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Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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willen nicht gleich beim Weißen Kloster krepieren zu lassen. Denn »wenn du es Gottes wegen willst, so übergib sie ihren Verwandten, damit sie nicht in unserer Umgebung sterben ...«. 101
    Bloß die Nonnen verhaute der Abt nicht selber; er scheute wohl Versuchungen. Eine Art ständiger Gesandter, ein »Greis«, vertrat ihn da. Und die »Mutter« des Klosters, die Vorsteherin, mußte ihm, dem »Vater«, alle Straffälle melden, worauf er die Zahl der Schläge bestimmte. Nur Mädchen durften jederzeit ohne seine Einwilligung verdroschen werden. In beiden Klöstern gab es, wie in anderen, Kinder, wenn auch über ihr Dasein nicht viel mehr bekannt ist, als daß darin Prügelstrafen »eine Hauptrolle spielten«; »Kinder hatten ja im Weißen Kloster stets das Vorrecht, viel geschlagen zu werden«. Ihr Elend in christlichen Klöstern verdiente gründliche Studien. Auch ihr Schicksal in (christlichen) Heimen noch heute! 102
    Über die Prügel, die Abt Schenute den Nonnen zudachte, berichtet ein im Schrifttum des koptischen Mönchtums einzigartiger Brief:
    »Theonoë, die Tochter des Apa Hermef, von der ihr uns in der ersten Zeit berichtet habt, daß sie in böser Weise Verbrechen beging und daß sie stahl: dreißig Stockhiebe.
    Die Schwester des Apa Psyros, von der ihr in der ersten Zeit uns berichtet habt, daß sie heimlich etwas wegtrug: zwanzig Stockhiebe.
    Sophia, die Schwester des kleinen Alten, von der ihr uns berichtet habt, daß sie denen hartnäckig widersprach und entgegnete, die sie belehrten, und vielen (anderen) ohne Grund, und daß sie der Alten eine Ohrfeige ins Gesicht oder an den Kopf gab: zwanzig Stockhiebe.
    Dschenbiktor, die Schwester des kleinen Johannes, von der ihr uns berichtet habt, daß ihre Einsicht und Erkenntnis nicht vollendet sei: fünfzehn Stockhiebe.
    Taese, die Schwester des kleinen Pscha@, von der ihr uns berichtet habt, daß sie zu Sansno geeilt ist in Freundschaft und fleischlichem Gelüste: fünfzehn Stockhiebe.
    Takus, die Hrebekka heißt, deren Mund gelernt hat, in Lüge und Eitelkeit zu reden: fünfundzwanzig Stockhiebe.
    Sophia, die Schwester des Zacharias: zehn Stockhiebe. Und ich weiß, weshalb man sie ihr geben wird.
    Und ihre Schwester Apolle hätte es ebenfalls verdient, daß man ihr Stockhiebe gibt. Aber Gottes wegen und wegen der Fürsorge, die ihr zugewendet wird, verzeihen wir ihr diesmal, sowohl wegen jenes (verbotenen) Verkehrs, als auch wegen des Gewandes, das sie sich in eitler Lust anlegte ... Denn ich weiß, daß sie es (Stockhiebe) nicht würde vertragen können, da sie sehr fett und dick ist ...
    Sophia, die Schwester des Joseph: fünfzehn Stockhiebe. Und ich weiß, weshalb man sie ihr geben wird.
    Sansno, die Schwester des Apa Hello, die welche sagt: Ich belehre andere: vierzig Stockhiebe. Denn manchmal eilte sie zu ihrer Nachbarin voll Freundschaft; manchmal wieder log sie wegen eitler, vergänglicher Dinge, sodaß sie ihrer Seele schadet, deren doch die ganze Welt nicht wert ist, noch weniger ein Bild oder eine Trinkschale oder ein Becherchen, derentwegen sie lügt.
    All diese (Schläge) wird ihnen der Greis mit seinen Händen (d.h. persönlich) auf ihre Füße geben, während sie auf der Erde sitzen und die Alte und Tahom sie ihm halten und andere ältere Frauen mit ihnen. Und auch jene Greise ..., indem sie mit Stöcken ihre Füße festhalten, bis er aufhört sie zu züchtigen, wie auch wir das im Anfang bei einigen taten. Die aber, die sich ihm in irgend etwas widersetzen, soll er uns nennen, wenn er zu uns kommt; wir werden euch dann belehren, was mit ihnen geschehen soll. Wenn er ihnen aber noch mehr Schläge geben will, gut; es ist recht, was er tun wird. Wenn er aber weniger geben will, so hat er das zu bestimmen. Wenn er jemanden ausstoßen will, gut. Wenn aber sein Herz mit einigen von euch zufrieden ist, sodaß er ihnen auch diesmal verzeihen will ... gut.« 103
    Auch der Strafe der Ausstoßung, die häufig vorkam, gingen manchmal Gefängnis und Geißelung voraus. Doch diese und andere Ungeheuerlichkeiten rechtfertigt Theologe Leipoldt mehr oder minder summarisch: »
Der Erfolg ist da:
Schenute hat sein Kloster durch die Gefahren des allzu raschen Wachstums so gut es ging hindurchgerettet. Die Folgezeit war an die Regel und ihre Härten gewöhnt ...« 104

5. Kapitel

Papst Leo I.
(440–461)
    »... eine Führerpersönlichkeit«.
    Daniel-Rops 1

    »... bis zu Leo I. gab es auf dem Stuhle Petri auch nicht einen Bischof von geschichtlicher Bedeutung und

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