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Kriegsgebiete

Kriegsgebiete

Titel: Kriegsgebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Spranger
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Bier hervor. Eine
reichte er Daniel.
    »Hier.
Sogar kalt. Ich hab extra einen Kühlakku in meinen Rucksack
gelegt.«
    Mit
einem Zischen gaben die Verschlüsse nach. Sofort suchte sich das
Bier einen Weg in die Freiheit. Schnell tranken Daniel und Maik den
perlenden Schaum ab. Geübte Dosenbiertrinker.
    »Gut,
oder?«, fragte Maik. »Das passende Getränk zum
Soundtrack.«
    »Ja,
gut.« Daniel nahm noch einen kräftigen Schluck. »Was
wollen wir eigentlich hier?«
    »Keine
Ahnung. Das ist ja der tiefere Sinn einer Beobachtung. Dass man
Sachen erfährt, die man vorher noch nicht wusste, oder?
Eigentlich solltest du das besser wissen als ich.«
    »Warum?«
    »Du
warst Soldat. Ich hab im Zivildienst dementen Alten den Arsch
abgewischt.«
    »Halt’s
Maul und trink dein Bier.«
    Maik
nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Dose.
    »Tut
mir leid.«
    »Schon
gut.«
    Im
dritten Stock des Hauses ging das Licht an.
    »Siehst
du das?«, fragte Maik.
    »Ja.«
    »Eigentlich
sollte da kein Licht sein.«
    »Sie
lebt nicht allein.« Sofort korrigierte sich Daniel. »Sie
hat nicht allein gelebt.«
    Daniel
öffnete die Beifahrertür und ging zum Haus. Ein Weg aus
Betonziegeln zwischen Grünflächen. Der Rasen war kurz
gemäht. Extrem kurz. Grün bemalte Betonplatten hätten
kaum höhere Halme gehabt.
    In
der Zwischenzeit war es so dunkel, dass Daniel die Namen auf den
Klingelschildern nicht mehr lesen konnte. Er holte den Schlüsselbund
mit der kleinen Taschenlampe aus der Hosentasche und leuchtete auf
die Klingelschilder. Tatsächlich zwei Namen: »Fritsch/Rücker«.
Der zweite Name war mit Bleistift auf das Klingelschild gekritzelt
worden. Beim ersten Check der Klingel hatte Daniel die dünnen
Bleistiftlinien glatt übersehen.
    Daniel
ging zurück zum Auto und stieg ein.
    »Auf
dem Klingelschild steht ein zweiter Name. Rücker.«
    »Fragen
wir mal das Baby«, sagte Maik. Er holte ein weißes
Smart-Phone aus seiner Jackentasche und tippte auf dem Display herum.
    »Für
jemanden, der keine Kohle hat, bist du verdammt gut ausgestattet«,
bemerkte Daniel.
    »Wenn
du Internet-Handel betreibst, musst du überall Zugang zum Netz
haben, sonst bist du einfach immer einen Tick zu langsam.«
    »Eigentlich
schade, dass alles immer schnell gehen muss.«
    »Die
Langsamkeit ist bereits mit den Segelschiffen ausgestorben.«
    »Ich
mag Segelschiffe.«
    »Dann
flieg mal mit einem für ein Wochenende nach New York.«
    Oben
lief jemand durch die Wohnung. Daniel sah einen Schatten an der Wand
entlang flattern.
    »Hier:
Ich glaub, das ist er.« Maik deutete auf das Display seines
Smart-Phones. »Benny Rücker. Beziehungsstatus verheiratet .
Heißt aber nicht, dass sie es wirklich sind. Du kannst angeben,
wonach dir ist.«
    Daniel
beugte sich nach links. Von außen sah es wahrscheinlich so aus,
als würde er seinen Kopf auf Maiks Schulter legen. Egal. Ein
bisschen war ihm sogar wirklich danach.
    »Ist
das ihre Facebook-Seite?«
    »Ja.
Ihr letzter Facebook-Status war verliebt .«
    »Bei
Facebook stirbst du nicht. Das Internet hält dich am Leben.«
    »Ich
weiß nicht. Da unten sind ein paar Kommentare von ihren
Freunden. Ein lieber Mensch, wir werden dich nicht vergessen und so.
Wie am offenen Grab. Wenn du gestorben bist, wird Facebook zum
Friedhof.«
    »Scheiße.«
    »Ich
find’s nicht schlecht. Vielleicht erinnert man sich mit
Facebook-Seite leichter an Menschen, die man verloren hat. Jedenfalls
besser als beim Anblick eines Grabsteins.«
    Maik
klickte auf das Foto eines jungen Mannes. Kurzes blondes Haar.
Schmale Schultern. Sein T-Shirt flatterte an ihm. Ein Foto, das am
Meer aufgenommen worden war.
    »Ist
das dieser Benny?«, fragte Daniel.
    »Ja.«
    »Und
wie lautet sein aktueller Pinnwand-Eintrag?«
    » In
some cultures, what I do would be considered normal . Das letzte
Mal vor drei Tagen erneuert.«
    »Ist
das auffällig?«
    »In
Facebook-Maßstäben gemessen ist es eine Ewigkeit.«
    »Ob
er weint?«
    Maik
starrte Daniel an.
    »Woher
soll ich das wissen?«
    »Also,
ich würde weinen.«
    Maik
schüttelte den Kopf.
    »Kann
schon sein, dass er weint, aber sicher ist das nicht. Seine
Facebook-Seite gibt darüber keine Auskunft.«
    »Zumindest
ist er noch am Leben«, sagte Daniel, während er den
flackernden Schatten oben in der Trauerwohnung beobachtete. »Er
läuft in der Wohnung auf und ab.«
    Daniel
sah auf das Foto. Unter den blonden Haaren ein Lächeln, das
offen sein sollte, aber Mühe bereitete. Ganz bestimmt weinte
Benny, während er einen

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