Kriegsspiele auf Zelos
Angriff entschließen.«
»Das nicht«, entgegnete Conrad. »Aber wenn es ums Überleben gehen sollte, könnten wir sie in die Luft jagen. Setzen sie zum Sturmangriff an – aber ich glaube nicht, daß es dazu kommt –, schalten wir die Minen auf Druck. Dann sind wir die Unsterblichen los, aber das Kriegsgericht wartet … Nimm dein Megaphon, Schwarzer. Du wirst gleich den Friedensengel spielen müssen.«
Durch die Lücken in den Reihen wurden jetzt verschiedene hölzerne Fahrzeuge gerollt. Es handelte sich tatsächlich um Belagerungsmaschinen: Ballisten, Katapulte, mobile Widder. Sie waren angriffsbereit.
Scolopen ritt sein Langhorn ein paar Meter vorwärts.
Zwei Krieger verließen ihre Reihen und blieben zu beiden Seiten des Königs stehen. Sie hoben etwas an die Lippen, das wie silberne Jagdhörner aussah und setzten zu einem melodischen Schmettern an. Dann riefen sie gleichzeitig ein paar Worte.
»Was sagen sie?« fragte Conrad.
Kwango kratzte sich am Kopf. »Grob übersetzt: Schweigen, dem Untergang Geweihte. Scolopen spricht!«
»Antworte: Wir sind nicht dem Untergang geweiht, aber wir werden zuhören.«
Kwango benutzte sein Sprachrohr. Viele der Zeloser machten erstaunte Gesichter. Einige lachten. Vielleicht überrascht es sie, daß Kwango ihre Sprache spricht. Möglicherweise lachen sie aber auch, weil er und seine Leute nicht einsehen wollten, daß sie dem Untergang geweiht sind, dachte Conrad.
Scolopen kam noch ein wenig näher, begleitet von seinen Herolden.
Der König blickte auf die Palisaden, während seine Finger sich um den Schwertgriff legten. Dann sprach er langsam, mit kräftiger Stimme – offenbar dachte er daran, daß die Fremden mit seiner Sprache nicht sehr vertraut sein konnten.
»Du brauchst mir nur den Sinn seiner Worte zu sagen, Kurt.«
»Er grüßt die ungebetenen Fremden, die als Gastgeschenk den Tod brachten. Er ist hier, um das Geschenk zurückzugeben. Er wird uns jedoch noch eine kurze Frist lassen, damit wir uns unseren Göttern empfehlen können, ehe er uns zum Richten zu ihnen schickt.«
»Sag ihm, wir wollen diese Frist lieber nutzen, um mit ihm zu reden.«
Wieder benutzte Kwango das Megaphon. Nach kurzem Schweigen antwortete Scolopen. Kwango übersetzte: »Er sagt, weise Männer würden die Zeit zum Beten nutzen, nur Narren vergeuden ihren Atem. Trotzdem ist er bereit, uns kurz zuzuhören. Er will wissen, ob ich, mit dem schwarzen Gesicht, der Häuptling dieses merkwürdigen Stammes bin.«
»Paß auf, bring ihm das so eindrucksvoll bei, wie du kannst, sag ihm, daß ich, Conrad mit dem Silberauge, Herr des Himmels, Meister des Feuers, Feldherr von Riesen, der Häuptling dieses Stammes bin. Sag ihm, daß ich Frieden und Freundschaft mit ihm möchte, aber daß ich verheerend zuschlagen kann, wenn man mich herausfordert. Und sag ihm, daß du mein Sprecher bist.«
»Verdammt, Boß, so viele Worte kenne ich nicht.«
»Tu, was du kannst, Hauptsache, es erweckt den Eindruck, daß ich verdammt mächtig bin.«
Kwango rollte die Augen und sprach in stockendem Zelosisch. Als er endete, lachte Scolopen, und seine Unsterblichen ebenfalls. Schweigen gebietend hob der König die Hand. Er sprach so langsam, daß Kwango gleich übersetzen konnte.
»Wisse, Conrad mit dem Silberauge, Freundschaft zwischen deinem Volk und meinem ist nicht möglich. Blut ist geflossen, dafür muß Rache genommen werden. Mein Sohn sitzt nicht länger an seines Vaters Tafel, und auch andere gute Männer starben. Allein dafür muß ein hoher Preis bezahlt werden. Ich habe eine deiner Frauen, wie du siehst. Meine Hauptleute haben sich ein wenig mit ihr vergnügt, obgleich es ihr keinen Spaß machte. Du wirst sie gleich sterben sehen. Auch habe ich die Maschine, die mit solchem Lärm durch die Luft flog. Ihre Flügel schweigen jetzt. Du sprichst große Worte, Feldherr von Riesen. Aber ich sehe keine Riesen, und ich sehe keine Armee. Deine Zeit ist gekommen!«
Conrad wandte sich an Kwango: »Sag ihm, sein Sohn lebt, und es geht ihm gut. Wir werden ihn gegen Hildegard austauschen. Sag ihm, daß bei uns tapfere Männer keine Frauen abschlachten. Sag ihm, wir wollen immer noch Frieden.«
»Okay, Boß, aber dieses zelosische Palaver bereitet mir Kopfschmerzen.«
»Du wirst es überleben, Kwango. So wie es aussieht, hat Dolfuss schlimmere Schmerzen an schlimmeren Stellen.«
Während Kwango redete, kämpfte Hildegard schwach gegen ihre Fesseln an und schien zu versuchen, etwas zu rufen. Conrad strengte
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