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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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aus römischem Adel, war bereits der dritte Papst aus dem Hause Colonna, und seinerseits wieder ein eifriger Begünstiger seiner Verwandten, die sich in den höchsten Staatsstellungen finden. Sein Onkel Theodat war Primicerius der Kirche und führte die Titel Konsul und Dux. Sein Neffe Paschalis wurde unter ihm ebenfalls Primicerius (das Amt entsprach etwa dem eines heutigen Ministerpräsidenten). Und auch Neffe Theodor bekam großen Einfluß in Rom.
    Außenpolitisch brach Hadrian mit der zuletzt langobardenfreundlichen Politik seines Vorgängers. Sofort bezog er Front gegen Desiderius, der sich weigerte, der Römischen Kirche gewisse Städte und Gebiete herauszugeben, die sie den Raubkriegen Pippins verdankte. Auf päpstlichen Befehl wurde alsbald der Parteigänger der Langobarden, Paul Afiarta, auf dem Rückweg von deren Hof durch den Erzbischof Leo von Ravenna verhaftet, der ihn foltern und hinrichten ließ. 15
    Die Vernichtung der Häupter der langobardischen Kurienfaktion zeitigte wieder Drohungen und Angriffe des langobardischen Königs gegen den Kirchenstaat, mit den obligatorischen Brandstiftungen, Plünderungen, Morden. So kam es erneut zu Hilferufen des Papstes, nicht anders als unter seinem Vorgänger Stephan II., der einst Karls Vater Pippin nach Italien gerufen. Und wie Papst Stephan seinerzeit auf Krieg bestand, so Papst Hadrian nun. Er erinnerte Karl geradezu an Pippins Beispiel. Er mahnte ihn wiederholt, drängte ihn, »für den Dienst Gottes und die Gerechtsame des h. Petrus und die Tröstung der Kirche gegen Desiderius und die Langobarden« einzutreten, »die Erlösung der h. Kirche Gottes zu vollziehen«. Derart bahnte er das Eingreifen Karls in Italien an, der dann fünfmal in den Süden zog, ein Vorspiel vieler künftiger Italienzüge deutscher Kaiser.
    Hadrian selbst, gegenüber Karl vielleicht der geschicktere Diplomat, der herauszuschlagen suchte, was rebus sic stantibus herauszuschlagen war, sah den fränkischen König (der gern versprochen, seine Romfahrten aber immer wieder hinausgezögert hat) allerdings nur dreimal. Jetzt freilich, da Desiderius sich auch zum Anwalt der Rechte der zu ihm geflüchteten Witwe Gerberga und der unmündigen Kinder Karlmanns machte, die der »große« Onkel um ihr Erbe, um die Hälfte des Frankenreiches gebracht, überzog dieser, nach eingehender Beratung mit seinen Großen, das Langobardenreich, neben dem Fränkischen das einzig noch übriggebliebene germanische Reich, 773 mit einem (weiteren) Krieg. »Für beide war kein Platz auf der Welt« (Cartellieri).
    Warum nicht?
    Einhard meldet darüber: »Auf Bitten des Bischofs Hadrian von Rom unternahm er [Karl] den Krieg gegen die Langobarden. Diesen hatte auch schon sein Vater Pippin auf Andringen des Papstes Stephan unternommen, nicht ohne große Schwierigkeiten, denn einige fränkische Große, mit denen er gewöhnlich zu Rate ging, sprachen sich so entschieden gegen sein Vorhaben aus, daß sie sogar offen erklärten, sie würden den König verlassen und nach Hause zurückkehren.«
    Auch diesmal hatten die Franken keine große Lust, die Kastanien für den Heiligen Vater aus dem Feuer zu holen. Auch diesmal neigten sie zum Frieden. Doch der König gab offensichtlich den Ausschlag. Sein einstiger Schwiegervater war ihm verhaßt, geradezu gefährlich geworden, seit er sich zum Beschützer der karolingischen Waisen gemacht, das Erbrecht von Gerbergas Kindern nicht nur verteidigt, sondern sogar versucht hatte, Hadrian zur Salbung von Karlmanns Söhnen zu Königen zu bewegen. Nicht zufällig fing Karl in Italien zuerst die Familie seines Bruders und machte sie unschädlich. Der Papst, dessen überall ausgehobene Truppen bei weitem nicht gegen die Kriegsmacht seiner Gegner aufkommen konnten, brannte nur so auf Karls Intervention. Doch da dieser nicht als böser Onkel, der er ja war, und nicht als Anzettler eines Krieges gegen die katholischen Langobarden vor der Welt erscheinen wollte, machte er seinem Glaubensgenossen und Ex-Schwiegervater vermittelnde Angebote, in der Hoffnung freilich, daß sie abgelehnt würden, was auch geschah.
    Und noch während die Verhandlungen liefen, hatte Karl Geheimverbindungen mit Oppositionellen in Langobardien aufgenommen. Ein großer Teil des dortigen Klerus zumal war ihm gewogen, darunter ein besonderer Gegner des Desiderius, der Gründerabt Anselm von Nonantola (früher Herzog von Friaul), der auch Karls Sieg erleichtert haben soll. Natürlich hatte der Franke, noch während er auf

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