Kriegerseelen
gesagt hatte. Sie musste die Augen zusammenkneifen, denn das ungewohnte Tageslicht blendete sie. Sein Blick schweifte über das Gelände, als er das leise Summen des Geländeautos wahrnahm. Wenn alles weiterhin so glattging, würden sie unbemerkt verschwinden können. Ziel war die Höhle in der Tristan und Juno sich versteckt hielten.
Valentins einzigartige Gabe machte es ihm möglich, die Umgebung in einen undurchdringlichen Nebel zu hüllen. Und genau das tat er, sobald alle im Fahrzeug Platz genommen hatten. Der Krieger gab per Sprachbefehl die Koordinaten ein und schaltete mit seinem Daumenabdruck auf Hooverbetrieb um. Dann schloss er die Augen und beschwor einen dichten Nebel herauf. Die beiden Frauen saßen dicht aneinander gedrängt und beobachteten mit großen Augen die Show. Bisher hatten weder Xena noch das Mädchen Kontakt mit den Elitekriegern Prokojevs gehabt und waren deshalb überrascht, über den selbstverständlichen Einsatz dieser besonderen Gabe. Natürlich wurde in Ondraka über die Soldaten gemunkelt, aber nichts interessierte die Bewohner lange genug, als dass sie sich intensiv damit beschäftigten.
Doch Xena, die Schwester der Kriegerin und Tochter der hingerichteten Eve, wurde neugierig auf den Mann, der entgegen seiner Befehle handelte und versprochen hatte, sie in Sicherheit zu bringen. Das Fahrzeug setzte sich in Bewegung. Val hatte auf Autopilot geschaltet und konnte jetzt versuchen, mehr über das junge Mädchen in Erfahrung zu bringen. Bemüht, seine Stimme nicht angsteinflößend klingen zu lassen, fragte er leise. »Wie heißt du?«
Große Augen sahen ihn an und die Kleine fing an zu zittern. Immer noch die Hände auf ihren Unterleib gepresst, brauchte sie sehr lange, bis endlich zögerlich die Worte über ihre Lippen kamen.
»Isabelle. Aber alle nennen mich Isa.«
»Isabelle, was für ein schöner Name«, murmelte Valentin.
»Ich bin Valentin.« Er nickte ihr aufmunternd zu. »Hast du große Schmerzen?«
Er überlegte bereits fieberhaft, wie er ihr helfen konnte. Von medizinischen Dingen verstand er leider gar nichts und dort wo er sie hinbrachte, gab es keine Hilfe.
Während sie die dichte Nebelwand immer weiter hinter sich zurückließen, entspannte sich auch Xena ein wenig. Sie war anders als ihre Schwester. Während Juno der Inbegriff für weibliche Schönheit, gepaart mit der faszinierenden Ausstrahlung einer Kriegerin war, war Xena eher der Kumpeltyp. Ihr kurzes braunes Haar hatte keinen besonderen Schnitt, die Ponyfransen hingen ihr einfach wirr ins Gesicht. Ihre Haut war blass, was kein Wunder war, denn die meisten Ondraker bekamen selten Sonnenlicht zu sehen. Auf ihrer kleinen Stupsnase konnte Valentin ein paar Sommersprossen erkennen. Er schmunzelte, als er sich vorstellte, wie sie erst erblühen würden, wenn Xena häufiger in der Sonne war. Und das würde sie zwangläufig sein, denn es gab für sie kein zurück mehr.
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32. Kapitel
Storm war immer noch weggetreten. Die Brüder hatten ihn zusammen auf die Krankentrage geschleppt, wo Lili seine Vitalfunktionen ständig überprüfte. Thunder hielt es drinnen im Jet kaum aus, deshalb lief er draußen im Kreis herum. Wenn sie nicht sehr bald endlich etwas unternahmen, würde er durchdrehen. Thorn, der immer einen kühlen Kopf bewahrte, sprach mit Tristan und Juno über die Strategie. Ziel war es, den Arzt Dr. Abramovic zu finden. Laut Junos Aussage war er der Einzige, der ihnen helfen konnte.
Fluchend steckte der Krieger sich eine Zigarette an und versuchte sich unter Kontrolle zu bekommen, als er über sich am Himmel einen Schatten bemerkte. Mit zusammengekniffenen Augen sah er nach oben und erkannte einen riesigen Vogel. Was zur Hölle war das? Ein Adler?
Das Tier zog über ihm Kreise und schien näher zu kommen. Gebannt vom Anblick der beieindruckenden Flugshow bekam er gar nicht mit, dass Shadow neben ihn getreten war.
Der Indianer sah ebenfalls zum Himmel hinauf und streckte dann einladend seinen Arm aus. Wie ein Pfeil schoss der Greif drauf zu, um dann mit eleganten Flügelschlägen sein Tempo zu drosseln und sich mit seinen gewaltigen Fängen auf Shadows Arm niederzulassen.
Thunder war ein paar Schritte zurückgewichen und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Wow, ganz schön mutig von dir. Wenn ich mir diesen Mörderschnabel ansehe ... Respekt.«
Der Krieger aus der Zukunft hatte anscheinend noch andere Talente, außer teleportieren und mit Schatten zu verschmelzen. Ganz abgesehen davon,
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