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Kriegsgebiete

Kriegsgebiete

Titel: Kriegsgebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Spranger
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das Gespräch
beendet?«, fragte Daniel.
    »Eher
nicht«, antwortete Feller.
    Weber,
der nun das Lächeln aufgegeben hatte, fügte hinzu: »Wenn
es Ihnen  lieber ist, können wir das Gespräch auch in
unserem Büro fortsetzen.«
    »Gehen
wir in den Garten. Ich hab’s nicht so mit Büros.«
    Die
Brennnesseln waren schon wieder gewachsen. Langsam wurden sie den
Unterarmen gefährlich. Daniel bot den beiden Polizisten einen
Platz auf der Couch an.
    »Wir
stehen lieber«, sagte Feller.
    »Dann
setze ich mich. Ich habe schon trainiert. Jetzt ist eine Ruhephase
okay.«
    Als
sich Daniel setzte, bemerkte er, dass die Ledercouch irgendwie
seltsam zu riechen begann.
    »Fitnessstudio?«,
fragte Feller.
    »Wald.
Ich bin lieber draußen.«
    »Sie
sind ungewöhnlich viel draußen.«
    Weber
nickte und sah sich im Garten um.
    »Ja«,
antwortete Daniel, »manchmal leidet das Make-up darunter.«
    Hauptkommissarin
Feller schaute ihn streng an, während Weber weiter den Garten
unter die Lupe nahm.
    »War
ein Gag.«
    Feller
nickt verständnisvoll. Als könnte sie tatsächlich
verstehen, dass man in seiner Situation ironisch sein will. Als
Finder eines Mordopfers.
    »Schon
klar.«
    Daniel
entschied sich dafür, sich selbst zu erklären. Er wusste,
dass dies nicht einfach sein würde.
    »Sie
wissen ja, dass ich seit Afghanistan gestört bin. Geschlossene
Räume sind nicht mein Ding. Landschaft eigentlich auch nicht.
Aber irgendwann muss man sich entscheiden, was man tut, damit man
nicht alles bleiben lässt. Das Leben und so.«
    Feller
nickte schon wieder verständnisvoll.
    »Was
haben Sie gestern Abend gemacht?«
    »Ich
war mit meinem Freund Maik unterwegs.«
    Die
Polizistin öffnete ihren Aktenkoffer und zauberte mehrere Fotos
hervor, die sie Daniel gab. Daniel beim Verlassen eines Autos. Daniel
vor einem Klingelschild.
    »Wie
gesagt: Ich war mit Maik unterwegs.«
    »Was
haben Sie am Haus von Kirsten Fritsch gemacht?«
    »Ich
wollte wissen, wie sie gelebt hat.«
    »Wir
mögen es nicht so gerne, wenn sich Laien in unsere Ermittlungen
einmischen.«
    »Über
eine tote Frau im See stolpert man nicht jeden Tag. Man will wissen,
wer sie gewesen ist. Wie sie gelebt hat.«
    »Wir
finden es verdächtig«, sagte Weber, während er sich
weiter im Garten umsah.
    »Ich
bin auf der guten Seite.«
    Sofort
nachdem er es gesagt hatte, kam Daniel die Aussage schwachsinnig vor.
    Feller
nickte.
    »Wir
ermitteln in alle Richtungen«, sagte sie.
    Daniel
begann zu schwitzen. Sofort hasste er seine Körperfunktionen.
Bestimmt war es schlecht, ausgerechnet jetzt zu schwitzen.
    »Fragen
Sie Maik. Der kann Ihnen alles bestätigen. Wollen Sie seine
Adresse?«
    »Wir
haben ihn bereits befragt«, antwortete Feller.
    Daniel
mochte die Polizeihauptkommissarin wegen ihrer Professionalität.
Und genau deshalb hatte er auch Angst vor ihr.
    »Herr
Petzold hat im Großen und Ganzen Ihre Geschichte bestätigt.«
    Sie
hatte nur darauf gewartet, dass er lügen würde. Kalt und
planvoll. Die Hauptkommissarin war ein gefährlicher Gegner.
    »Was
haben Sie eigentlich dahinten ausgehoben?«, fragte Weber,
während er mit dem Daumen über die Schulter zeigte. Daniel
schaute in die Richtung.
    Die
Grasnarbe des Kaninchen-Grabs lag dekorativ auf einem Haufen Erde.
Daniel erschrak. Nichts, was man unter die Erde brachte, war für
immer verschwunden. Das ausgeschüttete Adrenalin schien seine
Gedanken nicht nur schärfer zu machen, sondern auf eine seltsame
Art auch zu beruhigen. Ob der Hasenkadaver und das Fell noch im Grab
waren? Daniel wagte keine Einschätzung. Von der Couch aus konnte
er nicht in die Grube sehen.
    »Ich
wollte was anpflanzen.«
    »Was
denn?«
    »Einen
Baum. Sie wissen ja: Ein Mann soll ein Haus bauen, ein Kind zeugen,
einen Baum pflanzen.«
    »Was
für einen Baum?«, mischte sich Feller ins Gespräch
ein.
    »Eine
Eiche würde mich lange überdauern, deshalb hab ich mich für
einen Apfelbaum entschieden.«
    »Warum?«
    »Weil
ich gerne Äpfel esse.«
    Sie
sah ihn streng an.
    »Wirklich«,
fügte er schnell hinzu.
    »Warum
haben Sie den Baum nicht eingepflanzt?«
    »Ich
muss ihn erst noch besorgen. War eine spontane Idee und ich habe
nicht immer ein Auto zur Verfügung.«
    »Darf
ich mir das Loch mal anschauen?«, fragte Weber.
    »Sind
Sie an Gartenarbeiten interessiert?«
    »Meine
Frau will immer, dass wir Bäume pflanzen, aber ich habe leider
keinen grünen Daumen.«
    »Nur
zu.«
    Weber
ging in Richtung des Kaninchen-Grabs. Lieber Gott, lass es leer sein,
dachte

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