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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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versteck dich, flieh und grab dich wie eine Ratte in den Sand. Wenn dich das glücklich macht. Wenn das deine ganze Rache ist. Die Verzehrer wollen dich jetzt haben. Khaluls Kinder. Ohne uns werden sie dich erwischen, eher früher als später. Dennoch, die Entscheidung liegt bei dir.«
    Ferro runzelte die Stirn. All die Jahre in der Wildnis, in denen sie mit Klauen und Zähnen gekämpft hatte, immer auf der Flucht, hatten ihr nichts gebracht. Keine Rache, die dieses Wort wirklich verdient hätte. Wenn Yulwei nicht gewesen wäre, wäre sie schon längst erledigt. Weiße Knochen in der Wüste. Fleisch in den Mägen der Verzehrer. Im Käfig vor dem Palast des Imperators.
    Verfaulend.
    Sie konnte nicht nein sagen, und das wusste sie, aber es gefiel ihr nicht. Dieser alte Mann wusste genau, was er ihr anbot. Sie hasste es, keine Wahl zu haben.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie.
    Wieder zog ein kurzer Schatten der Verärgerung über das Gesicht des kahlen Rosigs und wurde schnell überspielt. »Dann denke darüber nach, aber nicht für lange. Die Soldaten des Imperators ziehen sich zusammen, und es bleibt nicht mehr viel Zeit.« Er verließ das Zimmer durch dieselbe Tür wie die anderen und ließ sie mit Yulwei allein.
    »Ich mag diese Rosigs nicht«, sagte sie so laut, dass der Alte es draußen auf dem Korridor hören musste, und fuhr dann leiser fort: »Müssen wir mit ihnen gehen?«
    »Du musst. Ich muss in den Süden zurückkehren.«
    »Was?«
    »Irgendjemand muss ein Auge auf die Gurkhisen haben.«
    »Nein!«
    Yulwei musste lachen. »Zweimal hast du versucht, mich zu töten. Einmal hast du versucht, von mir wegzulaufen, aber jetzt, da ich dich allein lasse, willst du, dass ich bleibe? Dich kann man wirklich nicht begreifen, Ferro.«
    Sie runzelte die Stirn. »Der Kahlkopf sagt, er kann mir zu meiner Rache verhelfen. Lügt er?«
    »Nein.«
    »Dann muss ich mit ihm gehen.«
    »Ich weiß. Deswegen habe ich dich hierher gebracht.«
    Ihr fiel nichts ein, was sie jetzt hätte sagen können. Sie sah zu Boden, aber Yulwei überraschte sie, indem er plötzlich vortrat. Ferro hob die Hand, um einen Schlag abzuwehren, aber stattdessen legte er die Arme um sie und drückte sie fest. Ein komisches Gefühl. Jemand anderem so nah zu sein. Warm. Dann machte Yulwei einen Schritt zurück, eine Hand auf ihrer Schulter. »Wandle auf den Fußspuren Gottes, Ferro Maljinn.«
    »Hm. Sie haben hier keinen Gott.«
    »Du könntest eher sagen, sie haben hier viele.«
    »Viele?«
    »Ist es dir nicht aufgefallen? Hier betet jedermann sich selbst an.« Sie nickte. Das schien der Wahrheit recht nahe zu kommen. »Sei vorsichtig, Ferro. Und höre auf Bayaz. Er ist der Erste meines Ordens, und es gibt nur wenige, die so weise sind wie er.«
    »Ich traue ihm nicht.«
    Yulwei beugte sich näher zu ihr. »Ich habe dir nicht gesagt, du sollst ihm vertrauen.« Dann lächelte er und wandte sich um. Sie sah ihn langsam zur Tür gehen und dann hinaus auf den Flur. Sie hörte seine nackten Füße sanft auf die Fliesen tappen und die Armreifen leise klimpern.
    Er ließ sie allein mit dem Luxus und den Gärten und den Rosigs.

ALTE FREUNDE
    Es klopfte laut an der Tür. Glokta bewegte ruckartig den Kopf, sein linkes Auge zuckte plötzlich.
Wer, zum Teufel, klopft hier um diese Zeit? Frost? Severard? Oder jemand anders? Superior Goyle vielleicht, der mit mir seiner Zirkustruppe einen Besuch abstatten will? Ist der Erzlektor seines Lieblingskrüppels vielleicht schon überdrüssig geworden? Man kann wohl kaum behaupten, dass das Fest nach Plan gelaufen ist, und Seine Eminenz gehört ja nun nicht zu jenen, die schnell vergessen. Wasserleiche unten am Kai gefunden …
    Wieder klopfte es. Laut und selbstbewusst.
Auf jene Art, die verlangt, dass die Tür geöffnet wird, weil man sie sonst einschlägt.
»Ich komme!«, rief er, und seine Stimme klang ein wenig brüchig, als er sich hinter seinem Tisch hervorarbeitete und mit wackligen Beinen aufstand. »Ich komme schon!« Er griff nach seinem Stock und humpelte zur Haustür, holte tief Luft und machte sich am Riegel zu schaffen.
    Es war weder Frost noch Severard. Auch nicht Goyle oder einer seiner kuriosen Praktikalen. Es war jemand, den er noch weniger erwartet hatte. Glokta hob eine Augenbraue und lehnte sich dann gegen den Türrahmen. »Major West, welch eine Überraschung.«
    Manchmal, wenn alte Freunde aufeinander treffen, ist plötzlich alles wieder so, als wären die Jahre nie vergangen. Die

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