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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Baiern den Sieg gegen ihre Feinde, wie einst Gideon; Gott möge Tassilo Mut geben, wie Samson; Gott sei mit ihnen wie mit David, der Goliath besiegte. Gott ...« etc. Tassilo führte den »Kreuzzug«, zog nach Kärnten, brachte die Karantanen um ihre politische Selbständigkeit und eröffnete damit dort »den Beginn der Deutschen Herrschaft bis in die neueste Zeit hinein« (Waldmüller). »
Dieser Sieg Tassilos III. über die Slawen hat für mehr als ein Jahrtausend die Herrschaft der Deutschen über die Slawen bestimmt
und zugleich Deutschland und christliche Mission in die gleiche Front gebracht« (Klebel). 32
    Noch Anfang der siebziger Jahre hatte Tassilo seinen Sohn Theodo von Papst Hadrian I. taufen und salben lassen. Und sein Herzogtum besaß auch schließlich »quasikönigliche Gewalt, der nur das
nomen regium
fehlte« (Schlesinger). Doch 781 einigte sich Karl anläßlich seines Rombesuches mit Hadrian zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen Tassilo. Noch im selben Jahr erschienen zwei Gesandte des Königs sowie zwei vom Papst beauftragte Bischöfe bei dem Herzog und drängten ihn zur Erneuerung des einst Pippin geleisteten Lehnseides. Tassilo lenkte zunächst ein, widersetzte sich dann aber erneut und bat 787 den Papst um Vermittlung. Der jedoch lehnte nicht nur strikt ab, sondern drohte Tassilo und seinen »Mitschuldigen« mit dem Anathem, falls er nicht Karl in allem gehorche. Ja, er erklärte, ein eventueller fränkischer Angriffskrieg gegen ihn sei ein »gerechter Krieg«. »Wenn der Herzog durch meine Worte nicht bewogen wird, zu seiner Pflicht zu stehen, werden Karl der Große und sein Heer von jeder Sünde freigesprochen und der Verantwortung für Brandschatzung, Tötung und jeglicher Schadenshandlung, die zum Nachteil Tassilos und seiner Komplizen geschieht, enthoben.« Karl dagegen versprach er für alles mögliche Unheil, das er über die Bayern bringe, von vornherein die Absolution. Und als dieser 787 mit drei Heeren konzentrisch auf Bayern vorrückte, fand er keinen ernsthaften Widerstand. Die bayrischen Großen, »namentlich die Bischöfe« (Heuwieser), hielten es selbstverständlich mit dem Stärkeren. Tassilo mußte sich kampflos ergeben, seinen Treueid erneuern und bekam sein Herzogtum als Lehen zurück. 33
    Schon im folgenden Jahr aber wurde Tassilo auf den Reichstag nach Ingelheim zitiert, wo ihn Karl sofort verhaften und entwaffnen ließ. Dann nahm man in Bayern auch Tassilos Frau, Kinder nebst Gesinde fest und brachte sie gleichfalls herbei. Erst danach beschuldigten ihn auf der Reichsversammlung »Anhänger einer vom bayrischen Episkopat angeführten tassilofeindlichen Partei« (Sprigade); Leute, nebenbei, die in seinem Gefolge nach Ingelheim gekommen waren, eines angeblichen Bündnisses mit den Awaren, und man machte ihm förmlich den Prozeß. Allerdings nicht wegen Hochverrats, was sich offenbar nicht erweisen ließ, sondern wegen seiner – 25 Jahre zurückliegenden! – 763 in Aquitanien begangenen »Fahnenflucht« (harisliz; vgl. S. 330).
    Viel Dunkel hängt um diesen Tag – »wie über das Verschwinden der Hedenenherzöge in Mainfranken und der Alemannenherzöge nach 740« (Bosl). Die Versammlung verurteilte den Herzog einmütig zum Tod. Karl wandelte, angeblich »von Mitleid gerührt«, so der offiziöse Annalist, »aus Liebe zu Gott und weil derselbe sein Blutsverwandter war«, das Todesurteil in Klosterhaft um, gleichbedeutend mit lebenslänglichem Gefängnis – und erschien seinen Zeitgenossen auch noch als der gütige, gottesfürchtige Landesvater. Tatsächlich agierte er nur machtbesessen, bemerkenswert unbarmherzig, wirkt alles »wie eine geschickt arrangierte Szene – ein von Beginn an abgekartetes Spiel« (Epperlein).
    Tassilo wurde am 6. Juli in Sankt Goar zum Mönch geschoren, dann in das Kloster Jumièges bei Rouen gebracht. Doch nach sechsjähriger Klosterhaft, wahrscheinlich in Lorsch, holte ihn Karl 794 auf einen Reichs- und Kirchentag nach Frankfurt, ließ ihn hier in einer widerlichen Farce um Verzeihung bitten für alles, was er ihm, Karl, und den Franken angetan, und auch für seine Söhne und Töchter schriftlich auf das Herzogtum Bayern und seinen persönlichen Besitz Verzicht leisten. (Den herzoglichen Schatz hatte er natürlich schon 788 zu seinen Gunsten konfisziert.) Der Rex piissimus, dessen Barmherzigkeit die Annales Laureshamenses in diesem Zusammenhang ausdrücklich rühmen, wollte also nicht nur Tassilo, sondern die ganze Dynastie vernichten. Doch

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