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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dafür, daß sie seinen Schutz akzeptieren mußten.
    Kaum waren ihm die Worte entschlüpft, als Nerith totenblaß wurde und lauthals schrie. Weiterhin unaufhörlich schreiend, stürzte sie den Hang hinab, kletterte eilig über umgestürzte Bäume, fiel hin und rappelte sich wieder hoch.
    »Verdammt! Fangt sie wieder ein!« fauchte Rand. Der saldaeanische Spähtrupp hetzte der Frau hinterher und ließ die Pferde über die Hindernisse setzen, ohne gebrochene Beine oder Hälse in Betracht zu ziehen, woraufhin sie noch unbedachter zwischen den Pferden umhersprang.
    Am Eingang des östlichsten Passes eröffnete sich mit einem Silberblitz ein Wegetor. Ein Soldat in schwarzer Jacke zog sein Pferd hindurch, sprang in den Sattel, als das Wegetor erlosch, und trieb sein Tier zum Galopp in Richtung des Hügelkamms an, wo Gedwyn und Rochaid warteten. Rand beobachtete dies ungerührt. Lews Therin knurrte in seinem Kopf, man müsse alle Asha'man töten, bevor es zu spät wäre.
    Als die drei Männer den Hang zu Rand hinaufritten, hatten vier der Saldaeaner Nerith auf den Boden gepreßt und fesselten ihre Hände und Füße. So wie sie um sich schlug und biß, waren vier Mann dazu nötig, und ein belustigter Bashere bot eine Wette an, daß sie die vier Männer überwältigte. Anaiyella murrte, man solle der Frau den Schädel spalten. Rand sah sie stirnrunzelnd an.
    Der Soldat zwischen Gedwyn und Rochaid sah Nerith unbehaglich an, als sie vorüberritten. Rand erinnerte sich vage daran, ihn an dem Tag in der Schwarzen Burg gesehen zu haben, als er zum ersten Mal die silbernen Schwerter verteilte und Taim die allererste Drachen-Anstecknadel verlieh. Der junge Mann hieß Varil Nensen und trug noch immer den seinen dichten Schnurrbart verbergenden, durchscheinenden Schleier. Er hatte jedoch nicht gezögert, als er sich seinen Landsleuten gegenübersah. Seine Treue galt jetzt der Schwarzen Burg und dem Wiedergeborenen Drachen - wie zumindest Taim stets betonte. Der zweite Teil dieser Aussage klang stets wie ein Nachgedanke.
    »Euch wird die Ehre zuteil, dem Wiedergeborenen Drachen selbst Bericht zu erstatten, Soldat Nensen«, sagte Gedwyn widerwillig.
    Nensen richtete sich im Sattel auf. »Mein Lord Drache!« bellte er und schlug sich mit der Faust an die Brust. »Weitere Feinde stehen ungefähr dreißig Meilen westlich von hier, mein Lord Drache.« Dreißig Meilen war der Radius, den Rand den Kundschaftern zu sondieren befohlen hatte, bevor sie zurückkehren sollten. Was nützte es, wenn ein Soldat Seanchaner fand, während die übrigen noch weiter westlich zogen? »Vielleicht die Hälfte derer, die hier waren«, fuhr Nensen fort. »Und ...« Seine dunklen Augen zuckten erneut zu Nerith. Sie war jetzt gefesselt, und die Saldaeaner bemühten sich gerade, sie auf ein Pferd zu binden. »Und ich habe keinerlei Frauen gesehen, mein Lord Drache.«
    Bashere blickte blinzelnd gen Himmel. Dunkle Wolken zogen von Gipfel zu Gipfel, aber die Sonne sollte noch hoch am Himmel stehen. »Es ist an der Zeit, die Männer zu verköstigen, bevor die übrigen zurückkehren«, sagte er und nickte zufrieden. Nerith hatte es geschafft, ihre Zähne in das Handgelenk eines Saldaeaners zu schlagen, und sie ließ nicht locker.
    »Verköstigt sie rasch«, sagte Rand verärgert. Würde sich jede Sul'dam, die er gefangennahm, als so schwierig erweisen? Höchstwahrscheinlich. Licht, was würde geschehen, wenn sie eine Damane gefangennahmen? »Ich will nicht den ganzen Winter in diesen Bergen verbringen.« Gille die Damane. Er konnte einen Namen nicht mehr auslöschen, wenn er erst auf jene Liste gelangt war.
    Die Toten schweigen niemals, flüsterte Lews Therin. Die Toten schlafen niemals.
    Rand ritt zu den Feuern hinab, aber er hatte keinen Appetit.
    Furyk Karede betrachtete von der Spitze eines Felsvorsprungs aus die bewaldeten Berge ringsherum, scharfe Spitzen wie bedrohliche Fänge. Sein großer, gescheckter Wallach richtete die Ohren auf, als vernehme er etwas, das Karede entgangen war, aber ansonsten stand das Tier still. Karede mußte häufig anhalten und die Linse seines Fernrohrs abwischen. Leichter Regen fiel aus einem grauen Morgenhimmel. Die beiden schwarzen Federn auf seinem Helm waren gebeugt statt aufgerichtet, und Wasser lief seinen Rücken hinab. Der Regen war unbedeutend, jedenfalls im Vergleich zu gestern. Im Süden rollte drohend Donner. Karedes Sorge galt jedoch nicht dem Wetter.
    Unter ihm schlängelten sich die letzten von zweitausenddreihundert

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