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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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scharfem Ton, »ich muss aufbrechen. Morgen muss ich früh raus.«
    »Hmm«, brummte Brint.
    »Richtig«, sagte Jalenhorm.
    West sah Jezal in die Augen. »Kann ich kurz mit Ihnen reden?« Sein Gesicht war ernst, sogar etwas zornig. Jezals Herz setzte kurz aus. Was, wenn West von dem Brief erfahren hatte? Wenn Ardee ihm davon erzählt hatte? Der Major ging in eine ruhige Ecke hinüber. Jezal starrte vor sich hin und suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
    »Jezal!«, rief West.
    »Ja, ich komme.« Er stand mit größtem Zögern auf und folgte seinem Freund, dem er ein, wie er hoffte, unschuldig wirkendes Lächeln zuwarf. Vielleicht ging es um etwas ganz anderes. Gar nicht um Ardee. Bitte, lass es etwas anderes sein.
    »Ich will nicht, dass jemand anders etwas davon mitbekommt …« West sah sich um, ob ihnen auch niemand zusah. Jezal schluckte. Jeden Augenblick würde er einen Schlag ins Gesicht erhalten. Wenigstens einen. Er war noch nie zuvor ins Gesicht geschlagen worden, jedenfalls nicht richtig. Ein Mädchen hatte ihm einmal eine Ohrfeige gegeben, aber das war wohl kaum vergleichbar. Er bereitete sich so gut es ging auf den Schlag vor, biss die Zähne zusammen und verzog das Gesicht ein wenig. »Burr hat das Datum festgelegt. Wir haben noch vier Wochen.«
    Jezal starrte ihn an. »Was?«
    »Bis wir auslaufen.«
    »Auslaufen?«
    »Nach Angland, Jezal!«
    »Ach ja … natürlich, Angland! Vier Wochen, sagen Sie?«
    »Ich dachte, Sie würden das vielleicht gern wissen wollen, da Sie jetzt so viel mit dem Turnier um die Ohren haben. So können Sie sich ein wenig darauf vorbereiten. Behalten Sie es aber bitte für sich.«
    »Ja, natürlich.« Jezal wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Geht es Ihnen gut? Sie sehen blass aus.«
    »Mir geht es wunderbar, ganz wunderbar.« Jezal atmete tief durch. »Das ist die ganze Aufregung, wissen Sie, das Fechten und … alles.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Sie haben sich heute wacker geschlagen.« West klopfte ihm auf die Schulter. »Aber Sie haben noch einiges vor sich. Drei weitere Runden, bevor Sie sich Sieger nennen dürfen, und es wird in jeder Runde schwerer. Ruhen Sie sich nicht auf Ihrem Erfolg aus, Jezal – und betrinken Sie sich nicht zu sehr!« Damit wandte er sich zur Tür und ging. Jezal atmete erleichtert durch, als er zum Tisch zurückkehrte, an dem die anderen saßen. Seine Nase war noch unversehrt.
    Brint hatte, als er gemerkt hatte, dass West ging, gleich damit angefangen, gegen den Major Stimmung zu machen. »Was, zur Hölle, war das denn eben?«, fragte er, verzog das Gesicht und deutete mit dem Daumen zur Tür. »Ich meine, na ja, ich weiß, er soll wohl der große Held sein oder so, aber nun, ich muss schon sagen!«
    Jezal sah zu ihm hinunter. »Was müssen Sie schon sagen?«
    »Na, dass er hier so was erzählt! Das ist doch defätistisch!« Befeuert durch den Wein, wurde Brint jetzt mutig, und er redete sich in Rage. »Das ist doch … ich muss schon sagen, das ist doch feiges Gerede, ist doch so!«
    »Jetzt passen Sie mal auf, Brint«, fauchte Jezal, »er hat in drei großen Schlachten gekämpft, und er war der Erste, der die Bresche von Ulrioch gestürmt hat! Er mag kein Edelmann sein, aber er ist ein verdammt mutiger Kerl! Außerdem versteht er etwas von Kriegsführung, er kennt Marschall Burr, und Angland ist ihm nicht fremd! Und wo kennen Sie sich aus, Brint?« Jezal verzog verächtlich den Mund. »Außer dabei, wie man beim Kartenspiel verliert und Weinflaschen leer macht?«
    »Bei mehr braucht sich ein Mann meiner Meinung nach auch nicht auszukennen!«, lachte Jalenhorm nervös, der sein Bestes versuchte, um die Situation zu entschärfen. »Mehr Wein!«, rief er an niemand Besonderen gerichtet,
    Jezal ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Die Stimmung der Gesellschaft war schon vor Wests Abgang etwas gedämpft gewesen und wurde es nun noch mehr. Brint maulte vor sich hin, Jalenhorm schwankte auf seinem Stuhl. Kaspa war fest eingeschlafen, hatte sich weit über den Tisch gestreckt und machte beim Atmen leise, schmatzende Geräusche.
    Jezal leerte sein Weinglas und sah in die wenig viel versprechenden Gesichter dieser Runde. Verdammt, wie sehr ihn das alles langweilte. Es verhielt sich wirklich so – und diese Erfahrung machte er selbst jetzt zum ersten Mal –, dass die Gespräche von Betrunkenen nur dann interessant schienen, wenn man selbst betrunken war. Einige Gläser Wein konnten den entscheidenden Unterschied machen, ob man einen

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