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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gepresst, um den Blutfluss zum Versiegen zu bringen. Er lachte leise.
    »Sehr gut!«, sagte er dann und hustete. »Sehr wild, und auch verdammt schnell. Zweifelsohne bist du genau das, wonach wir suchen! Ich hoffe, du nimmst meine Entschuldigung an, Ferro.«
    »Wofür?«
    »Für meine schrecklichen Manieren.« Er wischte sich das Blut von der Unterlippe. »Ich hatte das wirklich verdient, aber ich musste sicher gehen. Es tut mir leid. Bin ich entschuldigt?« Er sah jetzt irgendwie anders aus, obwohl sich nichts verändert hatte. Freundlich, rücksichtsvoll, ehrlich. Als ob es ihm wirklich leid täte. Aber es brauchte wesentlich mehr, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Viel mehr.
    »Werden wir noch sehen«, zischte sie.
    »Das ist alles, worum ich dich bitte. Und darum, dass du mir und Yulwei einen Augenblick gestattest, einige … Angelegenheiten zu klären. Angelegenheiten, die am besten unter vier Augen besprochen werden.«
    »Das ist in Ordnung, Ferro«, sagte Yulwei, »sie sind Freunde.« Sie war sich verdammt sicher, dass diese Kerle nicht ihre Freunde waren, aber sie ließ es zu, dass er sie hinter den beiden Rosigs aus dem Zimmer schob. »Versuch aber bitte, sie nicht umzubringen.«
    Dieser Raum war ganz ähnlich wie der andere. Sie mussten ziemlich reich sein, diese Rosigs, auch wenn sie nicht so aussahen. Riesengroßer Kamin, aus einem dunklen, geäderten Stein gebaut. Kissen, weiches Tuch rund um die Fenster, bedeckt mit Blumen und Vögeln in winzigkleinen Stichen. Hier hing auch das Gemälde eines streng dreinblickenden Mannes mit einer Krone auf dem Kopf, der grimmig auf Ferro hinuntersah. Sie sah ebenso grimmig zurück.
    Luxus.
    Ferro hasste Luxus sogar noch mehr als Gärten.
    Luxus bedeutete Gefangenschaft, mehr noch sogar als die Gitter eines Käfigs. Weich gepolsterte Möbel verrieten mehr Gefahr als Waffen. Harter Boden und kaltes Wasser, das war alles, was sie brauchte. Weiche Dinge machen dich weich, und das wollte sie auf keinen Fall zulassen.
    Da war noch ein anderer Mann, der hier mit ihnen wartete, der mit den Händen hinter dem Rücken immer wieder im Kreis ging, als ob er es nicht mochte, zu lange still stehen zu bleiben. Kein richtiger Rosig, seine lederartige Haut lag in ihrem Farbton irgendwo zwischen dem der Rosigs und ihrem. Sein Kopf war rasiert, wie bei einem Priester. Ferro gefiel das nicht.
    Priester hasste sie am meisten von allen.
    Seine Augen leuchteten jedoch auf, als er sie entdeckte, obwohl sie ihn so böse ansah, und er eilte zu ihr hinüber. Ein komischer kleiner Mann in von der Reise abgeschabter Kleidung, dessen Glatze gerade an Ferros Mund heranreichte. »Ich bin Bruder Langfuß«, seine Hände fuchtelten wild herum, »vom großen Orden der Wegkundigen.«
    »Schön für dich.« Ferro wandte ihm ihre Schulter zu und gab sich alle Mühe, ein Wort dessen zu erlauschen, was die beiden Alten hinter der Tür besprachen, aber Langfuß ließ sich nicht abschütteln.
    »Und wie schön! Ja, ja, das ist es ganz bestimmt! Gott hat mich wirklich gesegnet! Ich bin sicher, dass niemand in der ganzen Geschichte der Menschheit je so gut für seinen Beruf geeignet war wie ich, Bruder Langfuß, für die ehrenvolle Wissenschaft der Wegkunde! Von den schneebedeckten Bergen im fernen Norden zu den sonnenüberfluteten Sandflächen des äußersten Südens, die ganze Welt ist mein Zuhause, wahrlich!«
    Er lächelte sie voll Übelkeit erregender Selbstzufriedenheit an. Ferro ignorierte ihn. Die zwei Rosigs, der große und der ausgemergelte, redeten auf der anderen Seite des Zimmers miteinander. Sie unterhielten sich in einer Sprache, die sie nicht verstand. Klang wie Schweinegrunzen. Vielleicht redeten sie über sie, aber ihr war das gleich. Sie gingen zu einer anderen Tür hinaus und ließen sie mit dem Priester allein, der noch immer mit den Lippen wackelte.
    »Es gibt wenige Nationen innerhalb des Weltenrunds, denen ich, Bruder Langfuß, ein Fremder bin, aber dennoch kann ich nicht bestimmen, wo Eure Wurzeln liegen.« Er hielt erwartungsvoll inne, aber Ferro sagte nichts. »Ihr hättet lieber, dass ich rate? Und tatsächlich, es ist ja ein Rätsel. Lasst mich überlegen … Eure Augen haben dieselbe Form wie die der Menschen im weit entfernten Suljuk, wo die schwarzen Berge steil von der schimmernden See aufragen, ja, das tun sie, und dennoch ist Eure Haut …«
    »Hör auf zu quatschen, du Wichser.«
    Der Mann brach mitten im Satz ab, hüstelte und entfernte sich hastig, sodass Ferro sich nun den

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