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Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Größe«.
    Ferdinand Gregorovius 2

    »Er hat gebrüllt, und die feigen Herzen der Tiere begannen zu zittern«.
    Von Papst Sergius I. 688 gesetzte Grabschrift für Leo I. 3

    »Mit seinem Namen spielend, hat man ihn bis in unsere Tage als den Löwen vom Stamme Juda gepriesen, eine Schmeichelei, die er nicht verdient. Eher könnte man ihn dem Fuchs vergleichen«.
    Johannes Haller 4

    »Leo ist der erste altchristliche Papst, von dem wir wissen, daß er eine klare und bestimmte Papstidee
besaß ... Sie ging von der Tatsache aus, daß der römische Bischof der Nachfolger des Apostels Petrus ist. Daraus zog Leo die Folgerung, daß er dieselbe Befugnis besitze, die Christus dem Apostel verlieh«.
    Der katholische Theologe Albert Ehrhard 5

    »Diese Primatslehre ... hat Leo d. Gr. so vorzüglich geliefert, daß sie bis zum heutigen Tag das Rückgrat des Papsttums geblieben ist«.
    Walter Ullmann 6

Über die Heimat Leos I., seine Eltern, seinen Studiengang ist nichts bekannt. »The best that can be suggested cannot be more than a guess« (Jalland). Ältere katholische Autoren lassen ihn gern sehr vornehmen Kreisen entstammen – »Ketzern« sagt man in unsicheren Fällen eher »geringe« Herkunft nach. Geboren wurde Leo vermutlich gegen Ende des 4. Jahrhunderts, und die meisten Handschriften des »Liber Pontificalis« nennen ihn einen geborenen Toskaner. Vor allem Volterra beansprucht, sein Geburtsort zu sein. Noch 1543 belegte es jeden, der dort Leos Gedächtnistag, den 11. April, nicht festlich beging, mit einer Geldstrafe von 48 Solidi! 7
    Tiro Prosper von Aquitanien, unter Leo Kurialer, nennt allerdings Rom seine Heimat, auch er selbst Rom »mein Vaterland«, was freilich weitere Bedeutung haben kann. Sicher ist nur, daß Leo schon unter seinen Vorgängern Coelestin I. und Sixtus III. Diakon des »Apostolischen Stuhles« war und bereits großen Einfluß hatte. Selbst Kyrill von Alexandrien mühte sich um ihn. Und die Regentin des Westens, Galla Placidia, schickte ihn im Sommer 440 nach Gallien, um die Feindschaft zwischen dem Feldherrn Aëtius und dem Statthalter Albinus beizulegen. Während dieser Mission wurde der Archidiakon Leo zum Papst gewählt und nach seiner Rückkehr am 29. September 440 konsekriert. 8

Leo I. predigt seinen Vorrang – und den Laien Demut
    Historisch bedeutend wurde dieser Papst durch seinen Ausbau des römischen Primats. Mit geringem Rückhalt an der Tradition – die letzten Vorgänger ausgenommen –, doch um so größrer Selbstverständlichkeit, Systematik, Konsequenz, festigte und erweiterte er die päpstlichen Machtansprüche.
    Zu ihrer Begründung, ihrer Propagierung, diente ihm vor allem die Petrusdoktrin. Man hatte sie zwar dem ganzen Abendland, einschließlich Afrikas, schon aufgeredet. Leo strapazierte sie aber besonders oft und steigerte sie zur päpstlichen Vollgewalt (plenitudo potestas), zur »Petrinologie«, nicht ohne sie mit Elementen der heidnischen Rom- und Reichsideologie zu verbinden und einem entsprechenden »Hofzeremoniell«. Unentwegt spricht Leo von Petrus. Immer wieder rückt er ihn ganz in den Mittelpunkt. Dann setzt er die römischen Bischöfe mit Petrus gleich. Er macht sie zu »Teilhabern« an Petri Ehre, weiter zu dessen »Erben«. Auch der Begriff des »Stellvertreters« Petri taucht um diese Zeit auf. Und mit dem Begriff des »Stellvertreters«, des »Erben«, identifiziert Leo mit Petrus sich auch juridisch, beansprucht er sämtliche seiner vermeintlichen Vollmachten. Durch allerlei kühne Exegetenkünste gleicht er Petrus, »die Trompete der Apostel«, auch Jesus an, läßt er ihn teilhaben an der Macht Gottes, um derart daran wieder den Papst partizipieren zu lassen. Alles steht da »in unwandelbarer Teilhaberschaft«. Denn durch den Mund des Papstes spricht Petrus. Wer den Papst hört, hört Petrus, hört Christus, hört Gott! »Wenn wir also unsere Ermahnungen in eurer Heiligkeit Ohren senken, so glaubet, daß er selbst, als dessen Stellvertreter wir amtieren (cuius vice fungimur), spricht.«
    Hatte Petrus bei Cyprian einen Primat nur inter pares, so hebt Leo jetzt Petrus hoch über alle hinaus. Immer wieder beschwört er Petri Vorrang, den Führungsanspruch der Päpste, Rom als den Stuhl der Stühle –
die
sedes apostolica, das Haupt der Kirche, die Überlieferung dabei umbiegend, steigernd, auch völlig neue Ansprüche erhebend, wobei er sich sogar Valentinians und der Damen des kaiserlichen Hauses bedient, die er Briefe nach Konstantinopel schreiben

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