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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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Ostfranken Frieden geschlossen, konnten aber bald darauf keinen mehr unter sich selber halten, was wohl auch an ihrem Frieden mit den Ostfranken lag, deren Stunde nun gekommen schien. Brach doch zwischen beiden Söhnen jetzt solcher Haß aus, »so daß wenn einer hätte den andern mit seinen Kräften erreichen und fassen können, diesem die Verurteilung zu Tode sicher war« (Annales Fuldenses).
    Arnulf, der für den jüngeren Bruder Swatopluk II. Partei ergriff, nützte diese sicherlich von Gott geschickte Situation, um mit Feuer und Schwert das Gebiet Mojmírs zu verwüsten und viele Slawen zu erschlagen; ein gutes christkatholisches Werk, das für ihn die Markgrafen Liutpold und Aribo leisteten, wobei sie freilich auch die »mit Feuer und Schwert demütigten ..., plünderten und mordeten«, die sie schützen und befreien sollten. Doch hatte Aribo selber die Brüder gegeneinander gehetzt und den mährischen Bürgerkrieg nur ausgelöst, um Beute zu machen. Gewiß wurde Aribo kurz entfernt, bald aber gänzlich begnadigt und wieder in sein altes Amt eingesetzt. 19
    Mit Mojmírs Alleinherrschaft begann auch die Wiederherstellung der kirchlichen »Ordnung«. Unter Übersendung reicher Geschenke an Papst Johann IX. erbat der Fürst für seine verwaiste Kirche neue Bischöfe und erhielt sie prompt. Doch intensivierte die Errichtung einer nationalen Kirche in Mähren noch die Feindschaft mit Bayern. Denn der Krieg wurde mit derselben Erbitterung jetzt gleichsam auch religiös geführt.
    Bereits während des Winters 898 »drangen die Fürsten der Baiern mit ihren Leuten tapfer und gewaltig« in Mähren ein, durchzogen es »mit starker Mannschaft«, verheerten, raubten, klauten, kurz, »sammelten Beute und kehrten mit dieser heim«. Und schon im Sommer 899 überfielen die Bayern Mähren erneut, ja unternahmen nun dorthin gleich zwei Kriegszüge, »plünderten und verwüsteten, was sie konnten«, wobei sie beim zweitenmal den gefangengehaltenen jungen Swatopluk samt Genossen aus dem Gefängnis befreiten und »aus Mitleid« mit sich fort führten, nicht ohne vorher die Stadt in Brand gesteckt zu haben. Und noch im Jahr 900 durchwüteten und durchsengten sie gemeinsam mit den Böhmen drei Wochen lang das Mährische Reich, nichts als Zerstörung erreichend – »und kehrten zuletzt glücklich und wohlbehalten nach Hause zurück« (Annales Fuldenses). Dann aber bekam man selbst genug mit den Ungarn zu tun. 20
    Und auch im Westen gab es Turbulenzen.

Die politische »Schlüsselfigur« der Zeit, Erzbischof Fulco von Reims, dreht sich wie ein Wetterhahn

    Nach der Absetzung Karls III. und der Anerkennung Arnulfs von Kärnten hatte der karolingische Großstaat sich endgültig aufgelöst und die führende Schicht in den diversen Reichsteilen die Könige der Nachfolgeländer aus ihren eigenen Reihen bestimmt. Es erinnert, bei allen Unterschieden, etwas an die letzten Zuckungen der Merowingerdynastie (IV 279 ff.).
    Im Westreich, aus dem Arnulf Thronangebote abgelehnt hatte, was die Entwicklung eines »deutschen« Reiches nach dem Akt von 843 (S. 122 ff.) weiter vorantrieb, bekämpften sich zwei Parteien. Die stärkere Gruppe krönte den Robertiner Graf Odo von Paris, den Sohn Roberts des Tapferen, einen Nichtkarolinger, da Karl, der nachgeborene Sohn Ludwigs des Stammlers, als Herrscher noch nicht in Frage kam. Den Krönungsakt vollzog am 29. Februar 888 in der Pfalz Compiègne der gänzlich in Politik aufgehende junge Erzbischof Walther von Sens, dem Paris als Suffraganbistum unterstand. König Odo (888–898), der sich gelegentlich inmitten eines Kriegszugs an einem Heiligengrab niederwerfen, »aufs eifrigste« beten und dazu »viele Tränen« (Annales Vedastini) vergießen konnte, war dank der Gunst Kaiser Karls des Dicken Herr über sämtliche (besonders »kriegstüchtige«) Grafschaften an der Loire, verfügte auch über einige der berühmtesten Abteien (St-Martin in Tours, St-Germain-des-Prés, St-Denis, St-Amand) und hatte einen beträchtlichen Teil des Episkopats hinter sich. Er gelobte urkundlich, den Besitz der Kirche nach Kräften zu mehren, zu erweitern, versprach auch die Verteidigung der christlichen Glaubensgrundsätze, und erst danach leistete man ihm den Treueid.
    Die andere Partei, die sich in Odos eigenem Reich gegen ihn aufwarf, führte der Erzbischof Fulco von Reims (883–900) wohl schon deshalb an, weil der Erzbischof Walter von Sens, ein Nebenbuhler seines eignen Stuhles, Odo zum König gesalbt hatte.
    Fulco,

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