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Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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des Bischofs unterstellt«.
Er prahlte, »daß der Priester viel höher steht als ein König«, daß »
sogar die Person des Königs selbst der Macht des Priesters unterworfen ...
daß dieser ein größerer Herrscher ist als jener«. Konnte er doch auch rufen: »Die Häupter der Regierung genießen keine solche Ehre wie der Vorsteher der Kirchen. Wer ist der erste am Hofe, wer, wenn er in die Gesellschaft der Frauen, wer, wenn er in die Häuser der Großen kommt? Keiner hat den Rang vor ihm«. 18
    Und natürlich will der Patriarch die geistliche Würde in jedem Fall, will er sie stets geehrt sehen, »mag ihr Träger wie immer beschaffen sein« – eine Forderung, Doktrin, die kein »weltlicher« Tyrann sich leisten könnte, ohne in Orkanen von Gelächter unterzugehn; eine Bauernfängerei simpelsten Schlags, die hier aber jede Amoralität, jede Schuftigkeit deckt, die alle Schäfchen, die dümmsten zumal, die meisten, befriedigt. Können diese Kirche doch noch so viele, so große Schurken »anführen«, noch so kolossale Ausbeutungen reich, so ungeheure Gangstereien mächtig machen – sie selbst ist immer makellos, ist heilig – einfach fabelhaft! (Vgl. I 275.) Und gar nicht seinetwegen will ein Kirchenfürst umschwärmt, hofiert sein, ach, wer denkt so kleinlich selbstisch: »wir wollen geehrt sein, doch nicht unseretwegen – Gott bewahre!« Nein, bedenkt, ruft »Goldmund«, der Patron der Prediger – der, man muß sich dessen stets erinnern, auch die Lüge zum Zweck des Seelenheils erlaubt, durch Beispiele sogar des Alten wie Neuen Testaments belegt –, »bedenkt: es handelt sich hier nicht um uns, sondern um das oberhirtliche Amt selbst; nicht um diese oder jene Persönlichkeit, sondern um den Bischof! Niemand schenke
mir
Gehör, sondern der hohen Würde!« »Solange wir aber auf diesem Stuhle sitzen, solange wir die oberhirtliche Stelle einnehmen: so lange haben wir sowohl die Würde als die Gewalt, wenn wir dessen auch unwürdig sind«. Wie gesagt, fabelhaft – und ihre Argumentation noch heute. Noch heute fangen sie damit die Massen. Nein, sie selber wollen nicht geehrt sein. Sie sind ganz schlicht, bescheiden, bieder, »auch bloß Menschen«. Nur Gott soll man in ihnen ehren, und der ist größer als alles. 19
    Johannes hatte also Feinde, und sein weltkluger Gegner Theophil, nicht zufällig in Alexandrien »Amphallax« (etwa: Schlaufuchs) genannt, spielte alles, was möglich war, gegen ihn aus und entwand ihm Trumpf um Trumpf. Statt sich zu verteidigen, schritt er zum Angriff und trieb den Kampf, nach altbewährter Art, hinüber auf das dogmatische Terrain, indem er Johannes der »Häresie« des Origenes bezichtigte.

Kirchenvater Epiphanius, die Synode ad Quercum, Mord und Totschlag im Patriarchenpalast

    Im Winter 402 schickte der Alexandriner dem Konstantinopeler Patriarchen einen eingefleischten »Ketzerjäger« auf den Hals, Kirchenvater Epiphanius von Salamis (Konstantia) auf Cypern (I 163 f). Großtuerisch schrieb ihm Theophil, die Kirche Christi habe »den aus ihren Höhlen kriechenden Schlangen des Origenes mit dem Schwert des Evangeliums den Kopf abgeschlagen und die heilige Streitschar der nitrischen Mönche von der verderblichen Seuche befreit«. Epiphanius, berüchtigter Hersteller eines »Arzneikastens zur Heilung von allen Häresien«, hatte das Feldgeschrei gegen Origenes angestimmt und sich auf diesen umstrittensten Theologen der alten Kirche – in seinem »Giftschrank«: Registernummer 64 – früh eingeschossen; zumal dessen Anhang Epiphanius in seinem eignen Sprengel zu schaffen machte und ihm Origenes' spiritualisierende Tendenz, seine symbolische Exegese, unausstehlich schien. Sogar viele Katholiken bescheinigen inzwischen dem berühmten Bischof entnervend geringe Geisteskraft, einen zwar glühenden, doch unerleuchteten Eifer – als entspränge nicht das ganze Christentum dem spätantiken »failure of nerve« (Murray), einem Mangel an Denkkraft und Nerven ...
    Schon 390 oder 392 war der »Patriarch der Orthodoxie« (Nicaea II, 787) nach Jerusalem gefahren, dessen Ortsbischof mit Origenes sympathisierte. Epiphanius hatte vor versammelter Gemeinde den Origenismus bekämpft und Erzbischof Johannes beschworen, doch von Origenes zu lassen, »dem Vater des Arius, der Wurzel aller Häresien«. Fortgesetzt forderte er Johannes zur bedingungslosen Verdammung des »Ketzers« auf. Und Theophil suchte damals durch Isidor, seinem nach Jerusalem entsandten alten Vertrauten und überzeugten

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