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Kriegsgebiete

Kriegsgebiete

Titel: Kriegsgebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Spranger
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vor«.
    Maik
konzentrierte sich auf die Bierflasche in seiner Hand. Kurz sah er
Daniel an, aber sofort senkte er wieder den Blick. Er holte Atem,
bevor er sagte: »Ehrlich gesagt fürchtete ich schon einen
Moment, dass du was damit zu tun haben könntest.«
    »Wie
zu tun?«
    »Dass
du der Mörder …«
    Maik
schüttelte den Kopf und setzte die Bierflasche erneut an, aber
sie war leer. Er stellte die Flasche auf die Küchenarbeitsfläche.
Sie kippte um. Schnell richtete er sie wieder auf. Seine Hände
zitterten.
    Daniel
war mit einem Mal doch ziemlich erleichtert, dass er Maik nichts von
der Verbindung zwischen Doktor Hamann und seinem Kampfmesser erzählt
hatte.
    »Tut
mir leid«, sagte Maik, »so was sollte ich nicht denken.«
    »Schon
gut«, antwortete Daniel, »Freunde müssen ehrlich
sein, auch wenn die Wahrheit keinen Spaß macht.«
    Maik
holte eine neue Bierflasche aus dem Kühlschrank. Er öffnete
sie hektisch. Ein sehr kräftiger Schluck. Sieht nach Mut
antrinken aus, dachte Daniel.
    »Adrian,
Benjamin und Niklas.«
    Maik
wartete auf eine Reaktion. Daniel schüttelte den Kopf.
    »Kenne
ich alle nicht.«
    »Die
Lebensgefährten der ermordeten Frauen. Natürlich
oppositionell. Wie man es in dem Alter erwarten kann, wenn einer
nicht gerade BWL-Student ist. Sie haben daraus auch kein Geheimnis
gemacht. Facebook. Eigener Internet-Auftritt. Das volle Programm.
Attac. Greenpeace.«
    »Ja,
und? Ich hab’s noch nicht begriffen.«
    »Die
sind voll engagiert.«
    »So
weit hab ich es gecheckt.«
    »Alle
drei sind in Initiativen gegen den Afghanistan-Krieg.«
    Maik
schaute bedeutungsvoll. Daniel nahm einen Schluck. Sein Freund
schaute immer noch.
    »Hör
auf zu glotzen, sondern sprich es endlich aus«, sagte Daniel.
    »Du
bist Afghanistan.«
    »Ich
bin auf keinen Fall Afghanistan.«
    »Es
ist das Bindeglied. Einen Moment lang hatte ich dich in Verdacht.«
    »Weil
ich in Afghanistan war?«
    »Ja.«
    »Weil
ich kriegstraumatisiert bin?«
    »Ja.«
    »Scheiße.
Weil ich ein gestörter Psycho bin.«
    »Tut
mir leid. War nur ein Moment. So was könntest du natürlich
niemandem antun. Auch wenn du dafür ausgebildet bist.«
    »Wofür?«
    »Töten.«
    »Hatte
ich fast vergessen. Kannst du mir die drei Lebensgefährten mal
zeigen?«
    »Klar.
Ich bin doch Sammler. Musik. Lebenserfahrung. Informationen aus dem
Internet. Ich hole eben mein Notebook.«
    Daniel
ging ans Fenster. Draußen war es dunkel. Sein Spiegelbild
leuchtete transparent im Glas wie ein Geist. Ein Bier trinkender
Geist. Als er noch näher ans Glas ging, hinterließ sein
Atem eine Spur darauf. Sein Mountainbike. Draußen. Er hatte es
extra an der Laterne festgekettet. Der Lichtkegel schreckte
potenzielle Fahrraddiebe ab. Das Bike sah einsam aus. Daniel lehnte
seine Stirn ans Glas, um noch ein paar Zentimeter weiter in die
Dunkelheit sehen zu können. Das Glas war angenehm kühl.
Irgendwo da draußen wartete der Feind. Ein Nachtsichtgerät
wäre nicht schlecht. Mit technischen Hilfsmitteln rausgehen und
den Feind stellen. Wie in einem Computerspiel. Wäre nicht
schlecht. Natürlich zeigte sich der Feind nicht. Traditionelle
Kampfformen regulärer Streitkräfte bleiben im Guerillakrieg
weitgehend unwirksam. Als Daniel einen Schritt zurück machte,
sah er wieder nur sich selbst. Und Maik, der gerade mit seinem
Notebook in die Küche kam. Ein pinkfarbenes Notebook. Früher
hatte sich Daniel gefragt, ob nur Frauen pinkfarbene Notebooks
kauften. Maik stellte das Notebook auf den Küchentisch und
startete die Präsentation.
    »Hier,
der erste Aktivist.«
    Adrian.
Blonde Rastalocken. Attac. Fotos von einem Castor-Transport. Die
meisten Bilder schauen nach Party aus. Bei Facebook » gefällt
ihm« ein Video des System-Of-A-Down-Songs Chop Suey .
Live bei »Rock im Park«.
    »Die
benutzen den Like-Button, als würden sie von einem Sender zum
nächsten zappen«, seufzte Maik und schüttelte den
Kopf. »Facebook kann auf diesem Weg Nutzerstatistiken externer
Websites und personenbezogene Nutzerprofile erstellen. Wenn das die
Polizei machen würde, fände er es ganz bestimmt scheiße,
aber wenn Facebook drüber steht, verrät er bereitwillig
seine Freunde und seine Privatsphäre. Natürlich hat das die
Polizei nicht drauf. Mark Zuckerberg schon.«
    Niklas.
Die Haare bewusst so gegelt, dass man keine Struktur der Frisur
erkennen konnte. Sonnenbrille. Durchtrainierter Oberkörper.
Rasiert. Statt der Brustbehaarung kleine rote Pusteln. Auf dem
Greenpeace-Schiff in der Antarktis

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