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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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und in den Schlachten wurde so viel wertvolle Beute erobert, daß man mit Recht sagen kann, die Franken hätten den Hunnen rechtmäßig das weggenommen, was diese früher anderen Völkern unrechtmäßig geraubt hatten ... Seinen letzten Feldzug unternahm Karl gegen die Nordgermanen; man nennt sie auch Dänen ... ursprünglich Seeräuber ... Das waren also die Kriege, die der mächtige König Karl ... mit großer Umsicht plante und erfolgreich ausführte. Er vergrößerte das Frankenreich, das er bereits groß und stark von seinem Vater Pippin übernommen hatte, fast um das Doppelte ... Karl erwies sich so ... als großer Herrscher und war dauernd mit Plänen solcher Art beschäftigt.«
    Einhard 2

    »Sein Ziel war es, mit dem Einsatz der germanischen Wucht die Welt, soweit sie ihm erreichbar war, für Gott und Christus zu gewinnen.«
    Der Jesuit Schöffel 3

Beginn karolingischer Kultur bei den »Erzheiden« oder Mit »christlichen Fahnen nach Sachsen hinein«

    Karls Heere, bei seinen größten Feldzügen auf etwa knapp 3000 Reiter und 6000 bis 10000 Fußsoldaten berechnet, haben in der Regel wohl selten mehr als 5000 bis 6000 Krieger umfaßt – was ihnen, nebst Bagage, schon die Länge eines vollen Tagesmarsches verlieh. Sie waren »gut« geführt. Ihr Kern bestand, ganz anders als noch bei seinem Großvater Karl Martell, aus schwerer Kavallerie; die Ritter ausgerüstet mit Kettenhemd, Helm, Schild, Beinschienen, mit Lanze und Streitaxt (was jeweils dem Gegenwert von etwa 18 bis 20 Rindern entsprach) – alles für Jesus Christus nun in die Waagschale geworfen. Die durchweg noch zahlreichen Fußverbände kämpften mit Keule und Bogen. (Erst seit Karl der Kahle 866 jeden Franken, der ein Pferd besaß, zum Kriegsdienst verpflichtete, spielte Infanterie im Heer keine große Rolle mehr.) Eine Bezahlung der karolingischen Krieger gab es übrigens nicht: der Raub wurde verteilt. 11
    Die christliche Metzelei (»Schwertmission«), womit Karl die Sachsenkriege seines Vaters fortsetzte, begann 772. Der »milde König«, wie ihn gerade seinerzeit wiederholt die Reichsannalen nennen, eroberte damals die sächsische Grenzfeste Eresburg (heute Obermarsberg an der Diemel), in der ersten Hälfte der Sachsenkriege ein wichtiger Ausgangspunkt seiner Militäroperationen. Und er zerstörte (wahrscheinlich dort) die Irminsul, das sächsische Nationalheiligtum: ein ungewöhnlich großer Baumstamm, den die Sachsen als die »das All tragende Säule« in einem heiligen Hain unter freiem Himmel verehrten. Später vertraute Karl dem Abt Sturmi von Fulda das Kommando über die immer wieder eroberte, verlorene, zerstörte und wieder aufgebaute Eresburg an.
    Leisteten doch auch sonst Bischöfe und Äbte Kriegsdienste für ihn. Sie waren überdies, wie die Grafen, zur Unterhaltung eines Waffenlagers verpflichtet; selbst die Äbtissinnen. Auch begleiteten schon damals Scharen von Geistlichen das fränkische Heer, »damit sie«, berichtet Sturmis Biograph, »das Volk, welches seit Anfang der Welt von den Fesseln der Dämonen umstrickt war, durch heilige Unterweisung im Glauben unter das sanfte und süße Joch Christi beugten«. Genau seit jenem Jahr auch führte Karl einen Siegesstempel mit der Umschrift: »Christus schütze Karl, den König der Franken.«
    Nachdem die Christen drei Tage lang die Kultstelle gänzlich verheert, den heiligen Hain verbrannt, die Säule vernichtet hatten, zogen sie mit den dort aufgestapelten Weihgeschenken, reichen Gold- und Silberschätzen, davon – »der milde König Karl«, melden die Reichsannalen schlicht, »brachte das Gold und Silber, das er dort fand, mit«. Und schon bald erhob sich über dem geplünderten und ruinierten heidnischen Heiligtum eine Kirche »mit Peterspatrozinium« (Karpf) – der Torwart des Himmels anstelle des sächsischen Gottes Irmin (vermutlich identisch mit dem germanischen Gott Saxnoth/Tiwas), welch ein Fortschritt! 12
    In den beiden nächsten Jahren stritt der »milde König« vor allem in Italien; hatte ihn doch Papst Hadrian durch den Boten Petrus (der Gesandte hieß wirklich so) eingeladen »aus Liebe zu Gott und für das Recht des hl. Petrus und der Kirche zu Hilfe gegen König Desiderius ...« (Annales regni Francorum). Doch bereits 774, kaum zurück vom Raub des Langobardenreiches, jagte der gute König Karl vier Heereskontingente zu den bösen Sachsen, drei gingen »mit Gottes Hilfe als Sieger hervor«, wie der Reichsannalist abermals meldet, der vierte Trupp kehrte sogar

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