Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Hochkönig diese Zustimmung?“
Emerald erwartete ungeduldig das Ende der Ratssitzung. Thanatos hatte das gemeinsame Abendessen verpasst. Seine Frau, die, wenn es um solche Dinge ging, die Forderung an jedes Familienmitglied stellte, pünktlich bei Tisch zu sein, erschrak leicht, als die Tür endlich geöffnet wurde. Sie stieß sich von der Tischkante ab, an die sie sich bisher gelehnt hatte, und wollte gerade zu reden beginnen, als sie bemerkte, dass ihr Gatte nicht alleine war. Ihr Herz machte einen Hüpfer, als sie den General an der Seite Thanatos’ erblickte. Sie hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen, da ihr Mann sie selten in seine Pläne und die Politik einweihte. Emerald hatte eine Schwäche für den General, die nun schon seit Jahren andauerte. Er schien all die Qualitäten zu besitzen, die Thanatos fehlten.
Er würde den besseren Hochkönig abgeben.
Während Thanatos’ Körperbau schon seit jeher zur Korpulenz geneigt hatte, war General Voltan trotz seiner fortgeschrittenen fünfzig Jahre noch athletisch gebaut. Die wenigen Muskeln, die Thanatos während seiner Jugendjahre aufgebaut hatte, waren inzwischen schwabbelig. Wie sehr sehnte sich Emerald danach, ihre Hände auf den gestählten Körper des Generals zu legen. Seine Muskeln zu massieren und die Festigkeit, die ihr dann Widerstand leisten würde, zu spüren. Die beiden Männer waren ungefähr gleich alt. Thanatos Haar war noch tiefschwarz, doch obwohl schon beinahe voll ergraut, sah der General um einiges jünger aus.
Er hätte Hochkönig werden müssen.
Diese Gedanken kamen ihr nicht zum ersten Mal. Alles, was Thanatos ausmachte, war sein Bluterbe, das er Roban verdankte. Um die wichtigsten Entscheidungen für sein Reich zu treffen, hatte der Hochkönig stets die Meinung seines treuen Ratgebers gebraucht.
Emerald setzte ein gewinnendes Lächeln auf, das sie zuerst ihrem Gatten schenkte und dann Voltan, der sie mit seinen stahlgrauen Augen kritisch musterte. Ihr Lächeln gefror ein wenig.
Oh, er machte sie wahnsinnig. Dieser Mann wusste, was er wollte. Er kannte seine Pflichten und hätte es nie gewagt, die Frau des Hochkönigs anzufassen. Voltan hatte ihr nie mehr als kühle Höflichkeit geschenkt und sie stets distanziert behandelt. Auch an diesem Abend deutete er eine elegante Verbeugung an und wartete dann darauf, dass Thanatos sich von seinem Schock erholt hatte, seiner Frau so unerwartet gegenüberzustehen.
„Guten Abend, mein Herzblatt“, stotterte er.
Emerald machte einen Knicks, wobei ihr Kleid aus Seide raschelte und knisterte.
Wie gut, dass sie sich nach dem Tee am Nachmittag noch umgezogen hatte. Das Kleid war einfach geschneidert und leuchtete in vollen Gelb- und Goldtönen. Der Rock war nur leicht drapiert und hatte eine kurze Schleppe. Eng anliegend, wie es war, schmeichelte das Mieder der grazilen Figur der Hochkönigin, die stets auf ihre Linie geachtet hatte – auch nachdem sie das letzte Kind geboren hatte. Ihr Busen war voll, hing jedoch schon ein wenig müde an ihrer Brust hinunter. Das Mieder vertuschte diese Tatsache auf das Vortrefflichste und drückte ihren Busen sogar noch ein wenig in die rechte Position. Emerald hatte ihr weizenfarbenes Haar zu einem locker fallenden Zopf flechten lassen, in den kleine gelbe Blümchen gesteckt worden waren. Um ihren schlanken Hals und die filigranen Schlüsselbeinknochen rollte sich eine Kette aus massivem Gold, an der ein Bernstein in Tropfenform hing.
Ja, sie war zufrieden mit ihrem Aussehen. Sie sah wie die Gattin des Hochkönigs aus. Schön und trotzdem dezent. Denn sie war sich sicher, dass Algier Voltan kein Mann war, der Kitsch und Glitzerfummel etwas abgewinnen konnte.
„Mein Herzblatt, der General und ich ...“
Er will mich loswerden. Ich muss mir einen Grund einfallen lassen, damit ich bleiben kann.
Emeralds Gedanken rasten.
„Ich bin sicher, die beiden Herren sind hungrig.“ Sie lächelte, wobei sie in den Gesichtern der beiden Männer nach Bestätigung suchte. Natürlich fand sie auf Voltans emotionsloser Maske nichts, doch die Augen ihres Gatten begannen zu leuchten, als sie das Essen erwähnte. „Ich bin sicher, dass noch etwas von der Hirschhüfte übrig ist, die man uns zum Abendessen zubereitet hat. Dazu gibt es Reis, Bohnen, Preiselbeersauce mit Zitronengras und einen herrlich würzigen Rotwein aus Soocul, den uns König Ragnar aus seiner Provinz mitgebracht hat.“
Emerald unterdrückte ein triumphierendes Grinsen, da sie wusste, dass Thanatos
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