Kriegsklingen (First Law - Band 1)
rannen von dem Schnitt auf seiner Wange und fielen auf ihre Maske. Ihre Hand schoss hoch und versuchte sein Gesicht zu erwischen, um ihm den Kopf zurückzudrücken. Ihr Finger bohrte sich in seine Nase.
»Ahhh!«, schrie er. Schmerz schoss durch seinen Kopf. Er ließ sie los und stand taumelnd auf, eine Hand auf das Gesicht gepresst. Sie kroch davon, hustete, versetzte ihm einen Schlag in die Rippen, sodass er sich zusammenkrümmte, aber er hielt noch immer die Kette fest und riss nun mit aller Kraft daran. Ihr Arm schoss nach vorn, sie schrie auf und prallte gegen ihn, und sein Knie traf sie in den Rippen und ließ sie nach Luft schnappen. Logen packte sie hinten an ihrem Hemd, hob sie halb vom Boden hoch und warf sie dann die Treppe hinunter.
Sie überschlug sich, rollte und kugelte nach unten, bis sie kurz vor dem Ende der Stufen auf der Seite liegen blieb. Logen fühlte sich versucht, hinunterzulaufen und der Sache ein Ende zu machen, aber er hatte keine Zeit. Sie war sicherlich nicht allein gewesen. Er drehte sich um und hinkte, seinen verdrehten Knöchel verfluchend, in die andere Richtung davon.
Von allen Seiten stürmten Geräusche auf ihn ein, hallten von irgendwoher über den Flur. Entferntes Rasseln und Krachen, Rufe und Schreie. Er sah ins Dunkel, humpelnd, nass geschwitzt, eine Hand gegen die Wand gepresst. Vorsichtig spähte er um eine Ecke, um zu sehen, ob die Luft rein war. Er fühlte etwas Kaltes an seinem Hals. Ein Messer.
»Noch am Leben?«, flüsterte ihm eine Stimme ins Ohr. »Du stirbst nicht so leicht, was, Rosig?« Ferro. Langsam schob er ihren Arm weg.
»Wo hast du das Messer her?« Er wünschte, er hätte auch eins.
»Hat er mir gegeben.« In den Schatten nahe der Wand lag eine zusammengekrümmte Gestalt, der Bodenbelag war mit dunklem Blut getränkt. »Hier lang.«
Ferro schlich den Flur hinunter, suchte Deckung in der Dunkelheit. Immer noch hörte er die Geräusche, unter ihnen, neben ihnen, überall um sie herum. Sie krochen eine Treppe hinunter, in einen düsteren Korridor, der mit dunklem Holz vertäfelt war. Ferro sprang von einem Schatten zum nächsten und kam schnell voran. Logen konnte ihr nur nachhumpeln, er zog ein Bein nach und versuchte nicht aufzuschreien, wenn er das Gewicht auf den verletzten Fuß verlagern musste.
»Da! Das sind sie!« Gestalten weiter hinten auf dem dunklen Flur. Er wandte sich um und wollte losrennen, aber Ferro streckte den Arm aus. Da kamen noch mehr aus der anderen Richtung. Links war eine große Tür, die einen Spalt breit offen stand.
»Hier hinein!« Logen schob sich hindurch, und Ferro huschte hinterdrein. Innen standen einige große Möbel, darunter ein Geschirrschrank, dessen oberer Teil aus Regalen bestand, auf denen Teller aufgereiht worden waren. Logen schnappte ihn sich an einer Seite und schob ihn vor die Tür, wobei einige der Teller herunterkrachten und auf dem Boden in Stücke zersprangen. Er lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Das würde sie aufhalten, zumindest für eine Weile.
Ein großer Raum mit hoher, gewölbter Decke. Zwei breite Fenster nahmen den größten Teil einer der holzgetäfelten Wände ein, ihnen gegenüber befand sich ein großer gemauerter Kamin. Dazwischen stand ein langer Tisch mit zehn Stühlen auf jeder Seite, gedeckt für eine Mahlzeit, komplett mit Besteck und Kerzenleuchtern. Ein großes Esszimmer, und es gab nur einen Weg hinein. Oder hinaus.
Logen hörte hinter der Tür gedämpfte Rufe. Der große Schrank erzitterte hinter seinem Rücken. Ein weiterer Teller fiel klappernd von dem Brett, auf dem er gestanden hatte, traf auf seine Schulter und zerbarst auf den Steinfliesen in viele kleine Stücke.
»Ein toller Plan, verdammte Scheiße«, zischte Ferro. Logens Füße rutschten weg, während er versuchte, den schwankenden Schrank gegen die Tür gedrückt zu halten. Sie eilte zum nächsten Fenster, kratzte an den Metallrähmchen, die die kleinen Scheiben einfassten, versuchte, ihre Fingernägel irgendwo hineinzubohren, aber es gab keinen Weg hinaus.
Logens Blick blieb an etwas hängen. Ein altes Langschwert, das als Wandschmuck über dem Kamin hing. Eine Waffe. Er schob den Schrank ein letztes Mal gegen die Tür und eilte dann darauf zu, packte den langen Griff mit beiden Händen und riss es aus seiner Halterung. Es war stumpf wie ein Pflug, die schwere Klinge rostfleckig, aber noch sehr solide. Ein Hieb mit diesem Schwert würde einen Mann nicht in zwei Hälften spalten, aber ihn auf alle Fälle zu
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