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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Birgittes Entsetzen.
    »Eine von uns«, stimmte Nynaeve traurig zu. Aviendha fuhr mit dem Daumen über ihre Dolchklinge, was Elayne dieses eine Mal als angemessen empfand.
    Vandene bat darum, einige Augenblicke mit ihrer Schwester allein gelassen zu werden, dann setzte sie sich auf den Boden und barg Adeleas in ihren Armen, noch bevor die anderen draußen waren. Jaem, Vandenes alter Behüter, erwartete sie bereits mit einer zitternden Kirstian.
    Plötzlich erklang aus der Hütte heftiges Wehklagen, der lauthals ausgestoßene Schrei einer Frau, die alles verloren zu haben glaubte. Ausgerechnet Nynaeve wandte sich um und wollte wieder hineingehen, aber Lan legte ihr eine Hand auf den Arm, und Jaem pflanzte sich mit nicht wesentlich freundlicherem Blick als Lan vor der Tür auf. Sie konnten nichts anderes tun als Vandene ihrem Schmerz zu überlassen. Und den Schmerz zu teilen, wie Elayne erkannte, als sie das Gewirr von Empfindungen in ihrem Kopf spürte, das Birgitte war. Sie erschauderte, und Birgitte legte ihr einen Arm um die Schultern. Aviendha tat es ihr von der anderen Seite gleich und bedeutete Nynaeve, sich ihnen anzuschließen, was sie nach kurzem Zögern tat. Der Mord, an den Elayne so leichthin gedacht hatte, war eingetreten. Eine ihrer Gefährtinnen war eine Schattenfreundin, und der Tag fühlte sich plötzlich unsagbar kalt an, aber die Nähe ihrer Freundinnen wärmte sie.
    Obwohl sich die Windsucherinnen bescheiden unterordneten, brauchten sie für die letzten zehn düsteren Meilen nach Caemlyn durch den Schnee zwei Tage. Nicht daß sie Merilille auch nur annähernd weniger hart bedrängten. Nicht daß die Frauen der
    Schwesternschaft aufhörten, miteinander zu sprechen, und nicht weiterhin in Schweigen verfielen, wann immer eine Schwester oder eines der Mitglieder des Frauenzirkels in ihre Nähe kam. Vandene, die ihrem Pferd den silberbeschlagenen Sattel ihrer Schwester aufgelegt hatte, schien fast noch ebenso gelassen wie an Adeleas' Grab, aber Jaems Blicke trugen das stille Versprechen des Todes in die Welt, das gewiß auch Vandene im Herzen trug. Elayne hätte auch dann nicht glücklicher sein können, der Mauern und Türme Caemlyns ansichtig zu werden, wenn der bloße Anblick ihr die Rosenkrone beschert und Adeleas zurückgebracht hätte.
    Sogar Caemlyn, eine der großen Städte der Welt, hatte niemals zuvor eine Gruppe wie die ihre beherbergt, und als sie erst innerhalb der wuchtigen Stadtmauern aus grauem Stein gelangt waren und die Neustadt entlang breiter, schlammiger, von Menschen und Karren und Wagen bevölkerter Straßen durchquerten, erregten sie Aufmerksamkeit. Ladenbesitzer standen in ihren Eingängen und gafften. Kutscher zügelten ihre Gespanne, um sie anzustarren. Hoch aufragende Aielmänner und große Töchter des Speers beobachteten sie anscheinend von jeder Ecke aus. Die meisten Leute schienen die Aiel nicht zu bemerken, aber Elayne tat es durchaus. Sie liebte Aviendha ebenso sehr wie sich selbst, vielleicht sogar mehr, aber sie konnte keinen Gefallen an einem Heer bewaffneter Aiel finden, das durch Caemlyns Straßen zog.
    Elayne verspürte allmählich das Gefühl, nach Hause zu kommen. Die Straßen folgten den Windungen der Hügel, und jede Erhebung bot eine neue Aussicht auf schneebedeckte Parks, Monumente und bunt gedeckte Türme, die in der Nachmittagssonne in hundert Farben schillerten. Schließlich befanden sie sich vor dem Königlichen Palast selbst, eine Ansammlung von hellen Erkern, goldenen Kuppeln und kunstvoll durchbrochenen Steinmetzarbeiten. Das Banner Anders, der Weiße Löwe auf rotem Feld, wehte von fast jeder Spitze, und von den übrigen wehten das Drachenbanner und das Banner des Lichts.
    An den hohen, vergoldeten Palasttoren ritt Elayne in ihrem von der Reise verschmutzten grauen Reitgewand voraus. Tradition und Legende besagten, daß Frauen, die sich dem Palast beim ersten Mal in Prunk näherten, stets scheiterten. Sie hatte deutlich gemacht, daß sie dies allein tun mußte, und doch wünschte sie fast, Aviendha und Birgitte wäre es gelungen, sie umzustimmen. Die Hälfte der zwei Dutzend Wächter vor den Toren waren Töchter des Speers der Aiel, die übrigen Männer mit Helmen und blauen Jacken mit einem rotgoldenen Drachen über der Brust.
    »Ich bin Elayne Trakand«, verkündete sie laut und überrascht darüber, wie ruhig sie klang. Ihre Stimme war weit zu hören, und überall auf dem großen Platz wandten sich Menschen von ihren Begleitern ab und ihr zu. Die

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