Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Stimmen hinter der Tür widmen konnte. Sie lächelte in sich hinein. Das Holz war dick und dämpfte die Worte sehr, aber die beiden Alten hatten nicht mit der Schärfe ihrer Ohren gerechnet. Sie sprachen immer noch Kantesisch. Jetzt, da dieser idiotische Wegkundige die Klappe hielt, konnte sie jedes Wort verstehen, das Yulwei sagte.
»… Khalul bricht das Zweite Gebot, und deswegen darfst du das Erste brechen? Das gefällt mir nicht, Bayaz! Juvens hätte das nie gestattet!« Ferro runzelte die Stirn. Es schwang ein seltsamer Ton in Yulweis Stimme mit. Angst. Das Zweite Gebot. Davon hatte er zu den Verzehrern gesprochen, wie Ferro sich erinnerte. Es ist verboten, das Fleisch von Menschen zu verzehren.
Als Nächstes sprach der kahle Rosig. »Das Erste Gebot ist ein Widerspruch in sich. Alle Magie kommt von der Anderen Seite, selbst unsere. Sobald du irgendetwas änderst, berührst du die Unterwelt, sobald du etwas erschaffst, borgst du dir von der Anderen Seite, und all das hat seinen Preis.«
»Aber dieser Preis ist vielleicht zu hoch! Es ist etwas Verfluchtes, dieser Samen, eine verfluchte Sache. Nichts als Chaos erwächst daraus! Die Söhne des Euz waren so gewaltig in ihrer Weisheit und ihrer Macht, und dieser Samen führte zu ihrem Niedergang, für sie alle, auf verschiedene Weise. Bist du weiser als Juvens, Bayaz? Bist du durchtriebener als Kanedias? Bist du stärker als Gulstrod?«
»Nein, nichts davon, Bruder, aber sag mir … wie viele Verzehrer hat Khalul geschaffen?«
Eine lange Pause. »Ich weiß es nicht genau.«
»Wie viele?«
Wieder eine Pause. »Vielleicht zweihundert. Vielleicht mehr. Die Priesterschaft durchkämmt den ganzen Süden nach Männern und Frauen, die geeignet erscheinen. Schneller und schneller erschafft er sie jetzt, aber die meisten sind jung und schwach.«
»Zweihundert oder mehr, und ihre Zahl wächst ständig. Viele sind vielleicht schwach, aber es sind welche unter ihnen, die dir oder mir vielleicht entgegentreten können. Jene, die in der Alten Zeit Khaluls Schüler waren – der eine, den sie den Ostwind nennen, und die verdammten, verfluchten Zwillinge.«
»Verdammt seien diese dreckigen Weiber!« Yulwei stöhnte.
»Gar nicht zu reden von Mamun, mit dessen Lügen dieses Chaos begann.«
»Die Wurzel all dieser Übel liegt in einer Zeit, als er noch nicht geboren war, das weißt du, Bayaz. Aber dennoch, Mamun war in den Wüsten Landen. Ich fühlte, dass er in der Nähe war. Er ist furchtbar stark geworden.«
»Du weißt, dass ich Recht habe. Unsere Zahl dagegen wächst in der Zwischenzeit kaum.«
»Ich dachte, dieser Quai sei recht viel versprechend?«
»Wir brauchten Hunderte wie ihn und zwanzig Jahre, um sie auszubilden. Dann hätten wir vielleicht gleiche Bedingungen. Nein, Bruder, nein. Wir müssen Feuer gegen Feuer einsetzen.«
»Selbst wenn das Feuer dich und die ganze Schöpfung zu Asche verbrennt? Lass mich nach Sarkant gehen. Khalul kommt vielleicht zur Vernunft …«
Lachen. »Er hat die halbe Welt versklavt! Wann wachst du endlich auf, Yulwei? Wenn er auch den Rest beherrscht? Ich kann es mir nicht leisten, dich zu verlieren, Bruder!«
»Vergiss nicht, Bayaz, es gibt Schlimmere als Khalul. Viel Schlimmere.« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern, und Ferro musste sich alle Mühe geben, um etwas zu verstehen. »Die Geheimnisverräter hören stets zu …«
»Genug, Yulwei! Es ist besser, nicht einmal daran zu denken!« Ferro runzelte die Stirn. Was war das für ein Unsinn? Geheimnisverräter? Was für Geheimnisse?
»Besinne dich darauf, was Juvens dir sagte, Bayaz. Hüte dich vor Stolz. Du hast die Hohe Kunst angewandt. Ich weiß es. Ich sehe einen Schatten auf dir.«
»Zum Teufel mit deinen Schatten! Ich tat, was ich tun musste! Vergiss nicht, was Juvens
dir
sagte, Yulwei. Man kann nicht auf ewig zusehen. Wir haben nicht mehr viel Zeit, und ich werde nicht länger nur als Beobachter dabeistehen. Ich bin der Erste. Es ist meine Entscheidung.«
»Bin ich dir nicht stets gefolgt, wohin du mich führtest? Immer, selbst dann, wenn mein Gewissen dagegen sprach?«
»Und habe ich dich je falsch geführt?«
»Das bleibt abzuwarten. Du bist der Erste, Bayaz, aber du bist nicht Juvens. Es ist meine Aufgabe, deine Entscheidungen infrage zu stellen, meine und auch die von Zacharus. Ihm wird das noch weniger gefallen als mir. Viel weniger.«
»Es muss getan werden.«
»Aber andere werden den Preis bezahlen, so wie immer. Dieser Nordmann, Neunfinger, kann mit den
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