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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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miteinander im Krieg lagen und über die Jahre aufblühten und dann wieder zerfielen. Eines dieser Reiche wurde von einem Mann namens Harod regiert, der später den Beinamen der Große erhielt. Von ihm haben Sie aber gehört, nehme ich an.«
    »Natürlich.«
    »Bayaz kam in den Thronsaal von König Harod und versprach, er werde ihn zum König von ganz Midderland machen, wenn er täte, was man ihn hieß. Harod, der jung und starrsinnig war, glaubte ihm nicht, aber Bayaz zerstörte den langen Tisch in der Halle mit seiner Kunst.«
    »Sozusagen wie von Zauberhand, wie?«
    »So erzählt man sich. Harod war beeindruckt …«
    »Verständlicherweise.«
    »… und erklärte sich bereit, den Rat des Magus’ zu befolgen …«
    »Und wie lautete der?«
    »Hier, in Adua, seine Hauptstadt zu errichten. Frieden mit bestimmten Nachbarn zu schließen, Krieg gegen andere zu führen, und wann und wie das anzustellen war.« Der alte Mann kniff die Augen zusammen und sah Glokta an. »Erzählen Sie hier die Geschichte oder ich?«
    »Sie.«
Und Sie lassen sich verdammt viel Zeit damit.
    »Bayaz hielt sein Wort. Es dauerte nicht lange, und Midderland war vereint; Harod wurde der erste Hochkönig, und die Union war geboren.«
    »Und dann?«
    »Bayaz diente Harod als dessen höchster Berater. Unsere Gesetze und Statuten, der gesamte Aufbau unserer Regierung sind, wie es heißt, von ihm erdacht worden und wurden seit jener Zeit kaum verändert. Er richtete die beiden Ratsversammlungen ein, den Geschlossenen und den Offenen Rat, gründete die Inquisition. Als Harod starb, verließ Bayaz die Union und versprach, eines Tages zurückzukehren.«
    »Ich verstehe. Und wie viel, glauben Sie, ist von all dem wahr?«
    »Schwer zu sagen. Magus? Zauberer? Zauberkünstler?« Der Alte sah auf die flackernde Kerzenflamme. »Einem Wilden mag schon diese Kerze wie Magie erscheinen. Es ist tatsächlich eine ganz feine Grenze zwischen Magie und Betrügerei, nicht wahr? Aber dieser Bayaz war zu seiner Zeit auf alle Fälle ein sehr durchtriebener, kluger Kopf, das steht fest.«
    Das ist doch alles völlig nutzlos.
»Was war vorher?«
    »Vor was?«
    »Vor der Union. Vor Harod.«
    Der Alte zuckte die Achseln. »Das Führen von Annalen wurde in jenen dunklen Zeiten nicht unbedingt als besonders dringlich angesehen. Die ganze Welt war in Chaos versunken nach jenem Krieg zwischen Juvens und seinem Bruder Kanedias …«
    »Kanedias? Der Meisterschöpfer?«
    »Eben jener.«
    Kanedias. Der von der Wand meines kleinen Zimmerchens in den Kellern von Severards hübschem Stadthaus herunterguckt. Juvens tot, seine elf Schüler, die Magi, ziehen aus, um ihn zu rächen. Die Geschichte kenne ich.
    »Kanedias«, brummte Glokta, und das Bild der dunklen Gestalt, hinter der die Flammen aufzüngelten, erhob sich in seinen Gedanken. »Der Meisterschöpfer. Gab es ihn wirklich?«
    »Schwer zu sagen. Er schwebt zwischen Legende und Geschichte, nehme ich an. Höchstwahrscheinlich ist ein Körnchen Wahrheit daran. Irgendjemand muss den verdammten großen Turm ja mal gebaut haben, oder?«
    »Welchen Turm?«
    »Das Haus des Schöpfers!« Der alte Mann wies mit einer Handbewegung auf den Raum, in dem sie sich befanden. »Und man sagt, er habe auch all das hier gebaut.«
    »Wie, diese Bibliothek?«
    Der Alte lachte. »Den ganzen Agriont, oder zumindest den Fels, auf dem er steht. Auch die Universität. Er hat sie errichtet, er ernannte dann die ersten Adepti, um ihm bei seinen verschiedenen Arbeiten zu helfen und um die Natur aller Dinge zu erforschen. Wir hier sind die Jünger des Schöpfers, obwohl ich bezweifle, dass die da oben das wissen. Er ist verschwunden, aber seine Arbeit wird fortgeführt, nicht wahr?«
    »In gewisser Weise. Wohin verschwand er?«
    »Ha. Tot. Ihr Freund Bayaz hat ihn getötet.«
    Glokta hob eine Augenbraue. »Ach, tatsächlich?«
    »So heißt es in der Geschichte. Haben Sie nie
Der Sturz des Meisterschöpfers
gelesen?«
    »Diesen Blödsinn? Ich dachte, das sei alles frei erfunden.«
    »Das ist es auch. Sensationshungriges Geschwätz, das allerdings auf Quellen aus der damaligen Zeit basiert.«
    »Aus dieser Zeit gibt es noch Schriften?«
    Der Alte kniff die Augen zusammen. »Ein paar.«
    »Ein paar? Haben Sie welche hier?«
    »Eine ganz besondere.«
    Glokta sah den Alten an. »Bringen Sie sie mir.«
     
    Das uralte Schriftstück knisterte, als der Adeptus der Geschichte es sorgfältig entrollte und auf dem Tisch ausbreitete. Das Pergament war vergilbt und

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