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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Schmuggel, vom Steuerbetrug, sogar von den Mordaufträgen. Meiner Meinung nach haben sie zu diesen Aktionen ermutigt, sie vielleicht sogar befohlen, damit sie aus ihren geliehenen Geldern besonders hohe Gewinne herausholen konnten. Darf ich eine Untersuchung in die Wege leiten, Euer Eminenz?«
    »Bei welcher Bank?«
    »Valint und Balk.«
    Der Erzlektor schien einen Augenblick nachzudenken und sah Glokta aus seinen harten blauen Augen an.
Weiß er schon über diese Bankiers Bescheid? Weiß er mehr als ich? Was hat Kault gesagt? Sie wollen Verbrecher fangen? Sehen Sie sich im Haus der Befragungen um

    »Nein«, erklärte Sult knapp. »Gerade diese Bankiers haben beste Verbindungen. Zu viele Große sind ihnen verpflichtet, und ohne Kault wird es schwer, etwas zu beweisen. Wir haben aus den Tuchhändlern herausgeholt, was wir wollten, und ich habe eine dringendere Aufgabe für Sie.«
    Glokta sah auf.
Eine andere Aufgabe?
»Ich hatte mich darauf vorbereitet, die Gefangenen zu befragen, die wir im Gildehaus gemacht haben, Euer Eminenz. Es könnte sein, dass …«
    »Nein.« Der Erzlektor wischte Gloktas Worte mit einem Streich seiner behandschuhten Hand weg. »Diese Angelegenheit könnte sich monatelang hinziehen. Das wird Goyle übernehmen können.« Er runzelte die Stirn. »Es sei denn, Sie hätten etwas dagegen?«
    Also pflüge ich das Feld, säe das Korn, wässere die Pflanzen, und dann fährt Goyle die Ernte ein? Sehr gerecht.
Bescheiden senkte Glokta den Kopf. »Natürlich nicht, Euer Eminenz.«
    »Gut. Sie sind vermutlich schon über die ungewöhnlichen Besucher im Bilde, die wir gestern empfingen.«
    Besucher?
Die letzte Woche hatte Glokta von Rückenschmerzen geplagt zu Hause verbracht. Gestern endlich hatte er sich aus dem Bett gequält, um diesen Kretin Luthar fechten zu sehen, aber die übrige Zeit war er nicht aus seinem winzigen Zimmer herausgekommen und hatte sich kaum bewegen können. »Nein, davon habe ich noch nichts gehört«, sagte er schlicht.
    »Bayaz, der Erste der Magi.« Glokta lächelte wieder sein dünnes Lächeln, aber der Erzlektor lachte nicht.
    »Sie scherzen.«
    »Schön wär’s.«
    »Ein Scharlatan, Euer Eminenz?«
    »Was sonst? Aber ein äußerst ungewöhnlicher. Geistig völlig klar, verständig, schlau. Diese Täuschung ist äußerst geschickt gemacht.«
    »Sie haben mit ihm gesprochen?«
    »Ja. Er ist bemerkenswert überzeugend. Er weiß Dinge, die er nicht wissen sollte. Man kann ihn nicht einfach übergehen. Wer auch immer er ist, er verfügt über sehr solide Grundlagen und ausgezeichnete Informationsquellen.« Der Erzlektor blickte finster drein. »Er hat einen abtrünnigen Rohling von einem Nordmann bei sich.«
    Glokta runzelte die Stirn. »Einen Nordmann? Aber eine solche Aktion ist gar nicht deren Stil. Von ihnen hatte ich bisher den Eindruck, sie seien äußerst direkt.«
    »Genau meine Überlegung.«
    »Ein Spitzel für den Imperator dann vielleicht? Die Gurkhisen?«
    »Vielleicht. Die Kanteser haben eine Schwäche für gute Intrigen, aber sie halten sich meist mehr in den Schatten. Dieser theatralische Auftritt trägt überhaupt nicht ihre Handschrift. Ich vermute eher, dass die Antwort viel näher liegt.«
    »Die Edelleute, Euer Eminenz? Brock? Ischer? Heugen?«
    »Vielleicht«, überlegte Sult. »Aufgebracht genug sind sie. Und dann ist da auch noch unser alter Freund, der Kronrichter. Ihm schien das Ganze einfach zu gut zu gefallen. Er plant etwas, das spüre ich.«
    Die Edelleute, der Kronrichter, die Nordmänner, die Gurkhisen – jeder von ihnen könnte es sein oder keiner, aber warum?
»Ich verstehe das nicht, Herr Erzlektor. Wenn es sich wirklich nur um Spione handelt, wieso machen sie sich dann die Mühe? Es gäbe doch einfachere Möglichkeiten, um in den Agriont hineinzukommen?«
    »Das ist es ja.« Sult zog ein so bitteres Gesicht, wie Glokta es kaum je gesehen hatte. »Es gibt einen leeren Stuhl im Geschlossenen Rat, schon seit alter Zeit. Eine sinnlose Tradition, eine Frage der Etikette, ein Stuhl, der für eine mythische Gestalt frei gehalten wird, die sowieso schon seit Hunderten von Jahren tot ist. Niemand ist je darauf gekommen, dass irgendwann einer vortreten und diesen Stuhl für sich beanspruchen könnte.«
    »Aber er hat das getan?«
    »In der Tat! Er hat gefordert, seinen Platz wieder einzunehmen!« Der Erzlektor sprang auf und tigerte um den Tisch herum. »Ich weiß! Undenkbar! Ein Spion, ein Lügner von Werweißwoher, der sich gemütlich im Herzen

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