Kriegerseelen
ließen. Ganz vorsichtig zog sie die schwere Axt herunter und hielt sie hoch, damit sie nicht am Boden schleifte, während sie hinter ihr Kistenversteck zurück robbte. Inzwischen rammelte der Wächter heftiger auf dem jetzt beängstigend stillen Mädchen herum, bis er schließlich schwer atmend über ihr zusammenbrach. Sofort zerrte sein Kumpane an ihm herum. »Jetzt bin ich dran.«
Er rieb sich seinen Penis und gierte sabbernd zwischen die Beine der Kleinen. Xena verließ beinahe der Mut, um einzuschreiten. Da hörte sie erneut herzzerreißendes Wimmern und Schluchzen, während der nächste Mann sich anschickte, sie auf abscheuliche Weise zu vergewaltigen. Er drehte das Mädchen auf den Bauch. Mit den Knien drängte er zwischen ihre Beine und schob sie auseinander. Dann krallte sich seine Hand in ihr Haar und hielt ihren Kopf nach unten gedrückt. Xena atmete tief durch und versuchte nicht darüber nachzudenken, was wäre, wenn etwas schief ging.
Den dicken Holzstiel fest umklammert sprang sie mit einem Satz auf und stieß ein Brüllen aus, das tief aus ihrer Brust kam. Sie konnte nicht zulassen, dass die Männer dieses Mädchen benutzten und verletzten.
Mit aller Kraft schwang sie die Axt und knallte sie gegen die Schläfen des Mannes, der mit einem Grinsen im Gesicht zusah, wie sein Kollege sich an der jungen Frau verging. Er fiel um wie ein gefällter Baum, und der Andere sah erschrocken auf. Die Pupillen geweitet, mit Schweißtropfen auf der Stirn, war er kurz davor gewesen, zu kommen. Xena zögerte nicht, jetzt war die Furie in ihr erwacht. Mit einem erneuten Hieb grub sich die scharf geschliffene Schneide seitlich zwischen Hals und Schulter des Wächters. Sofort spritzte hellrotes Blut aus der durchtrennten Schlagader. Der Mann riss die Augen auf, fasste sich an den Hals und begann zu brüllen. Markerschütternd klangen die Schreie durch den Lagerraum.
Er taumelte und krachte gegen die aufgestapelten Kisten, bis er schließlich zu Boden ging. Unaufhörlich spritzte Blut im Rhythmus seines Herzschlags wie eine Fontäne hervor. Xena packte das Mädchen, das vor Schreck bewegungsunfähig war. Panische Augen blickten sie an. »Komm schon, wir müssen hier weg, bevor der Andere wieder das Bewusstsein erlangt.« Sie zerrte die junge Frau wie eine Puppe hinter sich her. Die Axt ließ sie scheppernd auf den Boden fallen und hob die zerfetzte Kutte des Mädchens auf. Eilig legte sie sie ihr um die Schultern, damit sie nicht gänzlich nackt war. Inzwischen hatte sich auf dem Boden eine riesige Blutlache gebildet und der Mann zuckte nur noch ein wenig. Röchelnd blickten er mit starren Augen zur Decke. Es war ein abscheuliches Bild. Die Geschlechtsteile der beiden Männer hingen aus den offenen Hosen und waren nun geschrumpft. Voll Abscheu blickte Xena noch einmal zurück und empfand nicht das geringste Bedauern. Sie mussten schnell weg hier, bevor irgendjemand sie fand.
Immer noch wie gelähmt ließ die Kleine einfach alles mit sich geschehen. »Schneller!« Xena trieb sie an und überlegte fieberhaft, wo sie sich verstecken konnten. Valentin hatte sie beschworen, hier zu bleiben und zu warten, bis sie abgeholt würde. Doch nach diesem Vorfall war das nicht mehr möglich. Der bewusstlose Wächter würde irgendwann zu sich kommen und Alarm schlagen. »Wie heißt du?«, fragte sie das völlig apathische Mädchen.
Diese starrte sie nur an, ohne ein Wort zu sprechen.
»Egal«, Xena zuckte mit den Schultern. »Wir müssen weiter. Ich bringe dich in Sicherheit.« Sie hoffte sehr, dass es stimmte und sie das Mädchen wirklich irgendwo verstecken konnte, bis Val sie holen würde. Über der Aufregung hatte sie ganz vergessen, welchem Schicksal sie selbst nur knapp entkommen war. Als Halbschwester von Juno genoss sie den Schutz der Krieger. Nicht auszudenken, was Prokojev mit ihr angestellt hätte. Es war bekannt, dass er Juno hütete wie einen Schatz. Jeder in Ondraka wusste, dass er verrückt nach ihr war. Doch nur wenige wussten, dass sie verschwunden war.
Die Hinrichtung von Eve, die sowohl Junos, als auch Xenas Mutter war, hatte einer Hexenverbrennung im Mittelalter geglichen. Der Wahnsinn hielt den Milliardär fest in seinen Klauen, was diese öffentliche Abscheulichkeit erneut verdeutlichte. Schon lange gärte die Unzufriedenheit in Ondraka. Diejenigen, die stabil unter Peace standen, kümmerten sich um nichts anderes, als um ihre täglichen Arbeiten, die sie verrichten sollten. Sie waren ihrer Seelen beraubt.
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