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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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seinerzeit die Donation seines Vaters wesentlich erweitert und dem Papst den größten Teil Italiens zugestanden, lediglich das langobardische Königreich im Norden ausgenommen. »Heute ist man von dieser Meinung abgekommen« (de Bayac). Doch später fabelte man sogar, Karl soll in Rom dem hl. Petrus einen Teil Sachsens sowie der von ihm bereits zum Christentum bekehrten Provinz Westfalen vermacht haben – worauf sich Papst Gregor VII. einmal als eine allbekannte Sache berief. 19
    Nach der Einnahme des erbittert verteidigten und ausgehungerten Pavia, Anfang Juni 774, setzte sich Karl, der sich nun »König der Franken und Langobarden und Patricius der Römer« nannte, selbst die Eiserne Krone auf und schlug das Langobardische Reich zum Fränkischen. Es gab weder eine Wahl noch eine eigentliche Krönung. Alles geschah aus eigener Macht, durch das »Recht« des Stärkeren. Das Reich blieb bestehen, nur sein König verschwand, und er trat an seine Stelle – in der Geschichte Europas die erste »Personalunion« (Fleckenstein).
    Der Räuber bezog den Palast seines einstigen Schwiegervaters, kassierte den ungeheuren langobardischen Königsschatz und spendete davon nicht kärglich seinen Schlächtern. Er selbst behielt allerdings bloß den Norden des Reiches. Ravenna und Rom übergab er dem Papst; sah sich freilich auch hier als den eigentlichen Gewalthaber an.
    Desiderius aber, der letzte König der Langobarden, wanderte nebst Gattin und Tochter, Karls früherer Frau, in fränkische Gefangenschaft und verschwand in einem fränkischen Kloster (wahrscheinlich in Corbie), wo er noch einige Zeit gelebt haben soll. Jedenfalls verschwand er für immer.
    Das Langobardenreich war ausradiert. Nur ein einziges seiner Herzogtümer bestand bis 1050 relativ selbständig fort, das südlichste und größte, Benevent. Es umfaßte zu Beginn des 8. Jahrhunderts, der Zeit seiner höchsten Blüte, im Süden Teile Kalabriens bis Cosenza und Apuliens bis Tarent und Brindisi und reichte im Norden zeitweise sogar bis Chieti. Das Land war weit, fruchtbar und hatte einen gut entwickelten Handel. Im Innern besaßen seine Herzöge fast so viel Macht wie die langobardischen Könige in ihrem Reich, außenpolitisch wurden sie nahezu autonom. Von den Franken zunächst in loser Abhängigkeit gehalten, mußten sie diesen dann immer größere Tributzahlungen leisten.
    Nach dem Raub Langobardiens durch Karl, nach der Beseitigung des Königs, der Vertreibung seines Sohnes aus Italien, setzte Herzog Arichis II. von Benevent das Paveser Königtum gewissermaßen fort. Er war ein besonders kunstbeflissener, von Desiderius 758 berufener und mit dessen ebenso kluger wie gebildeter Tochter Adelperga verheirateter Fürst, der nun den Titel princeps annahm und sich krönen ließ.
    Die Franken waren den Beneventanern verhaßt. Um keinen Preis wollten sie unter deren Knute kommen wie bereits ihre Nachbarn im Herzogtum Spoleto. Als Karl schon wieder Sachsen schlachtete, spann Arichis ein gegen den König und den Papst gerichtetes Komplott mit dem nach Byzanz geflohenen Desiderius-Sohn Adalgis. Er sollte sich mit griechischen Truppen an die Spitze eines Aufstands stellen, den auch die Herzöge Hrodgaud von Friaul, Hildebrand von Spoleto und Reginbald von Chiusi unterstützten. Doch bevor man im März 776 losschlagen konnte, wurde die Sache verraten, Papst Hadrian alarmierte Karl über den drohenden Angriff »zu Wasser und zu Lande«, wobei er ganz ähnliche Zungenschläge benutzte wie zwanzig Jahre früher Papst Stephan gegenüber Pippin. »Darum beschwöre ich Euch bei dem lebendigen Gott und dem Fürsten der Apostel, uns unverzüglich zu Hilfe zu eilen, damit wir nicht zugrunde gehen.«
    Karl, gerade von einem siegreichen Sachsengemetzel zurück, eilte trotz der ungünstigen Jahreszeit mitten im Winter des neuen Jahres 776 zum nächsten, wenn auch kurzen Krieg. Mit einer ausgewählten Truppe überquerte er die schneeverschütteten Alpen, schlug die nur in Friaul ausgebrochene Erhebung nieder »und unterwarf ganz Italien seiner Herrschaft«, meldet Einhard lakonisch. Der Langobarde Hrodgaud, der Führer der Rebellen, von Karl selbst zum Herzog in Friaul eingesetzt, fiel im Kampf. Karl bestrafte die Verschwörer hart. Viele wurden verbannt, ihre Besitztümer konfisziert und noch mehr Geiseln genommen als früher. In die aufständischen Städte warf der Sieger Besatzungen und löste die langobardischen »duces« weitgehend durch fränkische Grafen ab (et disposuit omnes

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