Kriegsgebiete
Daniel und folgte dem Polizisten. Hauptkommissarin Feller ging
neben ihm her. Schließlich standen sie alle drei vor der leeren
Grube und starrten hinein. Wie eine Trauergesellschaft, dachte
Daniel.
»Sie
haben es rechteckig ausgehoben«, sagte Weber.
»Ja.«
»Ich
würde ein rundes Loch graben. Die Wurzeln eines Baums wachsen
doch nicht rechteckig.«
»Stimmt.
Ich bin kein besonders guter Gärtner.«
Im
Haus klingelte das Telefon. Das Loch in der Terrassentür ließ
die Schallwellen ohne Widerstand passieren. Daniel schaute immer noch
auf das Loch im Boden, während die Blicke der beiden Polizisten
auf ihn gerichtet waren.
»Wollen
Sie nicht ans Telefon gehen?«, fragte Feller.
»Bis
ich zum Telefon komme, ist der Anrufbeantworter längst
angesprungen.«
Wenigstens
war das tote Kaninchen verschwunden. Jemand wollte Daniel übel
mitspielen, aber in diesem Moment erschien es ihm, als hätte der
Unbekannte ihm einen Gefallen getan.
»Was
haben Sie gestern Abend gemacht, nachdem Sie bei der Wohnung von
Kirsten Fritsch waren?«, fragte Weber.
»Ich
habe mit meinem Freund Timo telefoniert. Ein Kamerad aus Afghanistan.
Ich kann Ihnen seine Adresse geben, damit Sie meine Angaben
überprüfen können.«
»Warum
sollten wir das tun?«, fragte Feller.
»Weil
Sie in alle Richtungen ermitteln. Ich geh mal ins Haus und hör
den Anrufbeantworter ab. Da kann ich Ihnen auch Timos Telefonnummer
aufschreiben.«
Während
sie durch die Brennnesseln gingen, stellte sich Daniel vor, wie die
Polizisten von den Pflanzen angefallen und verschlungen wurden. Er
war sich nicht sicher, ob er den beiden Schnüfflern zu Hilfe
kommen würde, obwohl es eigentlich seine Pflicht wäre. Sie
machten nur ihren Job. Dieses Argument zählte allerdings nichts,
wenn es hart auf hart kam. In einem Krieg beispielsweise.
Nachdem
er die Haustür geöffnet hatte, stellte Daniel zufrieden
fest, dass das Lämpchen des Anrufbeantworters nicht leuchtete.
Lächelnd drehte er sich zu den Polizisten um, die hinter ihm im
Flur standen.
»Keine
Nachricht hinterlassen.«
Daniel
notierte den Namen und die Telefonnummer von Timo auf einem kleinen
quadratischen rosa Notizzettel, den er an Feller weitergab. Rosa
passte nicht zu ihr.
Im
gleichen Moment klingelte das Telefon erneut. Daniel zuckte zusammen.
Feller und Weber schauten ihn erwartungsvoll an. Wie ferngesteuert
nahm Daniel den Hörer von der Basisstation und meldete sich mit
seinem Namen.
»Hier
ist Melanie.«
»Hi.«
»Irgendein
Schwein hat Bonapartes gehäuteten Kadaver vor unsere Tür
gelegt.«
»Wie
kannst du sicher sein, dass es Bonaparte ist, wenn der Kadaver
gehäutet wurde?«
»Das
Fell lag daneben. Weißt du was drüber?«
»Nein.
Warum sollte ich?«
»Warum
wohl? Weil Bonaparte in deinem Haushalt lebte.«
Daniel
bekam einen trockenen Hals. Wie immer, wenn eine Lüge
unumgänglich war.
»Mir
ist noch gar nicht aufgefallen, dass er verschwunden ist.«
»Hast
du ihn heute Morgen nicht gefüttert?«
»Doch.
Er hat mich blöd angeglotzt. Wie immer.«
»Lea
ist total fertig deshalb.«
»Ich
dachte, sie konnte Bonaparte nicht leiden?«
»Sag
mir, dass du den Hasen nicht geschlachtet hast.«
»Warum
sollte ich Bonaparte umbringen? Weil ich verrückt bin?«
Die
beiden Polizisten schauten ihn interessiert an.
»Ja«,
antwortete Melanie, »könnte doch sein.«
»Ich
bin krank, aber kein Arschloch.«
»Ich
werde auf jeden Fall die Polizei anrufen.«
»Die
Polizei ist gerade bei mir. Ich kann sie dir geben.«
Daniel
reichte den Telefonhörer an Hauptkommissarin Feller.
»Meine
Ex-Frau. Sie hat gerade ein totes Kaninchen vor ihrer Tür
gefunden.«
Die
Polizistin telefonierte mit Melanie. Weber schaute sich um. Daniel
versuchte zu lächeln.
Hauptkommissarin
Feller gab Daniel den Telefonhörer zurück.
»Ich
mag Hasen«, sagte Daniel.
Feller
und Weber musterten ihn emotionslos.
»Wirklich.«
***
Maik
schüttelte den Kopf.
»Das
mit dem Karnickel ist krass. Und du meinst, die Tierquälerei
wollte dir jemand in die Schuhe schieben?«
»Ja«,
antwortete Daniel. »Ich glaube, das war Teil zwei seines
Plans.«
»Und
was war Teil eins?«
»Experimentieren.
Er wollte ausprobieren, wie ich reagiere.«
»Soll
das heißen, dass dich der Kaninchenkiller beobachtet?«
»Kann
gut sein.«
Maik
ging ans Fenster und verstellte die Lamellen der Jalousie. Er schaute
nach draußen.
»Was
machst du?«, fragte Daniel.
»Na,
was wohl? Ich schau, ob sich auf der Straße vor meiner
Weitere Kostenlose Bücher