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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Geistern reden?«
    »Ja.« Ferro verzog das Gesicht. Der neunfingrige Rosig sah so aus, als ob er kaum mit anderen Menschen reden könnte.
    »Und wenn du den Samen findest«, ertönte Yulweis Stimme hinter der Tür, »dann soll Ferro ihn tragen?«
    »Sie hat das rechte Blut, und irgendjemand muss es tun.«
    »Dann sei vorsichtig, Bayaz. Ich kenne dich, vergiss das nicht. Wenige kennen dich besser als ich. Gib mir dein Wort, dass du auf sie Acht geben wirst, auch nachdem sie dir nützlich war.«
    »Ich werde besser auf sie Acht geben als auf meine eigene Tochter.«
    »Achte besser auf sie als auf die Tochter des Schöpfers, dann werde ich zufrieden sein.«
    Langes Schweigen. Ferro mahlte ihre Kiefer gegeneinander, während sie über das Gehörte nachdachte. Juvens, Kanedias, Zacharus – diese seltsamen Namen bedeuteten ihr nichts. Und was war das für ein Samen, der die ganze Schöpfung zu Asche verbrennen konnte? Sie wollte mit so etwas nichts zu tun haben, dessen war sie sich sicher. Ihr Platz war im Süden, wo sie die Gurkhisen mit Waffen angreifen konnte, die sie verstand.
    Die Tür öffnete sich, und die beiden alten Männer traten ein. Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Der eine dunkelhäutig, hochgewachsen, knochig und mit langem Haar, der andere weißhäutig, untersetzt und kahl. Sie sah sie misstrauisch an. Es war der Weiße, der zuerst sprach.
    »Ferro, ich habe dir ein Angebot zu …«
    »Ich gehe nicht mit dir, närrischer Rosig.«
    Ganz kurz zog ein Schatten der Verärgerung über das Gesicht des Kahlkopfs, aber er hatte sich schnell wieder im Griff. »Wieso nicht? Was sonst hast du zu tun, was keinen Aufschub duldet?«
    Darüber musste sie keine Sekunde nachdenken. »Rache.« Ihr Lieblingswort.
    »Ah. Ich verstehe. Du hasst die Gurkhisen?«
    »Ja.«
    »Sie schulden dir noch etwas, für das, was sie dir angetan haben?«
    »Ja.«
    »Dafür, dass sie deine Familie, dein Volk, dein Land geraubt haben?«
    »Ja.«
    »Dafür, dass sie dich versklavt haben«, flüsterte er. Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an und fragte sich, woher er so viel über sie wusste, und ob sie nicht noch einmal über ihn herfallen sollte. »Sie haben dich beraubt, Ferro, sie haben dir alles weggenommen. Sie haben dir dein Leben gestohlen. Wenn ich an deiner Stelle wäre … wenn ich gelitten hätte so wie du … dann gäbe es nicht genug Blut im ganzen Süden, um mich zufrieden zu stellen. Ich würde jeden gurkhisischen Soldaten tot sehen wollen, bevor ich Ruhe fände. Ich würde jede gurkhisische Stadt brennen sehen wollen, bevor ich Ruhe fände. Ich würde ihren Imperator vor seinem eigenen Palast in einem Käfig verrotten sehen wollen, bevor ich Ruhe fände!«
    »Ja!«, fauchte sie mit einem wilden Lächeln auf ihrem Gesicht. Jetzt sprach er ihre Sprache. Yulwei hatte niemals so gesprochen – vielleicht war dieser alte Rosig doch gar nicht so übel. »Du verstehst mich! Deswegen muss ich zurück in den Süden!«
    »Nein, Ferro.« Jetzt war es der Kahlkopf, der grinste. »Du verstehst noch nicht, welche Möglichkeit ich dir biete. Der Imperator ist es im Grunde nicht, der in Kanta herrscht. So mächtig er auch scheint, so tanzt er doch nach der Pfeife eines anderen, der stets im Hintergrund bleibt. Khalul nennt man ihn.«
    »Der Prophet.«
    Bayaz nickte. »Wenn du einen Schnitt abbekommst, hasst du dann das Messer oder den, der es schwingt? Der Imperator, die Gurkhisen – sie sind nur Khaluls Werkzeuge, Ferro. Die Herrscher kommen und gehen, aber der Prophet ist stets da, hinter ihnen. Flüsternd. Drängend. Befehlend. Er ist es, der dir all das angetan hat.«
    »Khalul … ja.« Die Verzehrer hatten diesen Namen genannt. Khalul. Der Prophet. Der Palast des Imperators wimmelte vor Priestern, das wusste jeder. Die Paläste der Statthalter auch. Priester, sie waren überall, sie schwärmten aus wie Insekten. In den Städten, den Dörfern, unter den Soldaten, überall verbreiteten sie ihre Lügen. Flüsternd. Drängend. Befehlend. Yulwei war seinem Gesicht nach nicht zufrieden mit der Wendung der Dinge, aber Ferro wusste, dass der alte Rosig recht hatte. »Ja, das verstehe ich.«
    »Hilf mir, und ich verhelfe dir zu deiner Rache, Ferro. Echter Rache. Nicht ein toter Soldat oder zehn, sondern Tausende. Zehntausende! Vielleicht der Imperator selbst, wer weiß?« Er zuckte die Achseln und wandte sich halb von ihr ab. »Dennoch, ich kann dich nicht zwingen. Geh zurück in die Wüsten Lande, wenn du willst –

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