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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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konnte, aber er achtete nicht darauf. Saß bloß da, sah ihr zu. Still, ruhig, hässlich und gefährlich.
    »Scheiß-Rosigs«, zischte sie leise.
    Der Dünne hingegen schien überhaupt nicht gefährlich zu sein. Kränklich und mit langem Haar wie eine Frau. Ungelenk und verlegen, fuhr sich dauernd mit der Zunge über die Lippen. Hin und wieder warf er ihr einen verstohlenen Blick zu, sah dann aber sofort weg, wenn sie finster zurückschaute, schluckte, und die klumpige Ausbuchtung an seinem Hals zuckte dann rauf und runter. Er schien verängstigt, keine Bedrohung, aber Ferro behielt auch ihn im Augenwinkel, während sie den großen Kerl ansah. Besser, ihn nicht völlig außer Acht zu lassen.
    Das Leben hatte ihr beigebracht, stets auf Überraschungen gefasst zu sein.
    Damit war nur noch der Alte übrig. Sie traute niemandem von diesen Rosigs, aber dem hier am allerwenigsten. Viele tiefe Furchen in seinem Gesicht, um die Augen, um die Nase. Grausame Furchen. Harte, schwere Knochen unter seinen Wangen. Große, breite Hände, weiße Härchen auf den Handrücken. Wenn sie einen der drei würde töten müssen, würde sie, so gefährlich der Große auch aussah, als Erstes den Kahlkopf angreifen. Er hatte den Blick eines Sklavenhändlers, wie er sie musterte, von oben bis unten. Ein kalter Blick, der abschätzte, was sie wert war.
    Arschloch.
    Bayaz hatte Yulwei ihn genannt, und die beiden schienen sich gut zu kennen. »Nun, Bruder«, sagte der kahle Rosig auf Kantesisch, obwohl klar war, dass die beiden nicht verwandt waren, »wie steht es im großen Imperium von Gurkhul?«
    Yulwei seufzte. »Nur ein Jahr ist es her, seit er die Krone an sich riss, aber Uthman hat die letzten Rebellen besiegt und die Statthalter an die kurze Leine gelegt. Schon jetzt fürchtet man den jungen Imperator mehr als je seinen Vater. Uthman-ul-Dosht nennen ihn seine Soldaten, und sie sagen es mit Stolz. Beinahe ganz Kanta ist in seiner Hand. Er herrscht über alle Länder am Südlichen Meer.«
    »Abgesehen von Dagoska.«
    »Das stimmt, aber er hat bereits ein Auge darauf geworfen. Seine Armeen ziehen sich um die Halbinsel zusammen, und seine Spione sind hinter Dagoskas großen Mauern höchst aktiv. Nun, da im Norden Krieg herrscht, wird es nicht mehr lange dauern, bis er den Zeitpunkt für gekommen hält, die Stadt zu belagern, und wenn das geschieht, glaube ich nicht, dass sie ihm lange Widerstand bieten kann.«
    »Bist du sicher? Die Union beherrscht immer noch die Meere.«
    Besorgnis zog über Yulweis Gesicht. »Wir haben Schiffe gesehen, Bruder. Viele große Schiffe. Die Gurkhisen haben eine Flotte gebaut. Eine sehr mächtige, im Geheimen. Sie müssen schon vor Jahren, während des letzten Krieges, damit begonnen haben. Ich fürchte, die Union wird die Meere nur noch für kurze Zeit beherrschen.«
    »Eine Flotte? Ich hatte gehofft, es blieben noch ein paar weitere Jahre für Vorbereitungen.« Der kahle Rosig klang grimmig. »Die Umsetzung meiner Pläne wird damit nur umso dringender.«
    Das ganze Geschwätz langweilte sie. Sie war es gewohnt, immer in Bewegung zu sein, stets einen Schritt voraus zu sein, und sie hasste es, stillzustehen. Wer zu lange an einem Ort bleibt, den entdecken die Gurkhisen. Sie legte keinen Wert darauf, hier zu sitzen wie ein Ausstellungsstück, das diese komischen Rosigs anstarren konnten. Daher wanderte sie durch den Raum, während die beiden alten Männer endlos weiter viele Worte machten, blickte finster in die Runde und saugte an ihren Zähnen. Sie schwenkte die Arme hin und her. Sie trat gegen die abgeschabten Dielenbretter. Sie piekte gegen die Wandbehänge, sah dahinter, ließ die Finger über die Kanten der Möbel gleiten, schnalzte mit der Zunge und schlug die Zähne aufeinander.
    Machte alle anderen nervös.
    Sie kam an dem großen hässlichen Rosig in dem Sessel vorbei, fast nahe genug, um seine vernarbte Haut mit den fuchtelnden Händen zu berühren. Nur um ihm zu zeigen, dass sie sich von seiner Größe, seinen Narben oder sonst was nicht beeindrucken ließ. Dann spazierte sie zu dem Nervösen hinüber. Dem dürren Rosig mit den langen Haaren. Er schluckte, als sie sich näherte.
    »Sssssss!«, zischte sie ihn an. Er murmelte etwas und schlurfte davon, und sie trat an das offene Fenster, wo er zuvor gestanden hatte. Dann sah sie hinaus und wandte dem Zimmer dabei den Rücken zu.
    Nur um den Rosigs zu zeigen, dass sie ihr scheißegal waren.
    Draußen vor dem Fenster lagen Gärten. Bäume, Pflanzen,

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