Kriegerseelen
suchen.« Tristan hatte plötzlich das Gefühl helfen zu müssen. »Er ist der Arzt, der für uns zuständig ist. Er muss etwas wissen.«
Sofort waren die Krieger aufmerksam geworden. Das war doch zumindest einmal ein Ansatz. Für Storm lief die Zeit rasend schnell und auch seine Brüder waren in großer Gefahr.
Thorn sprach aus, was alle dachten. »Wo finden wir diesen Dr. Abramovic? Wirst du uns zu ihm führen?«
Tristan wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Juno die Augen aufschlug, und versuchte etwas zu sagen. Sofort war er neben ihr und beugte sich zu ihr hinunter. »Wie geht es dir?« Ihre türkisfarbenen Augen blickten zu ihm hinauf und sie schluckte mühsam. Mit der Zunge befeuchtete sie ihre Lippen und versuchte ein Lächeln, das ihr gründlich misslang. »Mein Mund ist so trocken«, krächzte sie. »Kann ich bitte etwas Wasser haben?«
Lili war bereits zur Stelle und hielt ihr ein Glas Wasser an die Lippen. »Du bist total ausgetrocknet, deshalb auch die Infusion«, erklärte sie Juno.
Nachdem die Kriegerin ein paar kleine Schlucke genommen hatte, versuchte sie sich aufzusetzen. »Ich habe einen Großteil euerer Unterhaltung mitbekommen, deshalb nehme ich an, dass ihr nicht unsere Feinde seid. Immerhin habt ihr mich und Tristan aufgenommen.« Sie sah in das freundliche Gesicht der Asiatin und dann reihum in die gespannten Gesichter der Krieger. Unverkennbar waren alle durchtrainierte Kampfmaschinen, selbst die junge Frau mit der Punkfrisur wirkte, als ob sie den Männern in nichts nachstehen würde.
»Ich glaube, sie sind unsere Freunde, Juno«, Tristan meinte es genauso, wie er es sagte. Die Brüder waren wie er und seine Kameraden. Anders. Geschaffen von einem Größenwahnsinnigen und außerdem in höchster Gefahr. Er hatte das Gefühl, er schuldete ihnen mehr Loyalität, als seinem Boss oder sonst jemanden. Ja, er würde ihnen helfen. Zurück zu seinem alten Leben konnte er sowieso nicht mehr, genauso wenig wie Juno. Was Jay, Tyron und Valentin betraf, so war es für sie ebenso gefährlich, da sie viel riskiert hatten, als sie ihn und Juno deckten.
»Abramovic ... er kann euch helfen. Ich weiß es, weil ich mitbekommen habe, wie er über die Technologie des Chips mit Prokojev gesprochen hat.« Erklärte Juno den erstaunten Männern. Als sie den Boss erwähnte, huschte ein Schatten über ihr Gesicht. Dann fügten sich einzelne Puzzleteile aus ihrem Gedächtnis zusammen und der Blackout, mit dem sie aufgewacht war, lichtete sich. Panisch riss sie die Decke von sich und wollte aufspringen.
»Meine Mutter. Was ist mit ihr?« Sie fing an zu schwanken und Lili konnte sie gerade noch festhalten. Auch Tristans Gesicht verfinsterte sich und er überlegte in Sekundenschnelle, wie er ihr die schlechte Nachricht schonend beibringen sollte.
Storm rettete ihn, wenn auch eher ungeplant. Er fasste sich an den Hals und rang nach Luft. Sofort war Ivy an seiner Seite, doch er stieß sie von sich und in seinen Augen blitzte die altbekannte Wut. Shadow war blitzschnell bei ihm und schirmte Ivy von dem wütenden Krieger ab. »Lili schnell, er flippt hier gleich völlig aus, du musst ihm etwas geben.«
Hektik brach aus, als die Ärztin in ihrem Notfallkoffer nach dem starken Sedativum suchte, das sie Storm schon das letzte Mal verabreicht hatte. Inzwischen waren Thunder und Thorn dabei, ihren Bruder in Schach zu halten. Der Krieger hatte sich überhaupt nicht mehr im Griff und seine innere Bestie brach hervor. Mit rasendem Puls und einem Herzschlag, der dem Galopp eines Rennpferdes glich, sah er nur noch rot. Er musste hier raus, oder er würde alles niederwalzen, was sich ihm in den Weg stellte. Hundertzwanzig Kilo pure Muskelmasse kämpften gegen die Männer, die allesamt ebenfalls reine Kampfmaschinen waren. Stahlharte Hände hielten ihn zurück und gnadenlose Krieger steckten, ohne die geringste Regung, die Tritte ein, die er austeilte.
Lili hielt die Phiole hoch, in die sie das Serum aufgezogen hatte. Der Vorteil an diesem Injektor war, dass sie Storm relativ schnell die benötigte Dosis verpassen konnte, ohne erst nach einer Vene zu suchen, was sich ohnehin schwierig gestalten würde. Thunder, Thorn und Shadow hatten alle Hände voll zu tun, um den wild um sich schlagenden Storm zu halten.
Juno und Tristan sahen dem Gerangel verwundert zu. Für Tristan bedeutete es eine kurze Atempause, denn Juno war abgelenkt und beharrte gerade nicht auf eine Antwort. Ivy, die blass geworden war, nachdem Storm sie
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