie langsam ab. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie ohnmächtig sein würde. Auch wenn er seine volle Konzentration darauf verwendete, ihr so wenig wie möglich zu schaden, genau konnte er die Wirkung seiner Stromschläge nicht abschätzen. Gerne hätte er ihr Gesicht gestreichelt oder sie in den Arm genommen, doch er hatte Angst davor, ihr noch mehr weh zu tun. Also legte er sie sanft ab, setzte sich neben sie und tat das Einzige, was er tun konnte. Er wachte über sie und beschützte sie.
    Stunden vergingen, die Sonne stand hoch am Himmel und Juno wachte nicht auf. Der Krieger war kurz davor in Panik zu geraten. Sie atmete flach und er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Was wohl seine Brüder gerade machten? Tristan konnte nur hoffen, dass Eve nicht zu sehr gelitten hatte. Doch wie er den Boss kannte, war dies ein frommer Gedanke, der nichts mit der harten Realität zu tun hatte. Prokojev war ein Sadist, ein Diktator und ein Geisteskranker. Die Menschen in Ondraka kannten kein anderes Leben als das in der unterirdischen Stadt. Selten bekamen sie Sonnenlicht zu sehen, alles wurde ihnen vorgeschrieben. Der Gedanke an die Paarungszeit kam ihm in den Sinn. Laut Prokojev war es wieder so weit. Zum ersten Mal seit seiner Rekrutierung fragte er sich, woher der Boss sich das Recht nahm, darüber zu bestimmen, wer sich paaren durfte oder nicht. Wenn die jungen Männer untersucht und ausgemustert waren, wurden diejenigen, die keine absoluten Supergene besaßen, einfach sterilisiert. Nur Männer und Frauen mit bester genetischer Veranlagung durften sich fortpflanzen. Der Krieger wusste außerdem von einem geheimen Sektor, in den die Alten gebracht wurden, die keine Kraft mehr hatten, um zu arbeiten. Es hieß offiziell, sie würden in den langen Schlaf gehen. In Wahrheit war es nichts anderes, als eine Tötungsstation. Je länger er darüber nachdachte, desto unwirklicher kam ihm alles vor. Wie konnte er nur jahrelang blind und taub für das Unrecht an all diesen Menschen, durchs Leben gehen? Erst jetzt, da Juno betroffen war, wurde ihm die Tragweite der Tragödie bewusst. Als er die Kriegerin ansah, verfluchte er wieder einmal seine Gabe. Warum hatte es ausgerechnet ihn getroffen? Die hochintelligenten Waffen, die sie benutzten, machten selten einen Nahkampf nötig und wenn doch, konnte er sich ausgefeilter Kampftechniken bedienen, die er perfekt beherrschte. Warum also stand er ständig unter Strom? Er begann, sich und seinen Körper zu hassen. Tatenlos musste er zusehen, wie Juno schon seit Stunden bewusstlos war und er wagte nicht mehr, sie auch nur anzustupsen. Was, wenn er sie dadurch töten würde?
    Resigniert lehnte er sich an die Felswand hinter ihm und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen. Im Moment konnte er nichts tun. Die Jungs würden ihm eine Nachricht schicken, wenn es Neuigkeiten gab.
     
    Der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte den ganzen Platz. Das Feuer hatte seinen Höhepunkt bereits überschritten und der verkohlte Körper war zusammengesunken, nachdem man das Seil gelöst hatte, an dem Eve festgebunden war. Nur hin und wieder loderten die Flammen kurz auf, wenn ein Windhauch hineinfuhr. Die Bewohner hatten stumm und entsetzt das Schauspiel miterlebt. Eves Schreie, die irgendwann nur noch ein heiseres Krächzen waren, gingen jedem von ihnen durch Mark und Bein.
    Einzig Prokojev hatte mit glühenden Augen und erhitzten Wangen dagestanden, wie ein Kind vor dem

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