Kriegsklingen (First Law - Band 1)
zehn Fuß mehr entfernt, und hinter ihr tauchten zwei weitere Masken auf, die mit Stöcken in den Händen hinter den Kabinen hervorkamen. Fünf. Fünf insgesamt.
»Scheiße«, sagte er.
»Was, zum Teufel, hält sie auf?«, grollte Bayaz und ging im Zimmer auf und ab. Jezal hatte den alten Mann noch niemals so verärgert erlebt, und aus irgendeinem Grund machte ihn das nervös. Jedes Mal, wenn er sich näherte, spürte Jezal den Drang zurückzuweichen. »Ich gehe jetzt baden, verdammt noch mal. Könnte Monate dauern, bis ich wieder dazu komme. Monate!« Bayaz marschierte hinaus und schlug die Badezimmertür hinter sich zu, sodass Jezal und der Zauberlehrling allein zurückblieben.
Sie hatten zwar ungefähr ein Alter, aber ansonsten überhaupt nichts gemeinsam, soweit Jezal das erkennen konnte, und er starrte Quai mit unverhohlener Verachtung an. Ein kränklicher, wieselartiger, vertrockneter Bücherwurm. Dieses ganze schmollende, muffelige Verhalten war doch irgendwie lächerlich. Verdammt unhöflich auch. Für wen hielt er sich eigentlich, dieser arrogante Welpe? Wieso glaubte er, so aufgebracht sein zu müssen? Er war es doch nicht, dem man das ganze Leben mit einem Schlag unter den Füßen weggezogen hatte.
Aber immerhin, wenn er hier schon mit jemandem von denen allein zurückbleiben musste, dann hätte er es schlimmer treffen können, dachte er. Es hätte der irre Nordmann sein können, der ihm schwerzüngig und ungeschickt ein Gespräch aufdrücken wollte. Oder diese gurkhisische Hexe, die ihn mit ihren teufelsgelben Augen immer wieder anstarrte. Ihm schauderte, wenn er nur daran dachte. Lauter höchst befähigte Leute, hatte Bayaz gesagt. Er hätte darüber lachen mögen, wäre ihm nicht so zum Weinen gewesen.
Jezal ließ sich gegen die Kissen eines hochlehnigen Sessels sinken, aber auch diese weichen Polster hatten wenig Tröstendes. Seine Freunde waren nun auf dem Weg nach Angland, und er vermisste sie jetzt schon. West, Kaspa, Jalenhorm. Sogar den Drecksack Brint. Auf ihrem Weg zu Ehren und Ruhm. Der Kriegszug würde lange schon vorbei sein, wenn er von dem düsteren Ort, an den ihn der verrückte Alte führen wollte, wieder zurückgekehrt war – wenn er denn überhaupt je wiederkam. Wer konnte sagen, wann es den nächsten Krieg und somit die nächste Möglichkeit geben würde, Ruhm zu gewinnen?
Wie sehr wünschte er sich, gegen die Nordmänner ziehen zu können. Wie sehr wünschte er sich, bei Ardee zu sein. Es kam ihm vor, als sei es eine Ewigkeit her, dass er das letzte Mal glücklich gewesen war. Sein Leben war schrecklich. Schrecklich! Er lümmelte teilnahmslos in seinem Sessel und fragte sich, ob es überhaupt noch schlimmer kommen konnte.
»Gurggg«, machte Logen, als ein Stock gegen seinen Arm krachte, dann noch einmal gegen seine Schulter und dann gegen seine Rippen. Er taumelte zurück, sank halb auf die Knie und wehrte die Schläge ab, so gut er konnte. Von irgendwo hinter ihm konnte er Ferro schreien hören, ob vor Wut oder vor Schmerz, vermochte er nicht zu sagen, er war zu sehr damit beschäftigt, sich zusammenschlagen zu lassen.
Etwas Hartes traf auf seinen Schädel, heftig genug, um ihn gegen die Sitzreihen zu schleudern. Er fiel auf den Bauch, und die erste Bank traf ihn gegen die Brust, dass ihm die Luft ausging. Von seiner Kopfhaut rann Blut auf seine Hände, in seinen Mund. Seine Augen tränten, seit er einen Hieb auf die Nase erhalten hatte, seine Knöchel waren aufgeschürft und blutig, beinahe so zerfetzt wie seine Kleidung. Einen Augenblick lag er da und versuchte die Kräfte, die ihm noch geblieben waren, zu sammeln. Hinter der Bank entdeckte er ein großes Stück Bauholz. Er packte es an einem Ende. Es war lose. Mit einem Ruck zog er es zu sich heran. Es fühlte sich gut an in seiner Hand. Schwer.
Er atmete tief ein und raffte sich noch einmal auf. Dann bewegte er prüfend seine Arme und Beine ein wenig. Nichts gebrochen – außer der Nase vielleicht, aber das war nicht das erste Mal. Er hörte Schritte hinter sich. Langsame Schritte. Da ließ sich jemand Zeit.
Er richtete sich allmählich auf und versuchte so auszusehen, als sei er noch völlig benommen. Dann stieß er wildes Gebrüll aus und wirbelte herum, wobei er das Stück Bauholz über seinem Kopf schwang. Es zerbrach an der Schulter des maskierten Mannes mit einem mächtigen Krachen in zwei Stücke, und die eine Hälfte flog ein Stück weit und rutschte über das Gras. Der Mann heulte unterdrückt auf und
Weitere Kostenlose Bücher