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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weitaus gemächlicher, aber sie trat nicht wesentlich langsamer fort. Den Gürteldolch mit dem Silbergriff ließ sie wieder in seine Scheide an ihrer Taille gleiten.
    Das Heilen war eine einfache, wenn auch nicht gerade bequeme Angelegenheit. Die Befiederung des Pfeils wurde abgebrochen und der restliche Pfeil mit einem scharfen Ruck, der Rand keuchen ließ, ganz herausgezogen. Schmutz und Holzsplitter würden abfallen, wenn sich die Haut zusammenzog, aber nur Flinn und wenige andere konnten die Macht benutzen, die nötig war, um tieferliegende Bruchstücke zu beseitigen. Morr legte zwei Finger an Rands Brust, schob mit angespanntem Ausdruck die Zunge zwischen die Zähne und wob das Heilgewebe, wie er es stets machte. Anders funktionierte es bei ihm nicht. Es waren nicht die komplizierten Gewebe, die Flinn benutzte. Nur wenige konnten sie gestalten und bisher niemand so gut wie Flinn. Dies war einfacher. Grober. Hitzewellen durchströmten Rand so stark, daß er stöhnte und Schweiß aus jeder Pore strömte. Er zitterte heftig bis zu den Zehen. Ein Braten im Ofen mußte sich ähnlich fühlen.
    Der plötzliche Hitzestrom verebbte langsam wieder, und Rand lag keuchend da. In seinem Kopf keuchte auch Lews Therin. Töte ihn! Töte ihn! Immer wieder.
    Rand dämpfte die Stimme zu einem fernen Summen und dankte Morr - der junge Mann blinzelte, als wäre er überrascht! -, ergriff dann das auf dem Boden liegende Drachenszepter und zwang sich aufzustehen, wenn er auch schwankte. Bashere wollte ihm einen Arm darbieten, trat aber auf eine Geste hin zurück. Rand konnte einigermaßen ohne Hilfe stehen. Er hätte jedoch keinesfalls die Macht lenken können. Als er seine Seite berührte, fühlte er Blut, und die alte runde Narbe und der neuere, darüber verlaufende Schnitt fühlten sich weich an. Sie waren nie ganz verheilt.
    Er betrachtete die beiden Frauen einen Moment. Anaiyella murmelte etwas, das vage wie ein Glückwunsch klang, und gönnte ihm ein unterwürfiges Lächeln. Ailil stand sehr aufrecht da, als sei nichts geschehen. Hatten sie ihn sterben lassen wollen? Oder ihn töten wollen? Aber wenn dem so war - warum hatten sie dann ihren Waffenträgern die Verantwortung übertragen und waren herbeigeeilt, um nach ihm zu sehen? Andererseits hatte Ailil ihren Dolch gezogen, als von seinem Tod die Rede war.
    Die meisten Saldaeaner und Illianer galoppierten gen Norden oder ritten den Hang des Hügels hinab und verfolgten die letzten Seanchaner. Weiramon erschien von Norden und ritt langsam auf einem großen, glänzenden Schwarzen heran, der mit den Hufen scharrte, als er Rand sah. Die Waffenträger ritten in Doppelreihe hinter ihm.
    »Mein Lord Drache«, begann der Hochlord, während er abstieg. Er schien noch immer so sauber wie in Illian. Bashere war im Gegensatz zu ihm zerzaust und hier und da ein wenig schmutzig, und Gregorins edle Kleidung war entschieden dreckig. Weiramon verbeugte sich auf eine Art, die an einem Königshof Beschämung hervorgerufen hätte. »Verzeiht, mein Lord Drache. Ich dachte, ich hätte vor dem Kamm Seanchaner herannahen sehen und wollte mich ihnen entgegenstellen. Ich hätte niemals diese anderen vermutet. Ihr wißt nicht, wie sehr es mich schmerzen würde, wenn Ihr verletzt worden wärt.«
    »Ich kann es mir denken«, sagte Rand trocken, und Weiramon blinzelte. Seanchaner, die herannahten? Vielleicht. Weiramon würde jede Gelegenheit für einen ruhmreichen Angriff nutzen. »Wo stehen die Seanchaner jetzt, Bashere?«
    »Sie ziehen sich zurück«, erwiderte Bashere. Am entgegengesetzten Ende des Tals flammten einen Moment erneut Feuer und Blitze auf, wie um ihn Lügen zu strafen.
    »Eure ... Eure Kundschafter sagen, alle wären auf dem Rückzug«, sagte Gregorin, rieb sich den Bart und warf Morr einen unbehaglichen Seitenblick zu. Morr grinste ihn offen an. Rand hatte den Illianer im dichtesten Kampfgetümmel an der Spitze seiner Männer gesehen, wie er sie ermutigte und sein Schwert mit wilder Hemmungslosigkeit schwang, aber bei Morrs Grinsen zuckte er zurück.
    Dann kam Gedwyn heran, der sein Pferd nachlässig, fast überheblich führte. Er sah Bashere und Gregorin hämisch an, bedachte Weiramon mit einem Stirnrunzeln, als wisse er bereits von dem Fehler des Mannes, und betrachtete Ailil und Anaiyella, als wollte er sie zwicken. Die beiden Frauen zogen sich hastig zurück, was auch die Männer außer Bashere taten. Selbst Morr. Gedwyn berührte als Gruß an Rand beiläufig mit der Faust die Brust.

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